Forscher_innen fanden heraus, dass wir den ökologischen Fußabdruck unseres Essens viel zu sehr unterschätzen
Welche Dinge fallen euch zuerst ein, wenn ihr an Energieverbrauch und Co2 -Ausstoß denkt? Wahrscheinlich Verkehr, Heizung, Strom usw. Wenn wir dagegen vor unserem Essen -zum Beispiel einem leckeren Burger - sitzen, sehen wir meist nicht, was das mit dem Klimawandel zu tun haben könnte. Forscher_innen der University of Technology in Sydney haben nun eine Studie mit über 1.000 Teilnehmer_innen durchgeführt, bei der sie die Proband_innen baten, den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen zu schätzen, die bei der Herstellung von 19 verschiedenen Lebensmitteln entstehen und zu überschlagen, was eine Betriebsstunde von 18 verschiedenen Geräten verbrauchen würde.
*Der C02-Wert einer Portion Rindfleisch*
Sowohl die Umweltauswirkungen der Gerätenutzung und als auch die der Lebensmittelproduktion wurden von allen unterschätzt. Aber die der Essensherstellung wurden deutlich stärker verkannt als die von Geräten. Ein Beispiel: eine Portion Rindfleisch pustet so viel Treibhausgas in die Atmosphäre wie ein Mikrowellenherd, der zwei Stunden läuft. Geschätzt wurde aber, dass eine Portion Rindfleisch so viel verbraucht wie eine 25 Watt-Glühbirne, die eine Stunde brennt.
"Rindfleisch ist der SUV der Lebensmittel", erklärt Rick Larrick, einer der Studienautoren. Der massive CO2-Fußabdruck von rotem Fleisch bedeute, dass schon etwas weniger Verzehr davon einen großen Unterschied für die Umwelt bedeuten könne. "Es geht mehr um kleine Änderungen, als um alles oder nichts", so Larrick. Essen sei einer dieser Bereiche, in denen wir etwas verändern könnten, was aber für viele nicht so offensichtlich sei. Dabei könnten wir unsere Ernährung viel leichter verändern, als das Auto, das wir führen, so Larrick.
*Unterschätzt*
Das größte Problem sehen die Forscher_innen im Unterschätzen. Die meisten wüssten zwar, dass eine Klimaanlage mehr Energie verbraucht als eine Glühbirne, aber nicht wieviel mehr. "Die Leute denken, dass eine Klimaanlage, die eine Stunde läuft etwa fünfmal mehr Strom verbraucht als eine 25-Watt-Birne. In Wirklichkeit verbraucht sie das 100-fache an Strom," so der Wissenschaftler. Und so sei das auch bei den Lebensmitteln. Wir wüssten zwar, dass die Produktion von Rindfleisch mehr Treibhausgase freisetzt als andere Lebensmittel, aber nicht wie viel. Eine Portion Rindfleisch zu produzieren und zu verteilen, setze etwa 50 mal mehr Treibhausgas frei als Mais, aber die meisten würden denken, dass die Rindfleischproduktion nur doppelt so viel Treibhausgase in Umlauf bringt.
*Der Dosentest*
Was dagegen helfen könne, sei, die Verbraucher_innen mehr über den CO2-Fußabdruck ihrer Lebensmittel zu informieren und so ihre Entscheidungen zu beeinflussen. Auch das testeten die Forscher_innen in einer Studie mit 120 Teilnehmer_innen. Ihnen wurden Bilder von sechs Dosen mit verschiedenen Suppen - drei Rindfleisch- und drei Gemüsedosen - gezeigt. Dann wurden sie gebeten, mit einem Teil des Honorars, das sie für ihre Studien-Teilnahme erhalten hatten, drei Dosen zu kaufen. Eine Gruppe bekam Informationen über den relativen CO2-Fußabdruck jeder Suppe über ein Ampelsymbol, die andere nicht. Diejenigen, denen die Umweltauswirkungen der Suppenproduktion gezeigt worden war, wählten dann tatsächlich weniger Rindfleischsuppe aus als die uninformierten.
Zwar wäre die Einführung eines CO2-Lebensmitteletiketts kein einfacher Prozess, aber es könnte ein Weg sein, mehr Bewusstsein zu schaffen, so Larrick sagte. "Wir brauchen kreative Methoden, um Menschen diese Informationen zu vermitteln. Denn wenn die Menschen sie nicht haben, denken sie einfach nicht darüber nach und sind sich der Auswirkungen ihrer Wahl nicht bewusst," so der Wissenschaftler. Erschienen ist die Studie online in der Zeitschrift Nature Climate Change.
*Der eigene Fleisch-Konsum in Zahlen*
Mittels eines Online-Tools können Fleischesser_issen sich übrigens anzeigen lassen wie viele Tiere für den persönlichen Fleischkonsum geschlachtet werden mussten und wie viel Antibiotika und Ressourcen für die Zucht eingesetzt wurden. Vegetarier_innen und Flexitarier_innen können sich ausrechnen lassen, wie viele Tierleben gerettet wurden und wie sehr sie die Umwelt entlastet haben.
Unter https://www.blitzrechner.de/fleisch könnt ihr berechnen, wie viel Futtermittel, Antibiotika und Tierleben für euren Fleischkonsum notwendig sind. Die Werte für den durchschnittlichen Fleischkonsum sind schon vorausgefüllt, ihr könnt ihn aber einfach auf euer eigenes Essverhalten anpassen. Ihr könnt euch damit auch anzeigen lassen, wie viele Ressourcen ihr einspart werden, wenn ihr einen Teil der Fleischmahlzeiten durch eine vegetarische Alternative ersetzt.
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemeldung - Stand: 20. Dezember 2018