Wüste

Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Seray Bayir, 14 Jahre

Als ich noch unschuldig war, naiv, ein Kind, nicht mit solchen Lasten konfrontiert hätte werden sollen, hatte ich Angst. Angst davor, in dieser Wüste zu liegen, von der ich zu oft geträumt hatte, ohne Wasser, ohne Essen. Vielleicht hatte es mir der kleine Prinz angetan, vielleicht auch die vielen Programme aus dem Fernsehen, welches mein Erzieher gewesen war.
Anders als andere Kinder in meinem Alter, hatte ich eben schon immer diese Gedanken, in dieser Wüste zu liegen, so war es eben, der Wüste, die meinen Hals trocken werden ließ, wenn ich an sie dachte, die mein Herz beengte. Schließlich wusste ich, dass wir Schuld waren, wir, die so handelten, als wäre nichts vergänglich, als hätten wir unendlich viel von allem. Von den Kunstwerken, die ohne sich um sie zu sorgen dort in der Landschaft standen, dem flüssigen Gold, was so klar und durchsichtig wie kein tausendmal poliertes Glas durch unsere Rohre fließt.

Wir waren Schuld. Aus Faulheit, aus Rücksichtslosigkeit, aus Gier. So klein und so große Gedanken.
So eine kleine Seele, die spürt, dass nichts mehr so ist wie es sein sollte, denn alles ist kaputt.
Die Luft zu dreckig, um sie tief einzuatmen, zu dreckig für diese zarten Lungen, für diese weichen Wangen, die wir alle so begehren. Mägen gefüllt mit Chemikalien und Tieren, die in ihrem eigenen Blut erstickten, ihre eigenen Jungen tottritten.
Wir sind kaputt. Nichts ist so wie es sein sollte, nichts ist natürlich, nicht mal mehr unsere Gefühle, unsere Gedanken. Geblendet von der Gier, der Sucht. Jedoch wird der Rausch, der nur einen Tag anhält gegen so viele zarte Lungen, weiche Wangen, kleine Seelen und viele Jahre eingetauscht. Jetzt müssen wir selbst schauen, was uns mehr Wert ist.
Ich möchte keine Angst mehr haben, in die Sonne zu gehen, wegen dem immer größer werdenden Ozonloch. Ich möchte mir keine Zukunft vorstellen, in der ich meine Kinder mit Atemschutzmasken zur Schule schicke.
Und eigentlich möchte ich über sowas gar nicht nachdenken müssen.
Doch es ist nicht unmöglich. Es ist noch nicht alles verloren. Wir als Menschen, als Herrscher über den Kreislauf der Welt können bei uns selbst anfangen. Jeder bei sich selbst. Wir können diese Welt noch retten, wieder zum Ursprung zurückkehren. Hauptsache wir halten uns unser Ziel immer vor den Augen.

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