Was lange währt, wird gut
Studie: Langfristig steigt die Lebenszufriedenheit, wenn die Vielfalt zunimmt.
Bei den Europawahlen haben zwei Themen klar gepunktet und mit ihnen die Parteien, die diesen Themen besonders viel Raum einräumen: Klimaschutz und Migrationspolitik. Während das erste Thema darauf abzielt, unseren Lebensraum zu retten, ging es Parteien aus dem rechten Spektrum vor allem darum, ihn mit möglichst wenig neu hinzukommenden Menschen zu teilen. Vor allem rechtspopulistische Parteien konnten mit ihrem von Angst und Misstrauen geschürtem Wahlkampf und Wahlprogrammen zumindest in einigen Ländern Erfolge erzielen.
Manche Menschen fühlen sich von Veränderungen bedroht, kommen vermehrt Menschen mit einer anderen Religion, anderer Sitten und anderen Einstellungen ins Land, fühlen sie sich verunsichert. Wissenschaftler_innen der Princeton University und der University of Oxford haben nun in einer großen Datenanalyse gezeigt, dass diese Verunsicherung angesichts steigender Diversität ungerechtfertigt ist und meist nicht lange währt - im Gegenteil profitieren die Menschen auf langer Sicht von ihr.
Die Datenanalyse der Wissenschaftler_innen umfasste drei große Studien aus Europa und der ganzen Welt mit Daten von über 338.000 Befragten aus 100 Ländern. Die Forscher_innen kombinierten unterschiedliche Werte aus den Befragungen, etwa die Lebenszufriedenheit, Glück und Gesundheit, um einen "quality of life index" (Lebensqualitätsindex) zu ermitteln. Dann schauten sie auf die religiöse Vielfalt und setzten sie zum Lebensqualitätsindex in Beziehung. Dabei zeigte sich, dass bei steigender religiöser Vielfalt das soziale Vertrauen und damit auch die Lebensqualität kurzfristig sinkt. Langfristig aber zeigte sich bei allen Datensätzen: was lange währt, wird gut. Größere Diversität führt zu vermehrten Kontakten zwischen den unterschiedlichen Gruppen, das erhöht das soziale Vertrauen und reduziert den negativen Einfluss, der kurzfristig eingetreten war.
Die Forscher_innen fordern, diese Erkenntnis müsse in der Migrationspolitik berücksichtigt werden. Wann immer Menschen sich aus wirtschaftlichen Gründen unsicher fühlen oder weil sich die Gesellschaft in ihren Augen zu stark verändert, seien Politiker_innen verlockt, die zunehmende Migration dafür verantwortlich zu machen, die aber nicht der Grund sei. Es sei an den Politiker_innen, den richtigen Ton vorzugeben, Misstrauen entgegenzutreten und zu einer langfristigen Integration zu ermutigen. Politiker_innen hätten die Wahl, Angst zu schüren oder Akzeptanz zu fördern. Es könne für Demagogen verlockend sein, Ängste zu mobilisieren, um politisch daraus Profit zu schlagen, das sei aber definitiv nicht im Interesse der Gesellschaft. Denn in der Regel integrierten sich die meisten wunderbar, wenn man ihnen nur halbwegs eine Chance dazu gebe, legen die Untersuchungen der Forscher_innen nahe. Probleme entstünden erst, wenn man sie draußen halten oder gar Barrieren gegen sie errichten wolle (etwa wie Trump in den USA).
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung via eurekalert.org - Stand: 28. Mai 2019