Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Julia Rozhko, 12 Jahre
An einem sonnigen Sonntagnachmittag ritt ich mit meinem Lieblingspferd Bounty durch den Wald. An der großen Wiese galoppierte ich sie an. Ihr Galopp fühlte sich so schön an, dass ich meine Augen schloss. Auf einmal wieherte Bounty laut, und ich hörte ein „Bumm“. Bountys Huf donnerte gegen etwas und ich flog in hohem Bogen auf den Boden...
Ich spürte den Schmerz in meinem Oberschenkel, ignorierte ihn, stand auf und öffnete die Augen. Vor mir lag ein ungewöhnliches Gebäude. Es sah wie ein normales Familienhaus aus, aber seine Farbe änderte sich gerade von gelb auf rot, und seine Wände waren glänzend und ähnelten Fischschuppen. Es stand sogar auf Rädern, das ich nicht lache!
„Irgendwo muss hier die Tür sein“, dachte ich und versuchte die Wand einzudrücken. Plötzlich schob sich die Wand auseinander, und ich stolperte in das Haus hinein.
Das erste, was ich sah, irritierte mich total. Auf dem Tisch stand ein Foto von mir! Ich ging näher ran und nahm das Foto in die Hand. Ich drehte es um und sah das Datum. Es war gestern. Ich kann mich noch gut dran erinnern: gestern trug ich das gleiche bunte T-Shirt, und mein Vater machte das Foto in unserem Garten...
„Ein hübsches Mädchen, nicht war?“, sagte die alte Dame, die wie aus dem nichts erschienen war und mich geheimnisvoll anguckte.
„Wer sind Sie?“, fragte ich überrascht.
Sie antwortet nicht und interessierte sich, wie ich hier reinkam.
Ich erklärte: „Ich habe doch nur...“
„Die Wand berührt!“, beendete sie meinen Satz und fuhr fort:
„Ich freue mich, mich wieder jung und dynamisch zu sehen!“
„Was soll das heißen?“
„Das bedeutet, dass ich du bin, und du ich bist.“
„Wie?“
„Du bist im Jahr 2120 gelandet, und ich bin du in 100 Jahren.“
„Nein, das kann nicht sein! Zeitreisen gibt es nur im Märchen!“
„Doch! Schau mal was ich habe...“
„Mein kleines Glaspferd?! Woher haben Sie es?“
„Du (ich) hast es vor dem Umzug mitgenommen.“
„Stimmt, aber es ist trotzdem unmöglich!“
„Wenn du mir immer noch nicht glaubst, dann sage ich dir, was dir in deinen Alter wert war.“
„Was denn?“
„Also, du (ich) wünscht dir eine Erde ohne Kriege und Plastik...“
„Ja, und dazu keine Erwärmung und passendes Klima.“
„Glaubst Du mir jetzt?“
„Wenn Sie mir noch eine Frage richtig beantworten, dann glaube ich Ihnen.“
„Ich bin gespannt, stell deine Frage.“
„Wie heißt mein Lieblingspferd?“
Ihr Gesicht sah sonnig aus und sie sagte: „Bounty natürlich!“.
„Genau! Das heißt, dass ich wirklich Sie bin! Hurra! Ich werde mehr als 112 Jahre leben!“
„Die heutige Medizin macht so was möglich“
„Wahnsinn! Das ist auch etwas, was mir was wert ist. Ich möchte, dass nicht nur ich, sondern die ganze Menschheit auf der Welt solange leben kann.“
„Klar, verstehe. Willst du wissen, wie deine Wünsche verwirklicht wurden?“
„Ja, natürlich.“
„Für die Energieversorgung brauchen wir keine Kraftwerke mehr, sondern bauen unsere Häuser aus Solarzellen. Die Räder erlauben es, dass die Häuser selbst fahren. Die Länder haben keine Grenzen mehr, und Menschen dürfen überall hinreisen und wohnen. Hauptsache, man muss einen Parkplatz vorher reservieren. Schlüssel wurden gegen Fingerabdrücke eingetauscht.“
„Deswegen bin ich hier rein gekommen?!“
„Ja.“
„Wie haben die Menschen das Problem der Klimaerwärmung gelöst?“
„Unser Klima wird von der wunderbaren Schutzfolie, die unsere Erde umarmt, beeinflusst. Ein steuerbarer Spiegel, der bei Bedarf Sonnenlicht in Richtung Süd- oder Nordpol lenkt, kühlt das Klima am Äquator und erwärmt es an den Polen. So entsteht ein angenehmes Klima auf der ganzen Erde, jetzt haben wir immer Sommer und keinen extremen Winter oder Hitze.“
„Gibt es eine Lösung für das Plastikmüll-Problem?“
„Um Plastikmüll zu entsorgen haben die Wissenschaftler plastikfressende Bakterien gezüchtet.“
„Cool! In so einer Welt möchte ich leben!“
„Ja, und du wirst in dieser Welt leben, aber jetzt musst du zurück.“
„Warum so früh? Ich habe noch viele Fragen.“
„Welche?“
„Was werde ich für eine Familie haben? Was werde ich arbeiten? Wie viel Kinder kriege ich?“
„Pie-Pie-Pie-Pie-Piep...„ klingelte der Wecker..., und ich schreckte aus meinem wunderbarem Traum auf. „Oh nö, ich muss jetzt wieder zur Schule...“, dachte ich.
„Julia! Aufwachen! Du schläfst noch auf dem Pferd“, rief meine Reitlehrerin Sirrka und erklärte weiter „ich musste meinen Handy-Klingelton so laut wie es geht stellen, und erst dann warst du wach“.
Es ist süß von Bounty, dass sie mich zurück gebracht hat, obwohl ich noch am Schlafen war. Über meine Zeitreise erzähle ich niemandem etwas, mir wird eh keiner glauben.