Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Zoé Glöde, 16 Jahre
*Prolog:*
Wieso fällt es den Menschen heutzutage so unglaublich schwer, sich an die simplen Formen des Umgangs zu halten? Es kommt mir so vor, als wären Vorurteile und Beleidigungen zum Volkssport geworden. Die Benimmregeln von früher fungieren nicht mehr als Grundlage unserer Gesellschaft, sondern als Fußabtreter der Diskriminierenden.
Manchmal scheint es so, als wären die kognitiven Fähigkeiten bei manchen Leuten einfach ausgefallen. Zu hinterfragen ist, ob diese Menschen ohne Eltern oder jegliche Autoritätspersonen aufgewachsen sind. Schließlich haben wir alle eine gewisse Art von Erziehung genossen und uns so mit den Regeln in einer Gesellschaft auseinandergesetzt. Uns wurde beigebracht, dass man Menschen mit Respekt und Gerechtigkeit behandelt und sie vor allem toleriert. Wir haben uns Benimmregeln angeeignet, gelernt „Bitte“ und „Danke“ zu sagen und unter anderem, die Tür für andere offen zu halten. Diese Grundlagen, die wir früher erlernt und mit gutem Gewissen; zur Freude der Gemeinschaft, verwendet haben scheinen jedoch immer überflüssiger zu werden. Wir vergessen viel zu oft die simplen Grundpfeiler der Solidarität, der Gleichberechtigung und des Respekts, was nicht nur kleine, sondern durchaus auch fatale Konsequenzen mit sich bringt.
Ohne Toleranz, Gleichberechtigung und Fairness funktioniert eine Gesellschaft nicht. Das ist mannigfach bekannt. Also warum erfreuen sich immer mehr Personen an Vorurteilen und Impertinenz? Geistige Tiefschläge sind wohl oder übel in Mode gekommen und wie das nun mal so ist, macht jeder Dumme mit. Egal ob es einem selbst gefällt oder nicht. Eigentlich müssen wir uns nur an die logischen Regeln halten, die uns beigebracht wurden: „Behandle andere Leute so, wie du auch behandelt werden willst.“ und „Was du gibst, bekommst du auch zurück.“ Klingt logisch oder nicht? Das Prinzip ist klar: Wenn du jemanden gut und nett behandelst, ist es höchstwahrscheinlich, dass diese Person dir ebenfalls mit Höflichkeit und Respekt gegenübertritt. Also was hält uns davon ab? Wir ziehen an einem Strang, da wir alle ein Teil dieser Gesellschaft sind und deswegen wollen wir auch alle gleich und gerecht behandelt werden. Außerdem reicht meines Wissens nach allein der gesunde Menschenverstand, um zu erkennen was richtig und was falsch ist. Wir müssen doch merken, wenn wir jemanden ungerecht behandeln oder tatenlos zusehen, wie jemandem Leid zugefügt wird. Es ist für mich, und ich hoffe auch für dich, absolut unverständlich, wie Menschen Spaß daran finden, andere absichtlich zu diffamieren und zu verletzen. Tatsache ist, dass solch ein Verhalten unter keinen Umständen akzeptabel ist. Man darf seine negativen Gefühle nicht auf andere Unschuldige projizieren.
Fragwürdig ist außerdem, was uns davon abhält, Kleinigkeiten zu vollbringen und höflich zu sein. Es scheint so, als würden wir schon bei den kleinsten Tätigkeiten ein komplettes Burnout bekommen. Was ist schon dabei, jemandem die Tür zu öffnen oder anderen unter die Arme zu greifen und weshalb können wir uns nicht ganz einfach auf derselben Augenhöhe begegnen? Wo steckt die Logik der Personen die andere anhand ihres Aussehens, ihrer Ethnie oder ihrer Entscheidungen bewerten und verurteilen, ohne ihre Vorgeschichte zu kennen. Wie will man einen Menschen beurteilen, ohne jemals in seiner Haut gesteckt und die Welt durch seine Augen gesehen zu haben. Geschweige denn versucht hat, seine Tätigkeiten nachzuvollziehen. Jeder Mensch trifft Entscheidungen. Und diese aus ganz bestimmten und unterschiedlichen Gründen. Diese Entscheidungen und somit die Menschen zu verhöhnen und als schlecht zu betiteln, nur weil sie nicht der eigenen Vorstellung entsprechen, ist meiner Meinung nach totaler Unsinn. Genauso paradox und inadäquat ist es, wenn Leute sich ohne Erlaubnis in private Angelegenheiten einmischen. Niemand, und ich kann das nicht deutlich genug betonen, absolut niemand hat das Recht, sich unerlaubt in das Privatleben anderer Menschen einzumischen und dieses zu beurteilen oder zu diskreditieren. Unter der Voraussetzung, dass du dich bis jetzt immer noch nicht mindestens einmal schuldig gefühlt hast und diesen Bericht nicht nachvollziehen konntest bzw. anderer Meinung bist hier ein Beispiel:
Nur weil Petra sich die Haare quietsch pink gefärbt hat, heißt das nicht, dass sie eine komplett neue Person ist und nicht mehr den gleichen liebevollen und aufgeschlossenen Charakter hat wie vorher. Und nur, weil dir ihre Haare nicht gefallen, musst du ihr das nicht sagen, außer sie fragt dich nach deiner Meinung. Nicht umsonst heißt es: „Reden ist Silber und Schweigen ist Gold“. Denn das war Petras und nicht deine Entscheidung und es sind ihre Haare und mit denen kann sie machen, was sie will. Das gilt für alle Veränderungen, die jemand an sich vornimmt. Es ist dein Körper, dein Leben und damit kannst du machen, was auch immer du für richtig hältst. Ich weiß nicht, wovor die Leute Angst haben, aber ich zweifle stark daran, dass Menschen mit außergewöhnlichen Charakterzügen, einzigartigem Aussehen oder anderer Religion etc. jeden Tag zu Satan beten und sich am Morgen ein Messer in die Hose stecken um sich dann auf die Suche nach ihren nächsten Opfern machen. Leben und leben lassen - ganz einfach. Wenn dir etwas nicht passt, sag es. Aber erst nachdem du dir die Erklärung des Gegenübers angehört und versucht hast, diese nachzuvollziehen. Jemanden aufgrund seiner Art, seiner Handlungen oder seinem Charakter auszuschließen, ist komplett infantil und naiv. Derjenige der sein Leben genauso lebt, wie er es will und nicht auf die Meinungen anderer hört, hat im Leben schon gewonnen.
Menschen machen Sachen. Wenn sie dir nicht passen dann lass sie trotzdem mit ihrem Tuen in Ruhe. Denn es geht dich nichts an. Wenn du dich jedoch durch sie verletzt oder bedroht fühlst oder siehst wie andere dadurch zu Schaden kommen, dann versuche den Konflikt in angemessener Weise und mit den nötigen Mitteln zu lösen. Du hast immer das Recht zu sagen, wenn dich etwas stört oder du dich unwohl fühlst. Und noch was: Nur weil Anna wieder einen neuen Freund hat, musst du sie nicht als Schlampe oder sonst etwas titulieren, sondern dich vielleicht selbst mal auf die Suche nach einem Partner machen, anstatt andere deswegen zu beneiden. Und nur weil jemand ein Kopftuch trägt und du meinst, dass du dies als Freiheit liebender Mensch, der für Unabhängigkeit steht, nicht gutheißen kannst, könntest du dir bei Gelegenheit vor Augen führen, dass diese Menschen ein Kopftuch tragen, um sich frei zu fühlen und zu ihrer Religion zu stehen. Und nur, weil das mit deiner Definition von Freiheit nicht im Einklang ist, bedeutet das nicht, das sich Menschen in ihrem Glauben nicht frei entfalten und ausdrücken dürfen. Das gilt für alle Religionen. Der einzige, der sich dann nämlich unterdrückt und sich unter irgendwelche vermeintlichen Vorgaben und Zwänge stellt bist du.
Schlussendlich sollte jeder Mensch frei entscheiden dürfen, wie er leben möchte und was er tun oder lassen will. Solange dadurch keine anderen Lebewesen zu Schaden kommen und sich die Menschen gerecht aber vor allem menschlich behandeln. Überdies hat sich niemand ungefragt in das Privatleben anderer einzumischen. Jedem das seine. Die Gesellschaft muss wieder lernen niemanden anhand seiner Herkunft, Handlungen oder seinem Aussehen etc. zu verurteilen und abzustempeln. So groß dieses Gemeinschaftsproblem ist, so sinnwidrig und überflüssig ist es auch.
Wenn dir die Lebensweise anderer nicht passt musst du sie nicht schlechtmachen, nur weil du nichts Besseres kannst oder zu tun hast. Wenn dein Leben schon so langweilig ist, dass du dich in das anderer einmischen musst, wäre es nicht womöglich an der Zeit dein eigenes zu leben?
Ich bitte euch also hiermit alle darum, gemeinsam unser Verhalten zu überdenken und zu versuchen jeden zu akzeptieren wie er ist. Ob es einem nun gefällt oder nicht. Wir sollten einander mit Solidarität, Respekt und Toleranz gegenübertreten. Falls sie in Vergessenheit geraten sind, empfehle ich, sich die gesellschaftlichen Grundregeln erneut zu Gemüte zu führen. So bekommen wir diese Gesellschaftskrise wieder hin. Denn wir haben immer die Wahl: Nett sein oder nicht nett sein. Vieleicht entscheiden wir uns dieses Mal für die Richtige. Dafür setze ich mich ein.