Tausend Königreiche

Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Alisa Winterhalter, 21 Jahre

Auf dem asphaltierten Wege unsrer Tage
stehen stapelhoch eintausend Phrasen
und nicht eine Frage
will der Antwort schönes Kleid
beschmutzen
Himmelweit
soll Freiheit tragen
auf den Schwingen
die wir selbst beständig stutzen

Würdest du, würdest du …
einen Blick mir schenken

der nicht träge blinzelnd gleich vergisst
und das Innerste nach Außen kehrt
Denn ein solcher zarter Blick
der nicht Antwort, sondern Frage ist
Wäre mir eintausend Königreiche wert.

Tausend Mal
ein ersticktes Schluchzen nur
ein eilig nachgeschicktes Lächeln bald
Diese Wut
sie ist jahrtausend alt
Dass sie wie kalte Asche schmeckt
Und das „Nein“
ganz unverbindlich
mit blassen Lippen zugedeckt

Würdest du, würdest du …
ein Wort mir schenken

das mich nicht zur Leinwand macht
und meine eignen Farben nicht versehrt
Denn ein solches schönes Wort,
halb gewispert, halb gelacht
Wäre mir eintausend Königreiche wert

Beide Arme ausgestreckt
Der Abgrund an den Versen leckt
Usurpator Angst
Er herrscht allein und tausendfach
Angst vor dem Fall
Angst, der Verlierer zu sein
im Drahtseilakt
und ein nacktes Gesicht
auf dem Maskenball

Würdest du, würdest du …
einen Schrei mir schenken

der Albastermauern bersten lässt
und Meister Pygmalion das Fürchten lehrt
Denn ein solcher wilder Schrei
den Rauhnachtgeistern ein Freudenfest
Wäre mir eintausend Königreiche wert

Und so bleiben wir
am Boden
Aller Kerker zahmstes Tier.
Im Wahne sinnend
über unser Recht auf Tränen
Räume, Zäune, Mauern spinnend
In unserem Wahn
die Sinne Feinde wähnen
Und unsere Träume böse Geister

Würdest du, würdest du …
diesen Tanz mir schenken

Wenn Wind und Wolken um dich werben
und der Tanz all unsre Tränen ehrt.
Denn ein solcher letzter Tanz
barfuß auf weißen Alabasterscherben
Wäre mir eintausend Königreiche wert

In deinen Augen seh' ich Mahre sich befreien
Aller Stürme schönstes Kind
Du nährst den Wind
mit deinen Schreien
Ein Kind, das wüten, toben, lachen kann
Und wenn ich dich im Stürmen fände
Nur dann.
Rührte die Zartheit deiner Hände
Mich zu Tränen

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Autorin / Autor: Alisa Winterhalter, 21 Jahre