Lieber wütend als traurig

Die Lebensgeschichte der Ulrike Meinhof

Habt ihr schon mal den Namen Ulrike Meinhof gehört? RAF? Baader-Meinhof-Bande? Waren das nicht diese TerroristInnen, die in Kommunen gelebt und Bomben geschmissen haben? Aber wieso...?

*Wie das alles kam...*
Zwischen 1967 und 1970 entstand in Deutschland eine Gruppe von Linken, die glaubten mit Waffengewalt die Gesellschaft zum Positiven verändern zu können. Sie nannten sich Rote Armee Fraktion, RAF. Sie war aus der StudentInnenbewegung hervorgegangen, die sich damals hauptsächlich gegen die Nazi-Vergangenheit vieler noch amtierender PolitikerInnen und einflußreichen Personen im öffentlichen Leben und gegen die Grausamkeiten des Vietnamkrieges auflehnten. Es gab laufend Demonstrationen mit vielen aufgebrachten jungen Menschen auf der einen Seite und einer immer brutaler werdenden Polizei auf der anderen Seite. Als der Student Benno Ohnesorg, ein Friedenskämpfer und Mitglied einer evangelischen Studentengemeinde auf einer dieser Demonstrationen von der Polizei erschossen wurde, spitzte sich die Situation zu und es kam zu immer gewalttätigeren Auseinandersetzungen zwischen DemonstrantInnen und Polizei. Die StudentInnenbewegung hatte das Gefühl: "Der Staat hat auf uns alle geschossen".

*Sprengstoff statt Transparente*
Zu dieser Zeit entstand die Baader-Meinhof-Gruppe, bestehend aus Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, die nicht mehr nur demonstrieren wollten, sondern etwas t u n. Ulrike Meinhof schrieb 1975 über die Gründung der RAF: "Die Genossen, die sich ihr anschlossen, sahen darin die einzige wirkliche Möglichkeit, ihre revolutionäre Pflicht zu erfüllen. Angeekelt von den Reproduktionsbedingungen, die sie im System vorfanden, der totalen Vermarktung und absoluten Verlogenheit in allen Bereichen des Überbaus, zutiefst entmutigt von den Aktionen der Studentenbewegung und der APO hielten sie es für nötig, die Idee des bewaffneten Kampfes zu propagieren." Und so begannen sie erst mit Banküberfällen, um Geld für die Bewaffnung und das Leben im Untergrund zu organisieren. Dann verübten sie diverse Sprengstoff-Anschläge: auf amerikanische Ziele in Deutschland, aus Protest gegen den Vietnamkrieg, auf das Springer-Hochhaus in Hamburg, um gegen die  Bildzeitung vorzugehen...

*Verhaftung mit Folgen*
Auf die Bombenanschläge folgte die größte Fahndungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik. Andreas Baader und Holger Meins wurden am 1. Juni 1972 verhaftet, Gudrun Ensslin am 7. Juni und Ulrike Meinhof am 15. Juni. Viele von ihnen starben in der Haft - auch Ulrike Meinhof, für die SympathisantInnen der RAF war klar, dass es staatlicher Mord war...

*Geschichtsunterricht mal anders*
Wie waren diese Leute drauf? Wie kam es dazu, dass sie aus politischen Gründen zur Waffe griffen? Was glaubten sie? Was waren ihre Träume? Waren sie Monster oder Menschen, die nur das Beste für ihr Land wollten? In der Lebensgeschichte von Ulrike Meinhof wird Licht in dieses dunkle Kapitel gebracht und vieles aufgedeckt, was unter den Fakten und Daten sonst verloren geht. In einer spannend gemachten Dokumentation, erfährt man nicht nur, wie die gläubige Christin, fürsorgliche Mutter und angesehene Journalistin Ulrike zum Staatsfeind Nummer 1 wird, sondern auch wie es der Bundesrepublik damals ergangen ist. Wie "das Volk" dachte, was die Medien -speziell die Bildzeitung- trieben und wie die PolitikerInnen reagierten. Geschichtsunterricht einmal anders: Die mit O-Tönen von ZeitzeugInnen und Briefpassagen unterlegten Fakten haben mich immer wieder in die Zeit zurückgetragen und ließen mir keine Chance mich dem Gehörten zu entziehen. Kein Wunder, dass Alois Prinz im Jahre 2004 dafür den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt!

Autorin / Autor: ~rosi~ - Stand: 25. Juli 2005