Fette Fische

Autor: Carl Hiaasen
Ein spannender Umweltkrimi mit einem Minuspunkt

Die Story

Dicke Luft bei Familie Underwood – Vater sitzt im Knast, und das nicht zum ersten Mal: als selbsternannter Kämpfer für das Gute in der Welt neigt er zu übereilten Handlungen, die der Sache oft eher nicht dienen. Diesmal findet auch Noah, dass sein Vater zu weit gegangen ist: Er hat ein Kasinoschiff im Hafen versenkt, um auf einen schlimmen Umweltskandal aufmerksam zu machen. Nicht genug, dass der Besitzer Dusty Muleman mit einem Trick das Verbot umgangen hat, ein solches Spielkasino im Hafen zu betreiben; er leitet auch noch heimlich die Abwässer Nacht für Nacht ins Hafenbecken und vergiftet so das Naturschutzgebiet der Florida Keys. Natürlich ist Dusty Muleman schon in Verdacht geraten, aber bisher konnte ihm noch nie was nachgewiesen werden. Leider war auch die ganze Aktion von Noahs Vater für die Katz: Das Schiff wird wieder flottgemacht und die Geschäfte laufen munter weiter.

Suche nach Beweisen ...

Um seinem Vater zu helfen, muss Noah mit seiner Schwester Abbey dringend Beweise finden für die Schweinerei. Das ist aber gar nicht so einfach, wie sie leider feststellen müssen, und auch nicht ungefährlich, denn natürlich hat Dusty seine Gorillas, die Wache schieben. Das sein Sohn und dessen dumpfbäckiger Kumpel es auch noch auf Noah abgesehen haben, fällt da schon kaum noch ins Gewicht. Als Lyce Paiton, ein zwielichtiger Exmitarbeiter und Säufer, der gegen Bares Belege liefern soll, auf mysteriöse Weise verschwindet, müssen Noahh und Abbey sich einiges einfallen lassen, um Dusty doch noch überführen zu können. Immer neue Ideen und Pläne werden ausgeheckt und umgesetzt, und immer wieder gibt es neue unerwartete Wendungen.

Hilfe in Sicht ...

Schließlich finden sie Unterstützung bei bei der superblonden Bardame Shelley, Lyce´ Freundin, die mit Dusty auch noch eine Rechnung offenhat, nicht nur wegen ihrem verschwundenen Freund. Sie heuert als Bardame auf dem Schiff an, um die Lage auszukundschaften. Von ihr kommt auch der entscheidende Tipp, warum Dusty noch nie erwischt werden konnte: Er hat einen Helfer bei der Hafenbehörde, der ihn vor eventuellen Kontrollen warnt. Also entwickeln die Geschwister einen Plan, wie man Dustys Machenschaften – mit Shelleys Hilfe – im Wortsinne offensichtlich machen kann. Zwischendurch taucht auch noch ein geheimnisvoller „alter Pirat“ auf, der die Kinder anscheindend kennt und quasi schutzengelmäßig in brenzligen Situationen als Helfer in der Not auftritt. Er stellt sich später als der seit Jahren in Südamerika verschollene Großvater heraus. Schließlich geht der Plan der zwei Nachwuchsdetektive auf: Dusty wird überführt und hat ein Verfahren am Hals. Ende gut – alles gut? Vonwegen – er kommt mit einer läppischen Geldstrafe davon und darf sein Schiff weiterbetreiben. Shelley weiß auch bald, warum – Dusty hat Mittel und Wege, die Staatsanwälte zu erpressen. Jetzt isnd alle enttäuscht; war denn alles vergebens?

Alles vergebens?

Am Ende verliert der üble Schuft sein Schiff natürlich doch noch – auf überraschende Weise. (Wie, wird nicht verraten, das müsst ihr schon selber lesen *fg*). Jetzt werden die Finanzbehörde und seine Konzessionsgeber darauf aufmerksam, dass er ihnen Gelder unterschlagen hat, und gehen ebenfalls gegen ihn vor. Der Schuft kann seiner gerechten Strafe diesmal wohl nicht mehr entgehen.

Meine Meinung

Fette Fische von Carl Hiaasen (nicht zu verwechseln mit Dicke Fische vom gleichen Autor!) ist ein spannender, durchaus witziger Umweltkrimi für Jugendliche. Es hat mir gefallen, dass ein aktuelles wichtiges Thema – nämlich Umweltverschmutzung und Umweltkriminalität hier nicht als dröges Sachbuch mit permanenet erhobenem Zeigefinger thematisiert wird, sondern in einen Krimi eingebunden ist – als Mischung aus Bewußtsein schaffen und Unterhaltung. So kann man wahrscheinlich auch Leute für das Thema sensibilisieren, die sonst nichts damit zu tun hätten. Die Handlung ist flott und spannend erzählt, immer wieder wenden sich die Situationen plötzlich und unerwartet in eine ganz andere Richtung als erwartet. Es wird einem als nicht langweilig dabei.

*Minuspunkte: Die Frauenfiguren*
Was mir nicht so gut gefallen hat, ist die Art wie Noah immer wieder von seiner Schwester redet: Abbey ist nicht wie „normale“ Mädchen, sondern tough, entschlossen, mutig, verschwiegen usw. Das heißt ja im Umkehrschluss wohl auch, dass wir „normalen“ eben hauptsächlich nervige, petzende Zicken sind. Hat da der Autor etwa Vorurteile? Oder denkt er, dass als Zielgruppe für einen Krimi eh´ nur Jungs in Frage kommen (so nach dem Motto „Mädels lesen sowieso nur romantisches Liebesgedöns“) und meint, er müsste so deren Erwartungen bedienen – was aber ehrlich gesagt auch nicht viel besser ist. Dafür gibt es einen dicken Minuspunkt!!!

Überhaupt sind die Frauengestalten, sagen wir mal, suboptimal. Neben Abbey gibt es nur die Mutter (die aber für die Handlung keine große Rolle spielt) und eben Shelley, die schrille Bardame aus der Wohnwagensiedlung, mit großer Klappe und zweifelhaftem Lebenswandel auch nicht direkt das optimale Vorbild für Muttis Liebling.

*Und noch was ...*
Ein bißchern arg überzogen fand ich auch die Figur des Großvaters. Seit mehr als 10 Jahren in Südamerika verschollen und vom US-Geheimdienst für tot erklärt, taucht er plötzlich auf abenteuerliche Weise wie ein Phantom auf, weil er von der Geschichte mit dem versenkten Boot erfahren hat, erkennt natürlich die Kinder (die er nur als Baby bzw. noch nie gesehen hat!) und weiß deren Namen. Und am Ende verschwindet er wieder in der kolumbianischen Versenkung.

*Empfehlenswert*
Ihr müsst jetzt aber nicht denken, dass meine Kritik am Buch überwiegt: Alles in allem aber ist das Buch bzw. die Hörspielfassung auf jeden Fall empfehlenswert, wenn auch vielleicht eher für die etwas jüngeren unter uns.

Autorin / Autor: Nofretete - Stand: 26. Oktober 2005