Sie zieht an ihrer Zigarette und denkt: „Ich habe mein Leben voll im Griff.“ Sie freut sich, weil sie abends rechtzeitig schlafen geht, um morgens früh aufzustehen. Weil sie Ordnung hält in ihrer Wohnung sowie bei ihren Finanzen. Weil sie sich regelmäßig sportlich betätigt und aus frischen Zutaten kocht.

Man trifft sich, um über die Zukunft zu diskutieren. „Die Politik muss sich ändern“, sagt jemand. Zustimmendes Nicken. „Wir brauchen Gesetze, die unsere Umwelt schützen, Armut bekämpfen und jedem Menschen Bildung und ein Leben unter humanen Bedingungen ermöglichen – nicht nur bei uns, sondern auf der ganzen Welt.“ Tobender Beifall.

Sie stößt eine Rauchwolke aus und denkt: „Ich bin diszipliniert.“ Und sie freut sich, dass sie erreichen kann, wonach sie strebt. Dass sie einen guten Abschluss hat und dass sie die Karriereleiter stets emporklettert.

Man sitzt in der Natur um ein Lagerfeuer. „Die Wirtschaft muss sich ändern“, sagt jemand. Zustimmendes Nicken. „Großunternehmen müssen ihren Arbeitern ein faires Gehalt zahlen. Sie müssen ihre Produkte regional anbauen und verarbeiten. Sie müssen umweltschonend produzieren und verpacken.“ Tobender Beifall.

Sie drückt den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus und denkt: „Ich bin frei.“ Und es freut sie, dass sie ihren Lebensweg selbst gewählt hat. Dass sie selbstbestimmt handeln kann und unabhängig ist.
Man ist offen für neue Ideen und voller Tatendrang. „Wir müssen uns ändern“, sagt jemand. Zustimmendes Nicken. „Jeder Einzelne von uns kann die Welt verbessern. Wir müssen respektvoll miteinander umgehen und gewissenhaft konsumieren.“ Tobender Beifall.

Sie zieht ein neues Paper aus der Verpackung und denkt: „Ich bin der Mensch, der ich sein möchte und steure gradewegs auf meine Ziele zu.“

Man verabschiedet sich und denkt: „Wir erschaffen eine bessere Zukunft und ich bin ein Teil davon.“

Sie befüllt das Paper mit Tabak, legt den Filter ein und rollt mit geübten Fingern alles zusammen. Sie befeuchtet das Papier mit der Zunge und klebt es fest. Sie stopft mit dem stumpfen Ende eines Bleistifts nach. Sie knipst das fast leere Feuerzeug, bis sie endlich eine Flamme daraus hervorkitzelt und denkt: „Morgen höre ich auf.“

Man steigt ins Auto und macht sich auf den Heimweg. Weil man noch nicht zu Abend gegessen hat, gehts noch schnell durch den McDrive. Double Cheese Burger und Chicken Nuggets, den Coffee-to-go nicht vergessen, denn die Heimfahrt ist noch lang. Man pöbelt den Verkäufer an, der die Bestellung falsch verstanden hat, wundert sich aber auch nicht darüber – dem Akzent nach zu urteilen, war das ein Ausländer. Man rast mit 200 weiter, um schnell nach Hause und in ein warmes Bad zu kommen und dann ins Bett. Man ruht sich aus für den neuen Lebensstil, den man führen will und denkt: „Morgen fange ich an.“

Sie zieht an ihrer Zigarette und denkt: „Dieses Mal meine ich es ernst.“

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