Eigentlich hatte ich keine Angst vor Gewittern, doch heute war das anders. Es war immer so, wenn mein Vater auf See war. Ich dachte ihm könnte was passieren, deswegen hatte ich Angst. Außerdem schlug mich meine „Mutter“. Sie war Papas Freundin und bevorzugte ihre eigene Tochter, die nur Fastfood aß und stank. Leider hatte ich Angst vor ihnen. Mein Vater war die meiste Zeit weg und ich hatte als Andenken nur eine Flöte, die er mir aus Afrika mitgebracht hatte. Immer wenn er da war, war “Mutter“ nett zu mir. Ich weiß nicht warum. Jetzt war Papa auf Forschungstour zu dem nahegelegenen Nordpazifischen Müllstrudel und ich hatte Angst, dass er kenterte.
Nach dem großen Sturm war tatsächlich das Funksignal des Schiffes verschwunden, man sagte mir, das sei wahrscheinlich ein technisches Problem. Danach hatte ich richtig viel Angst. Zwei Tage später war man sicher, dass das Schiff untergegangen ist. Ich war entsetzt und verfiel in eine Art Trance. Ich hing nur noch traurigen Gedanken nach. Was mache ich ohne Papa? In der Schule passte ich nicht auf, nicht mal in meinem Lieblingsfach Bio. Man tuschelte hinter meinem Rücken über mich, die Lehrer meinten, man solle mich in Ruhe lassen und das Schlimmste war, meine blöde, blöde „Mutter“ schien das gar nicht zu interessieren. Die nächsten paar Tage waren der reine Horror. Ich schlief gar nicht. Irgendwann war es mir zu viel, ich entschied abzuhauen.
Ich beschloss Papas Ruderboot zu benutzen. Ich hatte kein Ziel, ich wollte einfach nur weg. In dem Ruderboot war nur Platz für das Nötigste: Etwas Essen, Trinken, einen Kompass, eine Decke und am Wichtigsten, die Flöte. Am nächsten Tag schipperte los. Ich fühlte mich gut, selbst wenn ich wahrscheinlich sterben würde. Am Abend aß ich ein bisschen Brot und fühlte mich immer noch gut. Auf einmal zog ein Sturm auf, das Boot wurde hin und her geworfen, trotzdem legte ich mich schlafen. Wenn ich kenterte, war das ja nicht so schlimm, ich wollte doch eh sterben. Trotz des Sturms schlief ich das erste Mal seit drei Tagen wieder.
Ich träumte von meinem Vater. Mein Vater kam von seiner bisher längsten Reise aus Afrika zurück, ich war sechs. Nachdem wir uns begrüßt hatten, gab er mir eine kleine Flöte und sagte: “Die habe ich in Afrika in einem kleinem Dorf gekauft. Es gab zwei, ich habe beide gekauft, eine für dich eine für mich. Du musst nur darauf spielen, wenn du mich brauchst. Ich habe meine immer bei mir. Aber kein Wort zu deiner Mutter!“. “Danke Paps“, sagte ich und freute mich über das Geheimnis.
Als ich aufwachte, wusste ich erst nicht, wo ich war. Doch es fiel mir schnell wieder ein. Ich war entsetzt, denn um mich herum war ein riesiger Teppich aus Plastik. Auf einmal fiel es mir ein, hier wollte Papa hin. Hier wollte ich bleiben und sterben.
Gedankenverloren holte ich meine Flöte aus dem Rucksack und spielte einen Ton. Langsam spielte ich weiter. Nach einer Weile hatte ich ein Lied komponiert, das sehr traurig klang. Ich dachte an meinen Vater. Plötzlich hörte ich eine Flöte, die genauso klang wie meine. Ich dachte, dass ich mir es einbildete. Aber nach ungefähr einer Stunde glaubte ich das nicht mehr. Wenn es wirklich die gleiche Flöte war, dann war es die Flöte meines Vaters. Hatte sie jemand gefunden oder war es womöglich mein Vater selbst? Nein das konnte nicht sein. Egal welche Flöte oder wer sie spielte, irgendetwas zog mich zu dieser Melodie hin. Mit meinem Ruderboot fuhr ich auf sie zu, bis ich eine Gestalt auf dem Plastikteppich sah. Ich erschrak fürchterlich. Anscheinend hatte sie mich auch entdeckt. Sie winkte. Ich fuhr weiter, irgendwann konnte ich erkennen, dass es ein Mann war, der auf einer Luftmatratze lag. Aber, … nein, … es war mein Vater! Er war abgemagert und völlig zerschrammt. Aber er lebte und das war die Hauptsache. Ich rief ,,Papa!“ zwischen meinen Tränen, mehr brachte ich nicht raus. “Kaito“, murmelte er erschöpft. Ich half ihm ins Boot und gab ihm meine Decke.
Nach ein paar Stunden war ihm nicht mehr so kalt. Da fragte ich:“Erzähl doch mal,wie hast du überlebt?“. “Das kann ich dir nachher erzählen. Jetzt müssen wir erst einmal klären, wie wir zurück nach Hause kommen. Ich weiß, dass wir Richtung Westen fahren müssen, aber ich habe keinen Kompass!“, antwortete er. "Den habe ich! Dann kannst du ja erzählen“.
“Also gut, alles fing damit an, dass sich in unserer Schiffsschraube Plastik verfing. Das Schiff bekam mehr und mehr Seitenlage, schließlich kenterte es. Wir wurden nach unten gezogen. Irgendwie kam ich wieder an die Wasseroberfläche und schwamm so schnell es ging zwischen dem Plastik weg. Nach einer Weile fand ich ein altes Plastikkajak. Ich kletterte hinein. Da das Kajak wie eine Schale gebaut war, sammelte sich Regenwasser darin. Es war zwar etwas verdreckt, aber ich konnte es trinken. Doch bei dem Sturm letzte Nacht ist es untergegangen, dann fand ich die Luftmatratze. Doch ich kühlte immer mehr aus und wäre spätestens heute Abend erfroren.“ Er machte eine kurze Pause, dann riss er sich zusammen. “Außer mir hat keiner überlebt. Auf dem Schiff waren meine besten Freunde“. Ihm rollte eine Träne über die Wange, ich schwieg. Er schluckte und fragte: “Wie kommst du denn hierher?“. Nachdem ich ihm meine Geschichte erzählte, sagte er: "An allem ist der Plastikmüll schuld!" "Paps ich habe eine Idee ,wegen des Plastikmülls..."
Zehn Jahre später:
Japaner Zeitung
Die zwei berühmten Forscher Kaito und Haru Takanashi haben eine sensationelle Entdeckung gegen das Problem Plastikmüll im Meer gemacht. Sie haben eine Maschine erfunden, die das Plastik aus dem Meer filtert. Aber was bringt das, wenn wir nicht wissen, wohin mit dem ganzen Plastik? Der Erfinder: "Daran haben wir auch gedacht und haben deshalb eine zweite Maschine konstruiert, die das Plastik in den Weltraum schleudert, dort ein schwarzes Loch sucht und es im schwarzen Loch versenkt. Schon als Kind hatte ich diese Idee. Sie ist herangereift, immer realistischer geworden und jetzt haben mein Vater und ich sie konstruiert..."