Lukas kann es nicht glauben.
Doch es ist wirklich wahr. Professor Heinrich hat eine Zeitmaschine gebaut und er, sein Mitarbeiter, soll nun in die Zukunft reisen. Bis in das Jahr 2084, weil der Professor vor 100 Jahren angefangen hat die Maschine zu bauen. Sein Auftrag: einen Beweis mitbringen, dass die Maschine funktioniert.
Als Landepunkt hatte Lukas sein Heimatdorf an der Kyll in der Eifel gewählt. Da würde er sich auskennen, hoffte er.
Er schließt die Augen und die Maschine fängt kräftig an zu ruckeln. Als er aufblickt, sieht Lukas nicht die 80 schnuckeligen Häuser, die im Jahr 2021 hier standen.
Nein, er sieht viele Metallklötze, groß genug, um 500.000 Menschen zu fassen.
Zudem riecht es komisch nach Abgasen.
Liegt wohl daran, dass vor ihm eine sechsspurige Autobahn langführt.
Und wo sind die ganzen Bäume, Wälder, das Grün, die Tiere, die Natur, all das, was die Eifel so ausmacht?
Statt Vögeln fliegen riesige Drohnen am Himmel.
Wo früher die bewaldeten Hügel waren, sind gleich mehrere Atomkraftwerke zu sehen. Die schöne Landschaft wurde abgetragen, um mehr Boden für die Kraftwerke zu schaffen. Sollten die nicht spätestens Ende 2022 abgeschafft werden?
Lukas geht durch die laute, stinkende Stadt Richtung Fluss.
Doch als Fluss konnte man das nicht bezeichnen.
Er sieht eine rosafarbige Brühe, aus der Blubberblasen aufsteigen und Fischgräten drin schwimmen.
Vor der Stadt erstreckt sich ein gigantischer Friedhof. „Frieden für die Verstorbenen wegen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz“, steht auf einem Schild.
Da bekommt Lukas Gänsehaut.
Er fasst sich ein Herz und geht auf den Friedhof.
Er liest Namen wie Elias Rorden, Lola Sieben, Deniz Hagenberger und viele andere. An einem frischen Grab bleibt er stehen. Gestorben 17. Mai 2084.
Das war der Beweis. Lukas macht ein Foto, läuft zurück zur Zeitmaschine und reist wieder ins Jahr 2021.
Er ist sehr traurig über die Zukunft, die er gesehen hat und will ein Buch über seine Zeitreise schreiben. Es heißt 2084.
Nachdem es rausgekommen ist, lesen viele Menschen das Buch. Einige ändern daraufhin die Art, wie sie leben. Sie kaufen sich Elektroautos oder fahren mit dem Rad. Diesel-Autos kaufen nur noch wenige Menschen. Deshalb geht es mit der Dieselwagen-Wirtschaft weit nach unten.
Eines Tages fährt Lukas mit einem elektrischen Taxi nach Hause.
Plötzlich verschließen sich die Türen. Zwischen Lukas und dem Fahrer wird eine dicke Scheibe hochgefahren. Lukas weiß nicht, was gerade passiert. Er schlägt wild gegen die Scheibe und brüllt um Hilfe.
Bis aus einer Düse Schlafgas kommt.
Dann ist er still.
Denn er schläft.
Als Lukas wieder aufwacht, ist er in einem dunklen Raum an einen Stuhl gefesselt. Ein Schalter wird gedrückt und eine sehr helle Lampe leuchtet ihm direkt ins Gesicht. Allmählich erkennt er zwei maskierte Gestalten mit Sturmhauben.
„Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“, ruft Lukas.
„Ruhe! Die Fragen stellen wir. Du machst, was wir dir sagen. Sonst, zack!“, droht ihm einer der beiden Personen, und macht eine Kopf-ab-Bewegung.
„Ich will wissen, was hier los ist.“
Doch schon kriegt er von einem der beiden Entführer so heftig eine geklatscht, dass seine Wange weh tut.
„Du wirst als aller erstes Mal erzählen, was für ein Dreck in deinem Buch steht. Dann wirst du ein neues Buch schreiben über das Thema: Welche Vorteile uns Diesel und Benzin bringen. Machst du das nicht, dann…“, droht ihm einer der Entführer, lässt seine Zigarette fallen und geht mit dem anderen raus.
Schon während die Zigarette zu Boden fällt, feiert Lukas sich für seine Idee, den Gedanken, mit der Glut der Zigarette seine Fesseln anzubrennen.
Er lässt sich mit dem Stuhl zu Seite fallen, robbt zur Zigarette und dreht sich mühsam so, dass die heiße Glut die Fesseln Stück für Stück auffrisst.
Geschafft.
Leider verbrennt er sich heftig an der Glut.
So heftig, dass er aufschreit und die beiden Entführer wieder reingelaufen kommen.
In der Hektik jedoch ohne Maske. Lukas erschrickt: „Manuel Sieben und Elias Godden, die Benzin-Milliardäre?“
„Ihr Schweine!“, flucht Lukas. Dann schubst er die beiden bei Seite, rennt nach draußen und über einen leeren Garagenhof. In der Ferne sieht er den hohen Fernsehturm. Er war also immer noch in der Stadt. Die Benzin-Milliardäre sind ihm dicht auf den Fersen.
Er hastet die Straßen entlang und biegt dann links ab Richtung Universität, seine Verfolger direkt hinter ihm.
Lukas wird nun etwas langsamer. Nicht, weil er nicht mehr kann. Er will, dass die Entführer ihm folgen können, denn längst hat er einen Plan.
Im zweiten Stock der Uni öffnet er eine Tür und lässt sie weit offenstehen. So lockt er die reichen Ganoven in die Zeitmaschine.
Kaum sind sie drin drückt Lukas auf einen Knopf und die Zeitreise beginnt.
Sie kommen an der gleichen Ecke an wie Lukas beim ersten Mal.
Die Diesel-Ganoven müssen sich erstmal aufrappeln. Lukas kann die Unsicherheit in ihren Augen ablesen. „Wo sind wir?“, fragt Elias Godden verwirrt.
„Kommt mit“, meint Lukas, „ich will euch etwas zeigen.“ Zögerlich folgen ihm seine Entführer auf dem Weg Richtung Fluss. Sie sehen die gigantischen Metallklötze und riechen die Abgase. Am Fluss blicken die beiden angewidert in die blubbernde Brühe.
Dann kommen sie am Friedhof an. „Frieden für die Verstorbenen wegen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.“, steht auf einem Schild.
Da müssen beide schlucken.
Lukas führt sie zu einem Grab mit einer Engelsstatue.
Manuel tritt neben ihn, blickt zu dem Grabstein und kniet nieder. Er weint und ruft: „Warum meine Lola?“
Auf dem Grabstein steht: „Lola Sieben, gestorben wegen einer Autogasvergiftung“.
Seine geliebte Frau.
„Tut mir leid, dass wir dich entführt haben.“, stammelt Elias.
„Wir haben nur an uns gedacht und dachten, dein Buch wäre ein Fake.“
Lukas nickt und sagt: „Es ist noch nicht zu spät. Wenn wir jetzt anfangen, wird das hier nie passieren. Gemeinsam können wir das schaffen: gegen den Klimawandel und gegen die Umweltverschmutzung!“