Leihgabenimperium

Einsendung von Annika Wucher, 16 Jahre

Besitzen und besessen werden,
Das ist nicht ganz klar,
Ob eines oft das andere für uns zur Ausred war.
Wir kommen und gehen,
Wir sterben und leben,
Letztendlich unfähig etwas mit uns zu nehmen,
Außer frohe Stunden, auch Strapazen und die Leiden,
Die zur Lebzeit unsere Seele einmal feilten.
Bei Geburt betreten wir nur einen Urlaubsort,
Und den meistens Jahrzehnte dauernden, bald alltäglichen Aufenthalt dort,
Nennen wir „Leben“.
Und dann sammeln wir und kaufen wir,
Sind stolz auf den Besitz,
Doch dabei schnell vergessen wir, dass wir irgendwann gehen.
Und wir bauen uns ein Imperium aus teuer gekauften Leihgaben,
Suchen halt in diesen Dingen,
Und haben trotzdem nichts - wenn dieser Urlaub hier zu Ende ist.
Und wir weiter reisen.
Und sehen, in jeder Welt gibt es andere Werte zu anderen Preisen,
Nur unsere Seele bleibt uns treu, ein teurer Begleiter.
Alles was ist muss schonmal gewesen sein,
Es wächst im erdenen Sonnenschein,
Und ist nicht endlos.
Warum immer Fremdes nehmen,
Warum Materielles schaffen?
Warum denn nur „Dinge“ sehen?
Warum nicht mal „kaufen“ lassen?
Denn das was wirklich wichtig ist,
Können wir nicht sehen.
Zumindest nicht der Menschen Augen,
Nur im Herzen bleibt bestehen,
Dass wir eigentlich ganz reich sind, in uns drin.
Es geht ja nicht ums „alles haben“
„sich alles krallen“ und „die Welt umgraben“.
Natur ist Ursprung, also behandelt sie auch so.
Natur ist die Schulter die uns trägt,
Uns atmen, weinen und leben lässt.
Spucken wir ihr auf den Kopf,
Lässt sie uns auch im Stich.
Und werfen wir nen Blick nach draußen,
sehn wir dass es nicht…
Notwendig ist alles zu formen, zu ändern,
Seht die Welt doch einmal, nur einmal,
In den Ursprungsgewändern.
Bevor wir drauf aus waren,
Alles zu haben,
hat „Leben“ auch schon funktioniert.
Schon vor mehreren Tausend Jahren kam einer und sagte:
Liebt auch euren Nächsten.
Also lasst mal beginnen,
Nen Planeten zu zeichnen,
Denn wir ohne schlechtes Gewissen,
An die Kinder weiter reichen,
Die heute auf der Straße stehn.
Weil sie sehen,
Was die Welt als unbeschädigt zu bieten hat.
Die Lunge der Erde ist müde,
muss sich mal ausruhn,
Und wir, wir können was Gutes tun,
In dem wir mal weniger wahrheits- als konsumresistent sind.
Denken wir weiter und lassen unser gewaltiges - Leihgabenimperium
— los.
Denn am Ende ist es eh bloß…
temporär.