Hassan Annouri
Album "International"
Frisch aus der Seele - nicht nur für Rap-Fans
Vom Albumcover schaut mir ein arabisch aussehender Mann aus einer geöffneten Autotür entgegen, sein Blick wirkt irgendwie gelangweilt und herausfordernd zugleich, keineswegs jedoch unfreundlich. Derselbe Blick auf der Rückseite, wo er mit verschränkten Armen an der Wand lehnt. Kein besonderes Cover eigentlich!
"International" heißt das erste Album dieses Mannes, der hinter vielen Rythmen und Texten von Cassandra Steen, Afrob und Sido&Harris steckt, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Zugegeben: Ich kenne mich mit dem Rap-Genre wirklich nicht gut aus. Allerdings hat mich das Hörbeispiel auf Lizzynet komplett verzaubert!
*Mut machen und Musik unter einem Hütchen*
"Hoffnung" heißt sein bekanntester Track, in dem er vom Hinfallen und Wiederaufstehen singt, von den Höhenflügen und harten Landungen des Lebens. Er sei "Ein Künstler, dessen Kunst das Mutmachen ist", heißt es im Beilagenblatt. Und zu der Kunst des Mutmachens gesellt sich definitiv auch noch musikalisches Talent! Da ist nichts mit stupiden Beats oder einfallslosen Texten, die sich zufällig gerade reimen. Hassan kombiniert Texte, die frisch aus der Seele kommen, mit eingängingen, jedoch nicht langweiligen Melodien und Rythmen, mit häufiger Unterstützung von klassischen Instrumenten und Gesangseinlagen von beispielsweise Cassandra Steen, Afrob, She Raw, Eko Fresh, Curse, Sido & Harris... Eingefleischte Freunde dieses Genres wissen bestimmt, von wem ich rede.
*Das Niveau schwankt...*
"Hoffnung" ist eines von 18 Stücken auf dem Album, von denen leider nur wenige diese, man könnte fast sagen, Brillanz erreichen, mit der "Hoffnung" aus den Boxen schallt. Von feurig über anspornend bis beruhigend hat Hassan musikalisch gesehen alles drauf, aber leider sind einige seiner Texte weit unter dem Level, den er zum Beispiel bei "Hoffnung", "Wahrheit", "Bring mich bitte heim" und "Gutes Mädchen" an den Tag legt. Bei einigen Tracks hat man dann doch den Eindruck, Hassan hätte einige Strophen nur gedichtet, weil sie zufällig gut auf die Melodie passten, oder sie kommen schon unangenehm Checker-mäßig rüber.
*Ehrlich, Deutlich, Realistisch und mit Emotionen*
Hassan kommt aus einem Frankfurter Ghetto, hatte also eine schwierige Vergangenheit, was sich auch in den meisten Songs wiederspiegelt, genauso wie sich auch seine Ansichten in fast jedem Track zeigen. Er singt mit beeindruckender Ehrlichkeit. Ehrlich, deutlich, emotional angehaucht und realistisch, keine "Alles wird gut, solange man nur fest daran glaubt" Illusionen.
*Songs, maßgeschneidert auf die Stimmung*
Seine Tracks sind Stücke, die man sich, je nach Stimmung, immer wieder anhören kann, einige passen zum Beispiel wunderbar, wenn man niedergeschmettert ist, andere wirken noch besser, wenn man grade in aufgekrazter Stimmung ist, wieder andere sind geradezu Augen öffnend. Richtige Gute-Laune-Lieder finden sich allerdings definitiv nicht.
Man muss kein Rap-Fan sein- nur Neugierig!
Alles in Allem kann man sagen, Hassan Annouri hat einen guten Weg zwischen "Krasser Gangster-Rapper" und "Weichspül-Protestsong-Rap" eingeschlagen, einen Weg, den man nicht oft findet. Ich kann also das Album jedem empfehlen, der interessiert an neuer Musik ist- egal, ob er nun Fan dieser Musikrichtung ist oder nicht. Hört einfach mal rein in einige seiner Stücke- Vielleicht überkommt ja auch euch die schlichte Neugierde, mehr von diesem "andersartigen" Rap zu hören.
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Autorin / Autor: feli - Stand: 13. November 2009