Befreiung
Beitrag zum Kreativ- und Schreibwettbewerb "Das ist mir was wert" von R. Demet, 22 Jahre
Ich schaue in die Augen Gottes,
Und seine schauen traurig zu mir.
Das Loch zur Hölle öffnet sich,
Meine Geschichte endet hier.
Mein Schrei prallt gegen die Wände der Schlucht,
Das Licht über mir erlischt.
Mein Körper küsst den Abgrund mit Sehnsucht,
Und wird sofort von den Händen des Teufels erwischt.
Hier brennen Sünder ihre Taten aus.
Die Haare die einst strahlten im Sonnenlicht,
Beißen wie Schlangen durch die Kopfhaut hinaus.
Die Luft verätzt meine Lunge,
Käfer krabbeln in meiner Speiseröhre,
Ein verdorbener Geschmack auf meiner Zunge,
Ist das der Ort zu dem ich gehöre?
Ich sehe meine Kinder, meine Geschwister, meine Mütter,
Keiner von uns hat dieses Schicksal verdient,
Und dennoch sind wir gefangen und betteln kniend.
Gefesselt an einen Apfelbaum,
Zitternd wie eine Blume im Schnee,
Weint Eva in das Feuer mit Herzblut,
Doch ihre Tränen verdampfen bloß in der Glut.
Und umgeben von all dem Schmerz könnte ich es nicht ertragen,
Im Paradies zu sein mit Adam, der den Apfel im Hals stecken hat,
Mit Vergewaltigern, die danach ihr Leben der Religion hingaben.
Worüber soll ich mit Moses, Jesus und Muhammed reden,
Was verstehen die schon von meinem Leben?
Für die war der Himmel schon immer blau.
Die verstehen nichts vom Leid einer Frau!
Warum befreiten seine Bücher nicht jeden?
Warum fiel seine Gerechtigkeit nicht wie Evas Tränen?
Und wenn Gott noch einen Sünder fallen lässt,
Während seine Krokodilsträne unser Feuer nässt,
Stellen unsere Schreie ihn zu Gericht,
Unsere Wut steigt hinauf zum Licht,
„Warum hörst du uns nicht!“