Fear. Forget everything and run. Wo rennst du nur hin? So ohne ein Ziel, ohne einen Traum? Träume!
Wir rennen alle drauf los, bis wir uns überrannt haben.
Du wolltest es besser machen, aber bist bei der erstbesten Gelegenheit losgestürmt, weggestürmt und hast die Welt überrannt.
Sag mir, war es aus Angst, dass du stehen bleiben könntest? Stillstand.
Ein Wort, was du zum Fürchten gelernt hast, Mensch. Ruhe kennst du nicht, denn Unruhe ist dein ständiger Begleiter. Du hast vergessen, was es heißt durchzuatmen und zu beobachten. Ein Ausharren vor dem großen Sprung war dir zuwider, unter deiner Würde.
Sag mir, welche Würde?
Bis dein Atem dir genommen wird und deine Lungen nicht mehr können, nicht mehr wollen. Du ringst nach Luft, nach Leben.
Es ist die Luft, die du verpestet hast und das Leben, das du genommen hast. Warte, aber dein Herz schlägt. Es schlägt so heftig gegen deine Brust, bis es funkt und die Energie sich erneuert.
Ich bin an die Stadt verhaftet. Zwei Millionen Menschen sind im Stande dazu in Frieden miteinander zu leben, für manche eine Selbstverständlichkeit, für andere ein Weltwunder, die einen unter der Glaskuppel des Wohlstandes, in Watte verpackt, dumpf und taub geworden.
Wer denkt noch an Tod und Verwesung? Nur die anderen, die wir abgeschnitten haben, die wir nicht an uns heranlassen wollen.
Wenn wir zu Unsterblichkeitsgottheiten in unserem Anbetungshain des Materialismus und Konsums zwischen Spiegelwelten geworden sind, die uns eine Wirklichkeit präsentieren, welche in Binnen einer Sekunde erloschen ist.
Hoppala, Akku leer. Jeder von uns in einer Blubberblase des eigenen Horizonts.
Ein fürsorglicher Umgang mit der Außenwelt, Nachdenken? Blackout.
Ich sitze in einem Café, ein Ort der Gemeinschaft, aber die Technik hat uns alle verblendet. Wir starren und erblinden am grellen Licht, so künstlich, dass wir gar ausbleichen und die Farben sterben. Es spiegelt sich in unserem Schwarz-Weiß-Denken wieder.
Technik ist zu unserem Sonnenlicht geworden, das wir tagtäglich, minütlich aufsaugen müssen wie Gelsen und wie Insekten kreisen wir um eine falsche Laterne in der Nacht. Es ist so, so düster geworden.
Ich erwarte sehnsüchtig den entscheidenden Schalter, suche den turn-off Knopf, bis du erkennst, dass du deine eigens erzeugte Illusion zu leben scheinst. Blubberblase.
Blubb, lass sie doch zerplatzen und fang einen Dialog an, schau mir in die Augen.
Ich sag dir, ich bin nicht besser, wahrscheinlich ein noch unverbesserlicherer Trickkünstler als du. Ich lebe mit der Illusion etwas zu wollen, zu können.
Diese Welt bleibt aber nicht nur unverbesserlich, sondern auch unbelehrbar. Ich liebe diese Welt, ihre Farben, Gerüche und das Lachen in den Kehlen der Menschheit. Wir lachen nur zu unbeschwert über dieses und schweigen zu vehement über jenes.
Ich dachte, dass Tod und Verwesung dem Fortschritt nicht mehr entfliehen würden. Unsterblichkeitsgottheiten.
Ach, ich vergaß. Wir brauchen die Natur dafür gar nicht – wir zählen uns ja schon lange nicht mehr dazu.
Gottkomplex.
Wir töteten uns die ganze Zeit über sowieso schon gegenseitig, unablässig, unter dem Deckmantel des Friedens.
Vergiftete Herzen, toter Verstand. Die Vernunft hat abgedankt.
Mensch gegen Mensch, Herz gegen Herz.
Es liegt in unserer Natur, die wir verleugnen. Seelen haben die Brust verlassen, unsere Ignoranz hat sie alle verkümmern lassen, wir sind seelenlos und unmenschlich.
Alles, was zum Wertehaufen humanity zählt, reden wir uns ein zu besitzen, setzen diesen Heiligen Gral an unsere Lippen und ergötzen uns daran. Es ist nicht Wein, nur Wasser. Illusion.
Doch selbst Wasser wird zu unserem persönlichen Gift, wenn der Staub, der Dreck, der Schmutz, die Chemikalien, all die Substanzen darin landen.
Es landet in uns. Alles kehrt zu uns zurück.
Warum, warum tun wir so etwas? Wir sind doch keine Tiere, sondern bloß Menschen. Genau, wir sind Menschen, weil Tiere würden das nicht tun, nicht schlichtweg Millionen Leben ermorden. Wir sind keine Tiere. Nein, schlimmer: Menschen.
Du erneuerst dich, atmest tiefer ein. Es ist deine Herzenskraft, die du gesehen hast.
Wenn du langsam zu verstehen beginnst, wenn du langsam stehen bleibst, dann wird alles schwer.
Dein Verstehen ist nichts mehr als ein Schlafwandeln in einem Labyrinth.
Ich wandle mit dir, glaub mir. Du glaubst, dass du aufwachen kannst?
Du glaubst, dass du hinausrennen kannst? Das kannst du nicht, das kann ich nicht.
Erst in dem Moment, als das Labyrinth kein Irrgarten mehr ist, als dass du die Hecken berührst und hineinblickst, wird alles leicht.
Wenn du dir Zeit nimmst, wenn du da bist. Das Labyrinth will doch nur gesehen werden. Seine Hecken sind so hoch, seine Wege sind so tief, um dich innehalten zu lassen, doch du suchst einen Ausweg und rennst los.
Aus Angst. Vielleicht ist es dein schlechtes Gewissen.
Du hast ja die grünen Lungen der Erde in Flammen aufgehen lassen und so vieles mehr, du hast es gesehen. Du weißt wohl auch, dass das hier keine Rache ist, aber deine Lungen brennen auch.
Nicht, weil ihr verschieden seid, sondern so gleich. Schau es dir an.
Sei es eine Blume, sei es ein Blatt. Halte es in die Sonne, wünsche der Sonne einen guten Tag. Lächele und öffne deinen Blick, bis deine Nasenspitze die Farben erreichen könnte. In denselben Farben erstrahlt die Natur.
Durch dieselben winzigen Adern fließt das rote Wasser.
Wir werden es abfließen lassen, wir werden es reinigen und dem rauschenden Klang lauschen. Zuerst werden wir uns selbst heilen und wieder atmen. Wir müssen uns die Zeit nehmen, stehenbleiben und nicht aus Angst davonrennen.
Angst frisst dich nicht auf, Mensch, aber deine Gedanken müssen anfangen, Glauben auszustrahlen, also stehen wir gemeinsam wieder auf.
Ja, es ist ein Wandel der Natur, wie die Ebbe der Flut weicht und der Tag der Nacht. Ohne Verzweiflung, keine Hoffnung und ohne Freude, keine Tränen. Das Leben an sich ist ein ewiges Gleichnis und niemand gleicht sich auf dieselbe Weise.
In Gedenken an all die Opfer in der Krise.