Gentleman: Runaway

Ein kölscher Rastafari

Runaway ist die neue Scheibe von Gentleman, sie ist eine EP, umfasst also nur sechs Titel. Gentleman (27) heißt mit bürgerlichem Namen Tilmann Otto und kommt aus Deutschland. Vor zehn Jahren wanderte er nach Jamaika aus, was ihn und seine Musik stark beeinflusste. In Jamaika lernte er das harte Landleben kennen, heute pendelt er zwischen Köln (Deutschland) und Kingston (Jamaika). Dadurch, dass er lange in Jamaika gelebt hat und eine enge Verbindung zum Heimatland des Reggaes hat, spricht er perfekt Patios, den Mix-Slang aus englischen, spanischen und afrikanischen Einflüssen. Deswegen wirkt er "echt" und wird auch von jamaikanischen Reggaekollegen ernst genommen. Die Themen seiner Songs sind die klassischen Reggaethemen. Er beschäftigt sich viel mit der Suche nach Gott (oder Jah) und wie die Menschen mit Jah umgehen oder umgehen sollten. Er sagt: "Mir geht es einfach um eine Lebenseinstellung, die ich versuche zu prägen, aufrechtzuerhalten und wiederzugeben. Mein Ziel ist, einen Zustand, den ich phasenweise mal hatte, auch permanent zu erlangen. Dieser Zustand ist eine Art Verbundenheit mit Gott." Das versucht er mit seiner Musik auszudrücken. Auf seiner Scheibe "Runaway" gibt es vier Tracks:

Runaway
Live it up
Rules
What she deserves

Gute Texte - und schöne Musik!

Als Plus gibt es "What she deserves" in semi-capella Version, und eine Live-Version von "Runaway". Außerdem gibt’s noch als Bonus einen Bildschirmschoner, Biographie, Wallpaper und zwei Videos! Ich persönlich habe vor dieser CD kaum Erfahrungen mit Reggae gehabt und muss sagen: ich bin wirklich beeindruckt. Gentleman hat wirklich schöne Texte, die nachdenklich machen, hier zum Beispiel aus dem Song "Live it up": "you have to LEARN APRICHILOVE / NOT APRICHIHATE", oder aus dem gleichen Lied: "Live a life of joy/ and not a life of sarrow/ and always be prepared for a better tomorrow" (Leb ein Leben voll Freude/ und nicht ein Leben voll Sorgen/ und sei immer bereit für ein besseres Morgen"). Solche Zeilen sind oft auf dieser CD zu finden. Gentleman unterstützt mehrere jamaikanische Reggaemusiker (z.B. Capleton), mit denen er auf jeden Fall mithalten kann - und durch die Duette werden die Songs noch interessanter. Die Songs sind in typischer Reggaemanier geschrieben (mit Off-Beat und viel Percussion) und wenn man sie hört, muss man einfach gute Laune kriegen. Das schöne aber ist, dass die Lieder auch noch tieferen Sinn haben und man beim Zuhören einen Hauch Jamaika in seinen CD-Player holen kann. Man merkt sehr deutlich, dass Gentleman für seine Musik lebt und sein ganzes Lebensgefühl in die Musik zu stecken versucht und nicht nur kommerzielle Absichten hat, wie das heutzutage ja öfter vorkommt. Gentleman hat dafür gesorgt, dass ich mich jetzt auf dem Reggaetrip befinde, und mich über einiges damit Zusammenhängende informiert habe (z.B. über Rastafari), einfach deswegen, weil er mein Interesse geweckt hat.

Mehr über Gentleman

Autorin / Autor: Isabel007 - Stand: 20. Mai 2003