Als es dann richtig schön anfing, aus Kannen zu schütten - und wenn ich sage Kannen, dann meine ich nicht die kleine Plastekanne, die du als kleiner Stepke immer am Strand dabei hattest - egal, jedenfalls fingst du jetzt an, dein Zelt aufzubauen. Vorher im Trockenen wäre es ja nur halb so schön gewesen, und wie wir wissen, warst du ja außerdem anderweitig beschäftigt. Und ist es nicht auch viel lustiger, seine Kumpels mit "guten Ratschlägen" zu belegen anstatt das eigene Zelt aufzubauen? Dann durftest du bestimmt - genau wie ich auch - noch versuchen den mitgebrachten und schon aufgebauten Pavillon am Davon-Fliegen zu hindern. "I’m stinking in the rain!" hätte wohl nun ganz gut deine Laune beschrieben. Als der Regen stärker wurde, dachtest du bestimmt, dass du dich gleich in den zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu streng riechenden Teich setzen könntest, um den schleichenden Prozess des Durchnässt-Werden zu beschleunigen. Aber zu deinem großen Glück warst du durch Stau, Dunkelheit, Anstehen, Regen und den bescheidenen Musikgeschmack eurer Campingnachbarn noch nicht so verwirrt, dass du dachtest, du wärest ein Entlein, vor allem, weil es wohl kaum Enten gibt, die bis auf die Haut nass werden können. Als du dann zum ersten Mal wieder froh darüber warst, dass du noch Wechselsachen dabei hattest, genau die, über die du dich beim vorherigen durch die Gegend stapfen und Platz suchen so geärgert hattest, da warst du auch schon in deinem trockenen Zelt und hast auch schon fast vergessen, welche Flüche du noch kurze Zeit davor über das zu tragende Gewicht von dir gegeben hattest.
*Hört sich ja fast nach Happyend an?!*
Ganz schlecht ist es, wenn neue Zelte a) Anleitungen á la Da-Da beinhalten oder b) kaputte Stangen enthalten. In dem Fall kann man zu Freunden ins Zelt fliehen und deren Geduld erproben oder gleich noch mal für 'ne Nacht nach Hause. Ach ja, an der Stelle einen schönen Gruß an alle, denen das passiert ist! Aber du kleiner Glückspilz oder auch Glückspilzin, warst ja jetzt raus aus dem Regen. Als du dann in deinem Schlafsack eingerollt lagst, fiel dir bevor du einschliefst gerade noch auf, dass du die Musik deiner Nachbarn fast gut findest, aber nur fast, denn der Schlag, den dir dein Mitzelter vorhin beim Umziehen versehentlich versetzt hatte, war dann doch nicht hart genug gewesen, um deine Geschmacksnerven derart außer Gefecht zu setzen. Außer Gefecht kann einem auch zu wenig Schlaf bringen, wenn man auf dem harten Boden nicht schlafen kann, deshalb lohnt es sich wirklich, eine gute wenn auch etwas dickere Isomatte mitzunehmen, auch wenn man das fette Teil schleppen muss. Aber zum Glück dauert ja so ein Festival nicht so lange, dass man auch mit weniger tollen Isomatten auskommt. "Morning has brocken … ", auch bei dir war der Morgen eingebrochen und hatte dich geweckt. Vielleicht waren es auch nur die vier jungen Herren, die gerade an deinem Zelt getestet hatten, wie weit man fliegt, wenn man über eine Zeltstrippe fällt. Vielleicht fanden sie das Zelt dann spontan gleich so klasse, dass sie es gleich abbauen und mitnehmen wollten.
*„Ehne Mehne Muh Und Raus Bist Duh!“*
Ungefähr so könnte an diesem Morgen deine weitere Festivalplanung ausgesehen haben, aber wer jetzt denkt, dass du damit eine Auswahl der Bands getroffen hattest, die du sehen wolltest, ne ne ne, der ist jetzt schief gehäkelt! Jetzt wusstest du, dass du diese Hose, die du eigentlich nicht magst, zusammen mit diesem T-Shirt anziehen würdest, um danach Grillwürstchen mit Schokostreuseln und grünem Tee zum Früh-bzw. Spätstück zu essen, du fauler ****, denn war es nicht schon 11 Uhr?! Selbst ich war um die Zeit bestimmt schon lange wach, denke ich. Andere hatten schon gecheckt, was der Campingplatz alles so zu bieten hatte, das heißt, schauen, wo man am besten über die Zeltleinen plumpst und dabei den größten Schaden anrichtet (ein paar dieser Entdecker hatten ja schon engeren Kontakt zu euren Zeltleinen aufgenommen). Ja, das ist lustig, das macht Spass und bringt Freude für die ganze Familie, wenn man sonst Hobbies hat wie über Bordsteine stolpern oder gegen Laternen laufen. Wieder andere Festivalbesucher waren auch wach und sogar so wach, dass sie in der Lage waren, ganze Zelte durch die Gegend zu schleppen, ohne alle zwei Meter jemanden über den Haufen zu stolpern. Nachdem so abwechslungsreichen Frühstück (eine Stulle, ein Würstchen, eine Stulle, ein Würstchen) warst du bereit den Kampf mit den Gedärmen anzutreten, also los zur morgendlichen Darmentleerung. Da hast du dir noch schnell, grob die wesentlichen Merkmale dieses komischen Wischlappens da über eurem Zelt eingeprägt und bist dann los gewandert, denn dein Spazier-Geh-Gen, das am Vortag aktiviert worden war, hatte sich gemeldet. Zusammen mit einem deiner besten Freunde in den nächsten Tagen, nämlich „Kloi Rolli“, gingst du an entweder sehr mutigen (deiner Vermutung nach) oder auch nur sehr faulen oder sehr naiven Festivalbesuchern vorbei, die wie sie es am Anreisetag schon ausgiebig üben durften, mal wieder in einer Schlange standen, diesmal in Richtung Dixiland. Da du aber viele böse Geschichten über das Monster aus dem Dixiklo oder über lustige Menschen, die gerne blaue kleine Kabinen umwerfen, gehört hattest, hast du es vorgezogen geschäftlich das Gelände des Zeltplatzes zu verlassen, um mal ein paar Takte mit den örtlichen Grünpflanzen zu führen. Soweit erst mal zu deinen ersten Eindrücken rund um das Festivalzelten.
*Was gab's zu sehen*
Am Nachmittag des ersten Festivaltages waren Therapy zu sehen und zu hören, aber weit weg genug von mir, so dass ich sie fast ignorieren konnte, ich frage mich, ob das an meinem anscheinend doch vorhandenem Anti-Rock-Gen oder meinem Anti-Alte-Poser-Gen lag. Tocotronic standen statt Zwan auf der Bühne, was mir ziemlich einerlei war, da ich weder die eine noch die andere Band gut genug kenne, um sagen zu können, ob es normal ist, wenn einem bei den meisten Liedern die Füße einzuschlafen drohen. Ratsamerweise hattest du dir einen dieser kleinen Pläne organisiert, in denen immer nachzulesen ist, wer, wann, wo und wie das Publikum zu erfreuen hofft. Aber trotzdem musstest du höllisch aufpassen, nicht die ein oder andere wichtige Ansage zu überhören, da so manch ein Stau verhinderte, dass die eigene Lieblingsschrammelbuben rechtzeitig auf der Bühne standen und somit wer ganz anderes diese betrat. Zum Glück erging es beim diesjährigen Festival nur - soweit ich weiß - der "Asian Dub Foundation" so, die kurzum von der Hauptbühne in die Zeltbühne verlegt wurden. Ganz so toll fanden das "Console" dann wohl auch nicht, diese wurde nämlich von der Zeltbühne auf die große Hauptbühne umquartiert. Diese anscheinend eher lichtscheuen Herren wirkten auf der großen Bühne so deplaziert wie Björk, deren Musik ich dachte zu mögen, was sich als grober Unfug heraus stellen sollte. Aber zurück zum Freitag, denn da standen ja immerhin noch zwei Highlights auf dem Programm.
*Wie groß bist du?*
Röyksopp, die ich als Vorband bei einem Moby-Konzert schon einmal live gesehen hatte und Coldplay, die derzeit durch die Charts dudelten. Wie groß bist du? Ich jedenfalls bin ein Stück zu klein, um - wenn ich nicht direkt vor der Bühne stehe - die sich dort befindenden Musiker zu sehen. Was wie ich finde in einzelnen Fällen auch ganz gut so ist. Röyksopp wären nicht so ein Fall gewesen. Ihre Show war natürlich super mega toll, denn sie spielten alle meine drei Lieblingslieder, übrigens die drei, an die ich mich noch erinnern konnte. Ob die wohl alle auf einem Album drauf sind?! **g** Coldplay waren dann zum Glück auf der großen Bühne, was heißt, dass ich aus einiger Entfernung die Band sehen konnte. Davor hatten übrigens die Guano Affen gespielt, leider hatte ich die nicht sehen können. SO EIN PECH ABER AUCH! Coldplay, die mir ja zwischenzeitlich aufgrund ihrer Chartpräsenz fast unsympatisch geworden waren, legten einen überzeugenden Autritt hin, was nicht jede der Bands an diesem verlängerten Festivalwochenende schaffte. Bei „yellow“ war die Bühne ganz in gelbes Licht getaucht. Ja, ich weiß, das hättet ihr nicht erwartet, das war dann der beschauliche Teil für diesen Tag (wie es ein gewisser Gnom mit Eiter aus den Ohren sagen würde). Aber nicht nur diverse Bands buhlten um die Gunst der Zuschauer, auch zahlreiche Imbissbuden, Stände mit diversen Sachen wie z.b. Schuhe, Trainingsjacken, T-Shirts, Röcke, Schmuck und allem, was das Herz eines Festivalbesuchers sonst noch so in die Höhe schießen ließ, war zu finden. Sponsoren hatten Stände und versuchten ihre Ware an den Käufer zu bringen und umworben diesen mit „Chilloutzonen“, Duschen und lustigen kleinen Wettbewerben. Beim Deutschrockstand angekommen, hast du dann überlegt, dein rot-weißes Würstchen-T-Shirt gegen ein weniger kalorienreiches dafür aber im Design weniger ansprechenderes Festival-T-Shirt zu tauschen. Warum rot-weißes Würstchen-T-Shirt? Na, weil es tatsächlich jemand geschafft hatte, sein Essen genau auf deinem Shirt zu verewigen. Da dir dein Magen signalisierte, dass er nun auch gerne mit etwas gefüllt werden würde, kauftest du dir dann auch eine Portion Pommes, allerdings hattest du Pech, da so ein Scherzkeks es besonders lustig fand, dich anzurempeln. Da lagen sie auf der Erde, Fritten rot-weiß, und als du dachtest, dass man die Obersten noch essen könnte, trat doch tatsächlich so ein blindes Huhn mitten rein. Ein blindes Huhn im Festival-T-Shirt. Um wieder bessere Laune zu bekommen, wolltest du dann bestimmt bei diesem Wettbewerb mitmachen, bei dem man so lustige kleine Blättchen mit Kräutern füllen sollte, allerdings zitterten dir die Hände, so dass du fünf Minuten für solch eine Kräutertüte gebraucht hast. Tomatenrot hast du dich wieder in die Menge geschlichen. Das war anscheinend nicht dein Tag.
*Das Auf-Alles-Drauf-Klettern-Gen*
Andere hatten wohl auch wenig Freude, stürzten sie sich doch von einem Kran, natürlich zusammen mit einem Seil an ihren Füssen. Bei dem Anblick wurde mir schon Angst und Bange sowie kotzübel. Außer dem Spazier-Geh-Gen wurde bei einigen Besuchern auch das Auf-Alles-Drauf-Klettern-Gen aktiviert, so fand sich einer auf dem Gerüst wieder, auf dem eine große Leinwand die Bands auch für die sichtbar machten, die nicht direkt vor der Bühne standen. Andere wiederum fanden den Wassercontainer ganz toll zum Klettern und lieferten sich Matschschlachten mit denen, die noch direkt im Matsch, der sich um den Container gebildet hatte, standen. Jetzt kam bei mir Verdacht auf, dass man keine Kinder hätte mitbringen sollen, weil wie die dort anwesenden zwei Exemplare der Gattung Mit-Matsch-Werfus, eifrig damit beschäftigt waren, auch den anderen Festivalern eine Matschkur zukommen zu lassen. Wasser ohne Matsch zum Abkühlen gab es in Form von Duschen direkt auf dem Festivalgelände und auf dem Zeltplatz. Nach Aussage einer Mutigen sei das aber echt Heavy Metal gewesen, brrrr kalt also, um das mal zu übersetzen. Gar nicht so einfach ist auch das Sich-fort-bewegen auf dem Festivalgelände, was auf dem Zeltplatz die Strippen der Zelte, das sind auf dem Festivalgelände die Besucher. Grüppchenweise sitzen sie überall herum. Auf volle Konzentration ist auch zu achten, dass man seine Leutleins nicht verliert, was schnell mal passiert, während man versucht, den Sitzenden auszuweichen/ nicht auf die Hände oder andere Körperteile zu treten oder sich gerade den Kopf nach sonst wem verrenkt. Aber damit hattest du ja bestimmt kein Problem, jedenfalls, wenn du zu den 2 Meter Menschen gehörst, die alles so überblicken konnten.