Eigenunterhaltung

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Telja Reinersmann, 24 Jahre

Alles bloß ein Weiternachhintenschieben, kein Waskönnenwirtun und erst recht kein Jetztpackenwirsan. Die Frauen rufen „Die Männer müssen“, die Männer, dass die Frauen endlich mal – und Einigung ist nur möglich, wenn alle sagen: „Das muss man den Kindern anders beibringen, später einmal, sobald man welche hat“. Eine Lösung im hier und jetzt? Ist doch utopisch, was können wir schon, als einfache Frau, als einfacher Mann ausrichten, hier, jetzt? Was sollen wir denn noch mehr tun als sowieso schon?

Dabei geht es gar nicht um ein Mehr, flüstert ein Stimmchen mir ins Ohr, welches weder weiblich-männlich noch männlich-weiblich klingt, ihr müsst nur weglassen, aussortieren, den Dreck zusammenkehren und ab nach draußen.
Ich überspringe die Werde-ich-jetzt-verrückt-Hypothese und komme gleich zur Sache, denn auch ich merke, dass die Zeit drängt: „Nur was, was soll denn weg- und aus- und ab nach draußen?“

Alles, einfach alles. Das ganze Geschlechtergedöns. Ist eh alles nur ausgedacht, nichts Stichhaltiges.
„Aber wie sollen wir denn, wie können wir einfach aufhören, auf die Probleme aufmerksam zu machen, auf die Diskriminierung und all das?“
Na die Probleme auch weg, alles weg, einfach alles, sag ich doch. Kein Typisch Mann mehr, Typisch Frau, ab jetzt nur: Typisch Mensch.

„Und wie soll ich das den anderen beibringen?“
Mach erst mal selbst, bevor die anderen sollen. Keine schiefen Blicke mehr, wenn eine Frau keinen BH und ein Mann hautenge Jeans trägt und erst recht nicht dummdreist reden, wenn du nicht siehst, welches Geschlecht jemand hat. Vielleicht ja gar keins, schon mal überlegt?

Ich beiße mir auf die Zunge, fühle mich ertappt. „Ich glaube, ich könnte es versuchen…“, sage ich und die Stimme schweigt sich aus, wie zur Bestätigung.

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