Panik im Treppenhaus
Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Emira Peckott, 13 Jahre
Hinter mir höre ich ein schnelles Keuchen. Als ich mich auf dem Treppenabsatz umdrehe, bleibt ein kleines Mädchen vor mir stehen und schaut mich angsterfüllt an. Ihre Augen weiten sich noch mehr und ihr panischer Blick wandert hektisch hin und her. Ich höre, wie sie ein leises „Hilfe... Bitte...“ haucht. Ich starre sie an und versuche ihr Gesicht zuzuordnen. Es ist die kleine Tochter der Flüchtlingsfamilie, die vor 2 Wochen in die freie Wohnung im Dachgeschoss gezogen ist. Da fällt mir auch wieder ein, wie Frau Krause von gegenüber auf dem Gang „Pah, dieses Flüchtlingspack. Nur Ärger bringen die, sollen dahin zurückgehen, wo sie herkommen.“ vor sich her gemurmelt hat und mir im Vorbeigehen so einen „Die-deutsche-Nachbarschaft-hält-zusammen-Blick“ zugeworfen hat. Das Mädchen zieht wieder meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich bemerke, dass sie am ganzen Körper zittert. Dann höre ich die Jungs. Im Treppenhaus grölen sie: „Komm schon, wir finden dich, du kleine Ausländergöre.“ Ich kann ihren Hass förmlich spüren. Das Mädchen schluchzt verzweifelt und schon rinnen Tränen an ihren rosigen Wangen herunter. Ich nehme sie an der Hand und ziehe sie die Treppenstufen nach oben. Kurz vor unserer Wohnungstür kommt uns Frau Krause in ihrer verwaschenen Jogginghose entgegen. „Was...?“ Ihr entsetzter Blick, als sie das Mädchen sieht, macht mich auf einmal so krass wütend. „Frau Krause, Sie halten den Mund! Und vielleicht sollten Sie so langsam mal damit aufhören, anderen die Schuld an Ihren Problemen zu geben. Dafür sind Sie selbst verantwortlich. Das können Sie Ihrem Sohn und seinen Freunden da unten auch gleich ausrichten.“ Unten im Treppenhaus wird es still. Ich lasse Frau Krause mit offenem Mund stehen und führe das Mädchen schnell in meine Wohnung, schließe die Tür und lächle sie an. Zaghaft lächelt sie zurück.