Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Emily, 13 Jahre
Heutzutage leben wir in einer Welt, in der Rassismus, Hass, mangelnde Gleichberechtigung und vieles mehr eine große Rolle spielen. Mein Name ist Rose, ich bin 22 Jahre alt und auf der Suche nach mir selbst. Ich gehe leidenschaftlich gerne auf Demos, um mich für Dinge einzusetzen, mit denen ich mich tagtäglich auseinanderzusetzen habe. Es nervt mich, wie voreingenommen manche Menschen sein können, nur weil mein Name Rose ist, muss die Rose ja nicht meine Lieblingsblume sein. Ich will euch heute eine kleine Geschichte erzählen, wie ich die Welt ein kleines Stückchen besser gemacht habe und glaubt mir, das war nicht geplant...
Montagmorgens fing alles an. Ich war gerade auf dem Weg zu meinem Lieblingscafé, um mir dort meine allmorgendliche Bestellung zu besorgen; schwarzer Kaffee mit zwei Stückchen Zucker und einen Hauch Sahne oben drauf, als ich auf dem Weg etwas sah, das mich schockierte... Eine junge Frau, schätzungsweise in meinem Alter, saß in einer riesigen Matschpfütze mit einem Schild aus Pappe in der Hand, auf dem mit kaum leserlicher Schrift geschrieben war:” Bitte helfen Sie mir ich habe nichts als Hunger. “Ich eilte zu der Frau, um zu fragen, was sie dort ganz alleine tat, doch sie schien mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Ich konnte sie schließlich doch dazu ermutigen, sich mit mir in das Café zu setzen und einen Happen zu essen. Ich sagte ihr, sie könne sich alles bestellen, was sie wolle und dieses Angebot ließ sie sich nicht entgehen. Sie aß und erzählte mir nebenher viele interessante Dinge. Sie sagte mir, dass sie aus dem Iran vor ungefähr 3 Jahren hierher geflohen war, weil in ihrem Haus eine Bombe eingeschlagen wäre und sie die einzige Überlebende aus ihrer Familie wäre. Ich fragte sie nach ihrem Namen und sie antwortete mit: “Amira.“ Ich stimmte ihr zu, dass dies ein sehr schöner Name sei und sie lächelte nur verlegen. Ich bat sie, mir mehr über sich zu erzählen und schon bald kamen wir sehr gut ins Gespräch. Der Grund, weshalb sie dort in der Schlammpfütze saß, war der, dass sie hier aufgrund ihrer Herkunft und Kultur keine Arbeit gefunden hatte; sie sagte, sie hätte kein Geld, weil sie arbeitslos wäre. Alle Leute wären nur an ihr vorbei gelaufen und hätten sie nur schief angeguckt und die meisten Menschen hätten sie nur doof angestarrt und nicht als das akzeptiert, was sie ist, ein Mensch. Ihre Geschichte berührte mich sehr, also entschloss ich mich, sie bei mir wohnen zulassen, jedenfalls solange, bis sie eine vernünftige Unterkunft hätte. Sie war sehr dankbar und drückte mir einen Zettel in die Hand, auf dem für ein großes Event geworben wurde, das nächste Woche beginnen solle. Bei dem Event handelte es sich um eine Art Karaoke Nacht, nur nicht mit Karaoke, sondern mit Meinungen und Storys. Jeder sei herzlich willkommen dabei zu sein und etwas zu erzählen. Das Event findet jedes halbe Jahr statt und Amira wollte dort schon länger mitmachen, fand aber nie die Worte, die es benötigte, um ihre Geschichte zu erzählen. Und mit meiner Hilfe würde sie auf die Bühne gehen, ihre Geschichte erzählen und anschließend ihre Meinung zu allem sagen. Ich lächelte sie an und nickte. Wir arbeiteten die ganze Woche lang an unserem Vortrag für das große Event und nebenbei waren wir auf Jobsuche für Amira und tatsächlich hatten wir etwas Passendes gefunden: Es stellte sich heraus, dass Amira ziemlich gute kochen konnte und es kam eine Zusage für eine Stelle als Köchin für kulinarische Gerichte. Jetzt, da die große Neuigkeit geplatzt war, stand uns nichts mehr im Weg, uns voll und ganz auf die Story zu konzentrieren, die schon bald alles verändern sollte. Am Morgen vor dem großen Event war ich sehr nervös, doch Amira stand mir zur Seite und versicherte mir, dass alles glatt laufen würde. Wir zählten die Sekunden bis zu unserem Auftritt und verbrachten die Zeit, die uns bis dahin noch blieb, damit alles noch einmal durchzugehen und eventuelle Fehler zu verbessern. Als wir dann schließlich in der Bar ankamen, in der alles stattfinden sollte, setzten wir uns an den Tisch, der der Bühne am nächsten war, denn schließlich interessierte mich auch die Meinung anderer. Wir waren an der Reihe und ich hechtete nervös auf die Bühne und versuchte mich an das zu erinnern, was Amira und ich zuletzt besprochen hatten. Amira fing an loszuplappern und hatte die ganze Aufmerksamkeit auf sich gerichtet. Nun war ich an der Reihe, um ein Statement loszuwerden, das jeden Zuschauer des Events berühren würde. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass mehrere Zuschauer von Beginn an alles mitfilmten. Ich fing an zu erzählen. Ich erzählte von meinem Treffen mit Amira und wie die Leute sie angestarrt hatten. Ich versuchte möglichst emotional, aber doch durch und durch authentisch zu wirken. Ich fuhr fort damit, dass ich erzählte, dass es hart sei, von niemandem respektiert zu werden, und dass sich generell etwas an der Menschheit ändern müsse und dass Toleranz und Zusammenhalt eine große Rolle in der Zukunft spielen würden. Meine letzten Worte waren ,dass jeder jeden genauso lieben soll, wie sich selbst, und dass man andere als das erkennen sollte, was sie wirklich sind: Menschen. Die Menge fing an zu jubeln und später stellte sich heraus, dass mein Video überall im Internet zu finden war. Es hatte sogar einen eigenen Hashtag: #wirsindallemenschen. Ich ließ meiner Begeisterung freien Lauf und bis heute kann ich kaum glauben, was zwei Menschen alles erreichen können. Amira wohnt immer noch bei mir und verdient mittlerweile gutes Geld. Wir sind in eine größere Wohnung umgezogen und ich habe dafür gesorgt, dass sie nie wieder betteln gehen muss. Amira wird aufgrund des Videos mit Respekt behandelt und jeder toleriert sie. Viele Menschen haben ihre Fehler nun eingesehen und behandeln sich gegenseitig besser. Ich hoffe, ich kann ein gutes Vorbild für viele sein und werde mein Bestes geben, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.