Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Rosy, 15 Jahre
Es ist Schulschluss und ich bin ziemlich fertig von dem Tag. Ich will einfach nur nach Hause und schlafen. Aber plötzlich sehe ich wie Amy, meine kleine Schwester, die von einigen älteren Jungs gehänselt wird. Sie sitzt weinend da, ihre Schulsachen liegen verstreut auf dem Boden und sie schreit:
„Geht weg!, Lasst mich in Ruhe!, Hilfe!“
Ich kann es nicht mitansehen und wo bleiben die Lehrer?!
Wahrscheinlich sind alle schon nach Hause gegangen.
Ich habe keine Wahl und gehe zu ihnen hin und rufe:
„Was macht ihr?!“
Ich drängle mich zwischen die Jungs und laufe zu meiner Schwester und frage sie, ob alles okay sei. Als sie mich sieht, wischt sie sich schnell die Tränen weg und antwortet schüchtern:
„Ja, alles gut. Sie wollten nur, dass ich ihnen ein Gefallen tue“.
„Was für ein Gefallen war es denn, wenn ich fragen darf?“
„Darüber will ich nicht reden“, meinte Amy und schaute schnell in irgendeine Richtung.
„Hey, dein Knie blutet!“, bemerke ich als mein Blick auf ihr Bein fällt.
„Ja, ich bin aus Versehen hingefallen“
Ich schau die Jungs mit einem bösen Blick an.
Aus Versehen, Ja klar!
Ich helfe Amy beim Aufstehen und begleite sie ins Krankenzimmer, dort wird sie versorgt und behandelt.
„Danke für alles!“
„Kein Problem, dafür bin ich doch da.
Aber eine Frage:
Ist das von gerade eben öfters passiert?“
Sie schweigt kurz und sagt nun:
„Ach nein, das ist das erste Mal“
Ich kenne sie schon sehr lange, um genau zu sein, seit 11 Jahren. Aber eines weiß ich ganz genau: Das was sie mir erzählt, ist eine Lüge!
Wenn man ihre Beine genau betrachtet, kann man sehen, dass sie mehrere blaue Flecken hat. Und die können nicht nur von einem Sturz kommen.
Wo bleibt die Gerechtigkeit?
Amy ist kein schlechter Mensch.
Ganz im Gegenteil, ein liebevolles und freundliches Mädchen.
Also warum haben es die Jungs genau auf sie abgesehen? Ist es nicht unfair, dass genau so ein nettes Mädchen gehänselt wird, einfach ohne Grund?
Haben die Jungs überhaupt einen Grund dafür?
Könnte sein, aber vielleicht ist es nur, weil sie nicht wie alle anderen behandelt werden.
Ich kenne diese Jungs.
Es sind die, die immer angeben.
Die, dich für jeden kleinen Fehler, den du machst, auslachen.
Die, die es immer mit den Schwächeren aufnehmen, aber nicht wissen, dass das nicht die Strategie ist, um von den anderen genauso gut behandelt zu werden, wie sie behandelt werden möchten.
Die Jungs haben Angst, aber sie wollen diese nicht zeigen und das lassen sie an Leuten wie Amy aus. Sie wollen den anderen zeigen, dass sie nicht schwach sind.
Nichts lieber als behandelt zu werden wie die anderen, das wünschen sich die Jungs am meisten. Ja, ich könnte zu den Jungs hingehen und ihnen sagen, was ich so denke, aber ich weiß ganz genau, das zu sagen würde sie einfach nur wütend machen und würde nichts an der Situation ändern.
Also ja, die Jungs haben Schuld, aber nicht nur sie.
Es ist auch Schuld unserer Gesellschaft!
Wenn jeder für jedes kleine Problemchen auf dieser Welt so viel Schaden produziert, dann würde die Gesellschaft komplett auseinander brechen. Kleinere Probleme würden größere Konsequenzen haben, wie aus einem kleinen Streit zwischen den Eltern könnte der 3. Weltkrieg ausbrechen (nur als Beispiel), aber das hört sich im ersten Moment doch total lächerlich an oder?
Ja, es hört sich echt absurd an, aber was, wenn es genau so passiert?
Was wollen die Leute dagegen unternehmen?
Wir leben inzwischen in einer Gesellschaft, die tagtäglich mit neuen Problemen zu kämpfen hat.
Wenn wir wollen, dass sich unsere Gesellschaft verbessert, müssen wir auch dafür was tun, sonst sehe ich keine Zukunft für uns. Die Leute müssen das Verhalten zueinander ändern, schon eine einfache Unterhaltung könnte später im Leben retten.
Jemand muss den ersten Schritt wagen. Es ist wie im Dunkeln zu tappen, man weiß nicht wo es langgeht. Aber ich fühle mich bereit dazu, diesen Schritt zu gehen.
Ich umarme Amy ganz fest und flüstere ihr ins Ohr: „Du bist perfekt, so wie du bist.
Du bist meine kleine Schwester und manchmal ein bisschen naiv, aber du bist stark und das weiß ich ganz genau. Du hast das Recht, dass du nicht so behandelt wirst, wie eine Sache zum Wegschmeißen. Also lass uns gemeinsam dafür kämpfen, dass so etwas nicht noch mal passiert, okay?“
Sie umarmt mich zurück und fängt an zu weinen.
Nun fühle ich mich besser, da ich wenigstens einem Mensch geholfen habe und so den ersten, aber kleinen Schritt zu vielleicht einer bessern Gesellschaft gemacht habe.