Darf ich vorstellen? udo®!
Interview mit Carina Frings, der Erfinderin des ersten Mehrwegdeckels für Coffee-to-go
Mehrwegdeckel Udo; Fotograf: Felix Hackland
*Wie bist du auf die Idee zu udo® gekommen?*
Ich studierte an der ecosign, das ist eine Akademie für nachhaltiges Design in Köln. Dort lautete der Auftrag in einem Semesterprojekt, einen nachhaltigen Coffee-to-go-Becher zu kreieren. Den Auftrag fand ich nicht nachhaltig genug, denn es gab und gibt schon eine Vielzahl von Coffee-to-go-Bechern, aber das Problem mit den vielen Wegwerfbechern existiert immer noch: 2,8 Milliarden Einwegbecher werden deutschlandweit pro Jahr verbraucht. Zusätzlich fallen ca. 1,3 Milliarden Einweg-Kunststoffdeckel an. Dadurch entstehen pro Jahr 40.000 Tonnen nicht recycelbarer Abfall. Und viele dieser Becher und vor allem Deckel landen in der Umwelt (Grünanlagen etc.). Das alles stört mich sehr. Also überlegte ich, was man im Sinne der Nachhaltigkeit noch besser machen könnte. Bei der Inspektion unseres WG-Küchenschrankes dachte ich, warum nicht einfach den Kaffeebecher, die Kaffeetasse, die man schon im Küchenschrank hat, nehmen und dafür nur einen passenden Deckel finden? Ich probierte es gleich aus und presste den Deckel eines üblichen Mehrwegdeckels auf eine Tasse. Es passte! Ich entwarf also einen neuen Deckel und druckte in per 3-D-Druck aus. Das war damals ziemlich teuer - insbesondere für eine Studentin, aber aus heutiger Sicht eine der besten Investitionen, die ich bisher gemacht habe. Ich probierte erst mehrere Varianten aus und kam so auf einen flexiblen Deckel, der auf verschiedene herkömmliche Tassen passt. So kann man seine Lieblingstasse im Handumdrehen in einen Mehrwegbecher verwandeln.
*Warum heißt der Deckel eigentlich udo®?*
Deckel und Tasse bilden ein "Duo". Daraus haben wir in einem Wortspiel die Marke udo® abgeleitet. Hört sich außerdem kurz und cool an.
*Von der Idee zur Firmengründung - war das ein langer Weg?*
Für die Idee wurde ich sehr gelobt und ich habe auch an verschiedenen Design Wettbewerben teilgenommen. 2018 habe ich beispielsweise den European Product Design Award gewonnen. Dann kamen schon Anfragen, wann man das Produkt denn kaufen kann etc.
Ich war ja noch Studentin und merkte dann schnell, dass ich neben Studium und Nebenjob nicht noch die Umsetzung des Projektes stemmen konnte. Außerdem kann man auch nicht alles gleichermaßen gut können, meine Stärken liegen im Design, Marketing und Vertrieb. Ich fand meinen Mitstreiter zufällig bei einer Fernsehshow, wo ich meine Idee vorstellte. Und so gründeten wir zusammen Cadios GmbH, die jetzt udo vertreibt.
Am Anfang habe ich mein ganzes Geld in die Idee investiert und leider auch einiges verloren. Eine Fehlkonstruktion für das Maschinen-Werkzeug von Udo, also die Gußform, hat mich locker mal 20.000 Euro gekostet. Aber an sich kommt man als Startup gut an Startgeld. Wir haben ein Gründerstipendium vom Land NRW erhalten und einen Gründerkredit von einer Bank.
*Warum verwendet ihr für den Deckel Plastik?*
Zuerst wollte ich den Deckel aus Naturkautschuk herstellen, aber das ist auch nicht so nachhaltig, wie man vielleicht denkt. Denn aufgrund der hohen Nachfrage nach Naturkautschuk werden Regenwälder abgeholzt und die langen Transportwege hinterlassen auch einen ordentlichen CO2-Fußabdruck. Deshalb haben wir uns nach vielem Hin und Her für Kunststoff entschieden. Der Becher wird jetzt aus TPE (Thermoplastische Elastomere, das sind Kunststoffe, die sich unter Wärmezufuhr verformen lassen) hergestellt. Man kann ihn sehr lange verwenden und er ist zu 100 % recyclebar. Aber wenn es ein noch besseres Material geben sollte, dann würden wir auch umstellen.
*Welchen Tipp kannst du jungen Frauen und Männern geben, die auch eine gute Idee haben und ein Startup gründen wollen?*
Einfach machen und sich trauen! Dabei ist Geld – auch wenn man dies erst denkt – wirklich erst mal nicht die größte Hürde. Es gibt viele Unterstützungsangebote. Trau dich!
Danke schön für das tolle Gespräch und noch viel Erfolg mit udo® und deinen weiteren Ideen 😉 Psst!!!
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. Dezember 2019