Wer hat meine Spielsachen weggeschmissen?
Die CD "Gemstones" von Adam Green
Adam Green ist ein 23-jähriger New-Yorker, der mit 13 seine ersten Liedtexte schrieb und bald zusammen mit der Sängerin Kimya Dawson in der Band „The Moldie Peaches“ auftrat. Seit diese Band pausiert, konzentriert sich Adam auf seine Solokarriere. Sein drittes Album nennt sich Gemstones – Edelsteine. Dementsprechend glitzert es auch schön... Ansonsten ist der Titel auf den ersten, gleichnamigen Song der Platte bezogen. Man könnte ihm aber auch die tiefere Bedeutung zuordnen, dass die Lieder auf Gemstones „Edelsteine“ sind, „Popjuwelen“ oder wie auch immer man das nennen will. Diese Bedeutung wäre zwar etwas selbstverherrlichend – aber im Großen und Ganzen ist sie auch treffend.
Der erste Eindruck, den ich von Adam Green hatte, vermittelte sich natürlich über das Cover: Etwas verschlafen, zerzauste Wuschelhaare, ein Mix aus 70er- und 80er-Jahren, und irgendwie kam mir der Mann auf Anhieb bekannt vor. Kein Wunder – auch wenn er abstreitet, jemals die Absicht gehabt zu haben, Bob Dylan zu imitieren: Ganz von der Hand zu weisen ist die Ähnlichkeit, vor allem im Auftreten, nicht (vgl. Bilder). Ich habe mich natürlich erstmal gefragt, was das für eine Musik sein könnte, und bin schon vor'm Hören zu dem Schluss gekommen, dass ich normalerweise andere Musik höre. Als ich die CD dann eingelegt habe, fand ich es eigentlich gar nicht schlecht: Eine wahnsinnig tiefe, schöne Stimme, dazu zur Abwechslung mal kein synthetisches Hintergrundgedudel, sondern eine echte Band, Stücke, die mittendrin mal den Rhythmus wechseln… Alles in Allem: Mal was Anderes. Die Musikrichtung ist dagegen recht schwer zu identifizieren, meiner Meinung nach ist das eine Art Mischung aus Rock, Country & Western, Squaredance und Blues. Besonders auffällig ist, dass die Lieder alle sehr kurz sind. Obwohl vergleichsweise viele Lieder auf dem Album sind (15), dauert es insgesamt kaum länger als eine halbe Stunde.
Außer den wunderbar eingängigen Melodien, die man eigentlich egal wo hören kann (von Tanzparty bis Schunkelbar – nur beim Karaoke könnten wahrscheinlich Einige nicht tief genug singen) haben die Lieder - was man spätestens beim 2. Mal hören merkt - wirklich interessante Texte. Wenn diese auch größtenteils etwas pubertär klingen. Kostprobe: Über „Carolina“ singt er „Red bricks drop from her vagina“ – ähnlich nette Ideen finden sich in den meisten Songs. Nach kurzer Zeit ist man sich dann fast sicher, dass der Satz „I want to play, who threw my toys away, and gave me coffee, who wants some coffee?“ schon irgendwie auf Adam Green zutrifft. Dabei singt er durchaus auch über andere Themen, über Dostojewski, Johnny Depp, eine pummelige Prinzessin und George Bush. Da er auch ein Buch mit wohl etwas skurrilen Gedichten geschrieben hat – das ich noch nicht gelesen habe – kann man wohl davon ausgehen, dass hier jemand singt, der seine Texte vorher gut ausgearbeitet hat. Jedenfalls wird es so auch beim x-ten Mal Hören nicht langweilig… Meiner Meinung nach ist das Album eins der Besten, die in der letzten Zeit auf unseren Markt gekommen sind. Wie gesagt – Gemstones eben.
Autorin / Autor: idiamana - Stand: 21. Februar 2005