Todesstrafen gegen Liebende?
Der internationale Tag gegen Homophobie am 17. Mai steht unter dem Motto "Gerechtigkeit und Schutz für alle"
Wie jedes Jahr am 17. Mai erinnert der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie, Biphobie und Interphobie seit 2015 daran, dass Menschen, die das angeblich "falsche" Geschlecht lieben - also nicht-heterosexuell sind - nicht nur Diskriminierung und Ungleichbehandlung ausgesetzt sind, sondern oft auch um ihr Leben fürchten müssen. Laut der International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA) gibt es weltweit 68 Länder mit Gesetzen, die gleichgeschlechtliche Liebe kriminalisieren, in einigen Ländern gilt sogar die Todestrafe oder sie soll wie kürzlich im Sultanat Brunei eingeführt werden. Aber man muss den Blick nicht so weit schweifen lassen, um Hass auf Schwule und Lesben zu entdecken. Denn wenn auch viele meinen, hierzulande wäre ja schon viel erreicht - etwa mit der Ehe für alle - ist es mit der Akzeptanz noch nicht weit her.
Wer über deutsche Schulhöfe spaziert, wir schnell merken, dass "schwule Sau" immer noch zu den Top 10 Schmimpfwörtern gehört. In Fußballstadien sieht man Transparente, auf denen Fans die gegnerische Mannschaft und deren Anhänger als "Schwuchteln" bezeichnen (BVB gegen Schalke im April 2019). Schlagersänger Andreas Gabalier punktet beim Publikum mit Sprüchen darüber, dass man Homosexualität "nicht ganz so breit in der Öffentlichkeit austreten muss. Aus Respekt unseren kleinen Kindern gegenüber."
Weil Schwulenfeindlichkeit auch von vielen vermeintlichen "Vorbildern" zelebriert wird, muss sich niemand wundern, dass auch Diskriminierung und Gewalttaten zunehmen. Deutschland ist im "Gay Travel Index", der auf Risiken für reisende Homosexuelle hinweist, von Platz 3 auf Platz 23 abgefallen - Grund dafür ist die Zunahme homophober und transphober Gewalt.
*Diskussion um "Konversionstherapien"*
Auch die kürzlich entbrannte Diskussion um ein Verbot sogenannter "Konversionstherapien" zeigt, wieviel noch im Argen liegt. Die überaus umstrittenen Pseudotherapien werden angeboten, um Homosexuelle wieder auf den vermeintlich rechten, heterosexuellen Weg zu bringen. Zum einen schockiert die Tatsache, dass es solche Angebote überhaupt und offenbar in einem solchen Umfang gibt, sodass die Politik Verbote erwägt. Zum anderen machen sich direkt diverse christliche Organisationen oder Vereine gegen ein Verbot stark, etwa der Bibelbund, der sich darauf beruft, dass "biblischen Aussagen" zufolge, der Mensch "seine sexuellen Vorlieben und sein sexuelles Verhalten durchaus ändern" könne und darum akzeptiert werden solle, wenn "Menschen ihre Homosexualität als Problem ansehen, sie sich deshalb verändern wollen".
Bis 1990 galt Homosexualität übrigens weltweit als psychische Krankheit, die unbedingt therapiert werden müsse, bis am 17. Mai 1990 die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus dem Krankheitsregister zu streichen. An dieses Ereignis will der Internationale Tag gegen Homophobie seitdem jedes Jahr erinnern, mit farbenprächtigen Festen und Demos, aber auch nachdenklichen Veranstaltungen, die klarmachen, dass Hass und Gewalt gegen "Anders-Liebende" längst nicht aus der Welt sind. In diesem Jahr steht der Aktionstag unter dem Motto "Justice & Protection for all" (Gerechtigket und Schutz für alle).
Wenn also am 17. Mai überall Regenbogeflaggen im Frühlingslüftchen flattern, dann freut euch darüber und solidarisiert euch, denn gefeiert wird am 17. Mai auch die Vielfalt der Menschen und der Liebe und das Recht für alle, zu lieben, wen man will.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 17. Mai 2019