Lesiëm - Times
Mystik feat. Pop
„Lesiëm“ nennt sich das Mystik-Pop-Projekt aus Berlin, das mit „Times“ bereits das dritte Album liefert. Es besteht aus dem Chor der Deutschen Oper in Berlin und hat sich auf diesem Album Unterstützung geholt. Unter anderem ist auch Maggie Reilly zu hören, die 1983 mit Mike Oldfields „Moonlight Shadows“ bekannt geworden war.
Die CD beschäftigt sich mit der „Menschwerdung der Kreatur“. So tragen die einzelnen Lieder alle Namen wie „Prudentia (Weisheit)“, „Caritas (Liebe)“ oder „Invidia (Neid)“ – menschliche Tugenden und Laster. Für einen relativen Musiklaien wie mich sind diese Themen in der Musik allerdings nicht wiederzufinden (ich habe den Test gemacht: Blind einen Titel angewählt und das Thema geraten :) ).
Durch einen starken, dunklen Chor und gregorianische Gesänge wird der Eindruck des Mystischen vermittelt, der allerdings wirklich gut mit Popelementen verbunden wird. Alle Songs sind durchgehend ruhig. Auffällig ist, dass die Melodien sehr eingängig sind (obwohl ich sowohl die lateinischen Chorgesänge als auch die englischen Popeinlagen nur schwer verstand, hatte ich schon beim ersten Hören das Gefühl mitsingen zu können) – Pop eben. Durchaus poptauglich (und bei den vielversprechenden Titeln enttäuschend und oberflächlich) sind auch die Texte, wenn man sie denn versteht. In “Fides (Glaube)” heißt es zum Beispiel: “Till the sun never rises and the sky is turn to grey. Till the earth stops reviving, our live fades away. Till the planet stops spinning in the darkness above, I will treasure each moment, I’ll be with you, my love Till the raindrops stop falling and the wind never blows (...) I will love you forever I will love you always. Till the moment when the sky’s no longer blue, until then, you know, I’ll still be with you.”
Sympathisch sind dagegen die Details: Ich habe zum Beispiel noch nie jemanden “falling” so genial “foallin’-g” singen gehört, wie Maggie Reilly in eben jenem Lied. Die wirklich sehr guten Gitarrensolos in manchen Stücken erinnern schon fast an Jazz und unterbrechen und ergänzen die teilweise doch etwas langweiligen und sich dahinziehenden Melodien. Alles in allem ist “Times” meiner Meinung nach kein überragendes Album, aber eines, das zeigt, dass Pop auch anders sein kann als boygirlgroupsupercastingmegastarmusik.
Autorin / Autor:
Katha84 - Stand: 28. April 2003