Olli Schulz: Es brennt so schön

Sein erklärtes Ziel: Erster Musiker am Ballermann mit Schulabschluss!

Olli Schulz: Es brennt so schön

Kennen Sie Olli Schulz? Wo auch immer in Deutschland man diese Frage stellt, die meisten würden sie wohl bejahen, und noch bis vor wenigen Monaten hätte der Großteil an irgendeinen Bekannten oder Verwandten gedacht oder im Gedächtnis geforscht, ob man nicht in der dritten Klasse neben dem einen oder anderen Olli Schulz gesessen haben könnte. Doch die Wenigsten hätten an den Olli Schulz gedacht, den Künstler Olli Schulz, der durch seinen Auftritt beim Bundesvision Songcontest seine Berühmtheit endlich schlagartig steigern konnte! Dort stellte er den Partyhit „Mach den Bibo“ vor, sein erklärtes Ziel: als erster Musiker mit Schulabschluss den Ballermann zu erobern.
Auf dem Album, das ich nun in den Händen halte, ist auch der Titel „Mach den Bibo“, jedenfalls steht es so auf der Rückseite. Was mich auf Anhieb wundert, ist jedoch die Aufmachung: das schwarz-weiße Foto eines jungen Boxers mit entschlossenem Blick und geballten Fäusten ist darauf abgebildet, der Titel „Es brennt so schön“ steht da - in dezenten, eleganten Buchstaben. Die anderen aufgeführten Liedertitel klingen auch alles andere als albern. Schon nach dem ersten Lied ist alles klar - ich habe den Fehler gemacht, Olli Schulz für einen Komiker zu halten.

Zur Scheibe

Nachdem ich die ganze Platte durchgehört habe, muss ich gestehen, dass ich Olli Schulz unterschätzt habe. „Mach den Bibo“ ist eindeutig das einzig „flache“ Werk der Sammlung. Die Themen der insgesamt elf Titel decken ein breites Spektrum ab, reichen vom Gefühl der Verliebtheit über Selbstfindung bis hin zum egoistischen Trott des modernen Menschen.
Was sich zusammengefasst und substantiviert so steif anhört, klingt in Wirklichkeit ganz anders. Ollis Lieder haben überwiegend eingängige Melodien und Texte, die so treffend sind, dass man sich in ihnen leicht wiederfindet. Mit seiner Stimme veranstaltet er keine große Akrobatik, versucht sich nicht an Dramatik, sodass jedes seiner Lieder ehrlich und persönlich rüberkommt. Nicht selten haben sie eine ansteckende Melancholie.
Besonders rührend fand ich sofort „Wie sie“, den fünften Titel des Albums. Er handelt von einer verflossenen Liebe, die „nicht mehr wiederkomm[s]t“ und dem Versuch sie zu ersetzen. Auf dieses wirklich todtraurige Lied folgen glücklicherweise aber die weit positiveren „Ewig leben“ und an siebter Stelle endlich „Mach den Bibo“. Eines meiner Lieblinge ist außerdem Titel neun, „Bloß Freunde“, der von einer Freundschaft und tiefer Verbundenheit handelt und auf den ersten Blick wie das Gegenstück zu Titel zwei „So lange einsam“ wirkt. Dieser handelt nämlich davon, auf eigene Beine gestellt zu sein, denn „jeder ist nur so lange einsam, bis er lernt allein zu sein“.

Meine Meinung

„Es brennt so schön“ ist wirklich ein äußerst vielseitiges Album. Jedes Lied behandelt ein eigenes Thema, Gefühl oder eine eigene Sicht, die jedem bekannt sein dürfte. Wer beim Wort „brennen“ in Kombination mit einem Boxer zunächst an Wunden denkt, liegt wahrscheinlich gar nicht so falsch, denn so manches Lied dieser CD beleuchtet die schmerzhaften Seiten des Lebens. Aber: obwohl der Schmerz dazugehört, ist Boxen ein Sport, der freiwillig und mit Leidenschaft betrieben wird – und diese brennt ja bekanntlich auch! Ob der Titel in Kombination tatsächlich als solche Parabel aufs Leben zu verstehen ist, müsste man Olli Schulz wohl selbst fragen, aber angesichts der breiten Palette an behandelten Lebensgefühlen, halte ich das nicht für unwahrscheinlich. Auf jeden Fall ist dieses Album einfach nur hörenswert!

Video: Mach den Bibo

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Autorin / Autor: alfjuhu - Stand: 20. April 2009