Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von Tara C. Meister, 22 Jahre
Wo sind die Zeiten hin, da war man eben noch ein Kind und auf einmal kommt der erste ich-werde-anders-angesehen-Moment, das erste der-steht-auf-dich-Gekicher, ich-vielleicht-auch-bin-mir-nicht-sicher-Moment, der erste er-will-dich-küssen-und-trifft-die-Nase-Moment, das erste Mal bei ihm gepennt Moment, man war ein bisschen verklemmt, es ist das schon gegangen, wusste morgens dann nichts mit sich anzufangen, der erste Handywasserschaden-weil-mein-Handy-so-schwitzt-während-ich-auf-eine-Nachricht-warte-Moment, der erste „weißt du, eigentlich mag ich dich nicht“-Moment,
Und dann viel zu spät die Frage:
Was will eigentlich ich?
Wann genau war der Moment, wo wir uns die Zeit für uns hätten nehmen sollen, für unseren Körper, unser Wollen
Wir wachsen auf und spüren da was, aber meistens kommt ein lass das von den Erwachsenen und während die Jungs was wachsen sehn können, sagt man uns er hat einen Schniedel, und wir nicht
Aber da ist nicht nichts
Da sind Wände und Gräben, kitzlige Hügel und glitzernde Zervixschleimfäden, das sind innere und äußere Lippen, innere und äußere nicht kleine und große, denn die inneren können groß sein wie die Flügel eines Schmetterlings der gleich los
fliegen will
oder wie ein großer weicher Mantel, der sich liebevoll um etwas legen möchte, einen Penis vielleicht, muss aber auch nicht sein
Wo die Vögel singen, wo die Glans glänzt, jetzt kommen wir Frauen und wir kommen- anders, wir kommen an unsere Lust heran auf so vielen Wegen, Menschen mit Penis kommen vor allem durch schauen und anfassen, durch Hand anlegen, was sie dabei verpassen ist sich wie wir stimulieren zu können durch Gerüche, Geschmack, Gedankenspiele, durch Gefühle und Worte und so vieles
Mehr, unsere Orgasmen sind bunt und der Weg dahin auch, wo kommen diese Farben her? Aus uns, und niemand anderem
Wo war denn der Moment, zwischen erster Neugierde und erster Erfahrung mit jemand anderem, in dem wir wandern gehen hätten können in den Hügeln und Gräben um diese Welt zu entdecken und sie zu erleben die Abenteuer, die sich dort verstecken
Wir wachsen auf mit Disney Prinzessinnen, die von ihrem Vater behütet aufwachsen und am Ende des Films in den Armen eines Mannes landen, der uns eine whole new world zeigt
Vielleicht hätten wir die aber selber entdecken sollen
Vielleicht sollten wir lieber malen wie das Farbenspiel des Winds
Und diese Welt erst einmal selbst verstehen, weil bevor wir uns versehen ist jemand da, der landet hier und gleich gehört ihm alles und wir denken uns im Stillen how can there be so much that you don´t know?
Männer absolvieren keinen Crash-kurs in weiblicher Befriedigung und wir Frauen auch nicht, also müssen wir uns darauf vorbereiten ihnen alles wichtige zu zeigen
Es geht nicht darum Mädchen früh zu sexualisieren, sondern darum sich früh genug zu spüren und selbstbestimmt in diese Welt zu kommen
Weil es doch unser Körper ist und unsere farbenfrohe Lust also how can there be so much that we don´t know?
Wenn wir nicht aufpassen, ist vor allem Angst da, Angst vor Schmerzen, Angst was falsch zu machen, Angst zu bluten beim ersten Mal, Angst dass Konsequenzen in uns haften bleiben
Aber darf es nicht einfach mal um uns und unsere Lust gehen?
Die Devise ist nicht „sei ein Mann“ du musst nicht „so schnell sein wie wildes Wasser“
Denn deiner Klitoris gehört alle Zeit der Welt und es gibt kein alles oder nichts Prinzip für uns, kein Orgasmus ja nein, für uns kann es so vieles sein, wir können auf Lustwellen reiten, mal fallen wir mal nicht, vielleicht vom rein und raus gleiten vielleicht von einem liebevollen Gesicht zwischen unseren Beinen. Oder es heißt einfach nur mein Körper und ich
Mal Kreise wie das Farbenspiel des Winds, lass dich davon tragen, der Schmetterling zwischen deinen Beinen darf fliegen, mit riesigen Flügeln
Diesen Moment muss es geben, viele davon, diesen Raum für unsere Sexualität dürfen wir uns nicht nehmen lassen, auch wenn weder unsere Sprache schon so weit ist, noch die Filmindustrie-
Da ist nicht nichts
Da unten ist ein Reich über das du allein bestimmst
So wunderschön wie das Farbenspiel des Winds