Wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende
Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Sophia und Selin (12 Jahre)
Wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende
Mit Tränen in den Augen sah ich auf sein mit Schläuchen verbundenes Gesicht. Das Piepsen der Maschinen, die ihn am Leben hielten erinnerte mich an damals, als Tom, mein Mann, angefahren wurde, er im Sterben lag und ich nichts tun konnte. Nach seinem Tod fühlte ich mich oft einsam und Max war das einzige, was ich noch hatte.
Nun liefen die Tränen über mein Gesicht, würde er es schaffen? Würde er es überleben?
Wie alles begann…
„Max, komm du musst in die Schule “
„Ja, warte!“
„Nein, jetzt!“
„Oh Mama“
Wir liefen zum Auto und schrien uns an. Hätte mir jemand gesagt, dass an diesem Tag etwas Schreckliches passieren würde, hätte ich mich nicht mit ihm gestritten. Wir stiegen ins Auto und schwiegen während der ganzen Fahrt. Ich verabschiedete mich noch nicht einmal von ihm. Ich fuhr wieder nach Hause und verbrachte meinen Vormittag mit Haushaltskram…bis der Anruf kam. Weinend setzte ich mich in mein Auto und fuhr so schnell ich konnte ins Krankenhaus. Der Chefarzt holte mich direkt ins Besprechungszimmer und erzählte mir alles: Max sei von einem Baum gefallen und liege im Koma.
Mir wurde schlecht. Wieso musste ausgerechnet meinem Sohn das passieren? Der Arzt begleitete mich zu seinem Zimmer. Tja, und nun sitze ich hier bei Max und halte seine Hand. Ich fange an zu weinen, ich will es nicht aber ich kann es einfach nicht unterdrücken. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. Ich sehe auf und blicke in das besorgte Gesicht einer Krankenschwester. Sie reicht mir ein Klemmbrett mit Ergebnissen. Ich kann nicht viel damit anfangen doch sie erklärt mir alles: Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Sohn wieder aufwacht liege bei 50 Prozent. Ich kann es nicht fassen. Ich drücke Max Hand und hauche ihm mit zitteriger Stimme Mut zu. Die Krankenschwester meint, dass sie noch ein paar Untersuchungen durchführen müssten und ich dafür bitte das Zimmer verlassen solle.
Mit schweren Schritten gehe ich in das Wartezimmer. Ich setze mich neben einen älteren, freundlich aussehenden Herrn. Er hält sich den Arm, ich frage, was geschehen sei. Der Mann erzählt mir, dass sein Arm gebrochen sei. Er fragt mich, weshalb ich hier sei. Ich erzähle ihm alles und er schaut zu Boden: „Meiner Tochter ist das vor 30 Jahren auch geschehen.“ Er macht eine kurze Pause und seufzt, „nach einem Jahr im Koma hat sie aufgegeben und ist verstorben.“ Ich spreche mein Beileid aus und schaue zu Boden. Die Krankenschwester ruft mich und begleitet mich mit zum Besprechungszimmer, wo der Arzt mir erklärt, dass es eine Behandlung gäbe, aber diese sehr teuer sei. Völlig bestürzt laufe ich zurück in das Wartezimmer und setze mich wieder neben den alten Herrn. Er fragt, was mich so bedrücke. Ich erzähle ihm, dass die Medikamente sehr teuer seien und ich sie mir nicht leisten könne. Mit einem kleinen Lächeln im Gesicht meint er, dass ich mich mal ausruhen solle. Ich gehe schweren Herzens nach Hause.
Am nächsten Tag gehe ich wieder ins Krankenhaus um Max zu besuchen. Die Krankenschwester kommt mir entgegen und meint, dass die Behandlung morgen anfangen würde. Ich schaue sie verwirrt an „So viel Geld habe ich doch gar nicht.“, „Aber ihr Vater hat doch gerade das Geld überwiesen.“, „Bitte, WAS!!!???“, rufe ich halb fragend, „Mein Vater ist letztes Jahr an Krebs verstorben.“ „Na dann haben sie wohl einen anonymen Spender“, fügte sie grinsend hinzu. Die Fragen kreisen in meinem Kopf: Wer ist dieser geheimnisvolle Spender? Was wird aus Max? Wird er es schaffen?
Leicht irritiert doch überglücklich laufe ich zu Max, um ihm von seinem Glück zu berichten.
Ich weiß, dass er mich hören kann…
Leise schließe ich die Zimmertür und trete auf den Krankenhausflur, wo mir schon der freundliche Mann aus dem Wartezimmer entgegen kommt. Plötzlich weiß ich, wer der Spender ist: Er… er war es! Ich bin sprachlos. Mir laufen Tränen über die Wangen. Er umarmt mich und flüstert mir zu: „Jetzt, wird alles gut.“
Drei Wochen später
Der alte Mann namens Fritz Bäumler ist nun für Max wie ein Opa.
Diese Geschichte zeigt, wie eine Krankheit ein Leben verändern kann, aber dass man zusammen jede Hürde des Lebens meistern kann.
Autorin / Autor: Sophia und Selin (12 Jahre) mit tatkräftiger Unterstützung von Amelie