Meeresstau
Einsendung von Iokina, 16 Jahre
„Das war der tägliche Live-Bericht beim RM Aktuell mit Mila Edwards und Luan Jones. Damit schalten wir wieder zurück ins Studio.“ Mit diesem Satz beendeten wir unseren Bericht. Alle applaudierten: „Das war perfekt! Jetzt alles zusammenpacken und wieder zurück ins Hotel. In ein paar Stunden müssen wir schon weiter!“ Der Trubel um uns herum begann von neuem. Kameraleute, Techniker und die Leute von der Maske huschten um uns herum. Es herrschte ein reges Treiben. Kisten wurden gepackt und in die Fahrzeuge getragen. Die Technik wurde zusammengebaut und musste feinsäuberlich verstaut werden. Das alles passierte schnell und routiniert. Ich redete gerade mit einem der Wissenschaftler für den nächsten Dreh, als ich hörte wie Myra, unsere Managerin nach mir rief: „Hey Mila!“ Ich verabschiedete mich von dem Wissenschaftler und drehte mich zu ihr um. „Heute war echt eine gute Aufnahme, weiter so. Morgen werden wir an einem Meer sein und über die Verschmutzung von Gewässern berichten“, sagte Myra während sie auf ihr Klemmbrett starrte. „Könntest du dich mit Luan absprechen, was ihr zu diesen Themen ansprechen wollt. Wie ich gesehen habe, hast du auch gerade mit unserem Wissenschaftler gesprochen. Hast du dir schon Anregungen geholt? Hier sind schon mal die vorgefertigten Texte, aber ihr könnt euch wie immer selbst miteinbringen. Sagt mir einfach vorher Bescheid, so wie immer.“ Myra streckte mir zwei Manuskripte entgegen und ich nahm sie lächelnd an mich: „Vielen Dank Myra!“ Kaum habe ich das erwidert, verschwand sie zwischen den anderen am Set.
Im Hotelzimmer angekommen, schloss ich die Tür hinter Luan. Gemeinsam setzten wir uns an den großen Tisch und ich stellte vor jeden von uns ein Glas mit Wasser. „Also wollen wir es durchgehen und absprechen?“, mit fragendem Blick schaute ich dem großen Argentinier in seine strahlend grünen Augen. Zustimmend nickte er mir zu und so begannen wir den Text aufzusagen. „Hallo alle zusammen! Wir sind Mila Edwards und Luan Jones, die Reporter von RM Aktuell. Heute berichten wir über das große Problem der Verschmutzung von Gewässern. Jedes Eingreifen in die Natur hat seine Folgen. Manches davon ist positiv, doch es gibt durchaus auch Negatives“, begann ich mit meinem Text und schaute augenblicklich Luan mit abwartendem Blick an. Er atmete einmal tief ein und fing dann mit seiner ruhigen Stimme an zu sprechen: „Von Tag zu Tag wird die Verschmutzung von Gewässern immer größer und bedrohlicher. Es hat negative und gefährliche Auswirkungen auf die Lebewesen. Plastik ist sehr gefährlich für die Tiere in und um Gewässer, denn es kann nicht biologisch abgebaut werden und landet somit früher oder später in den Mägen der Tiere. Es stört die Nahrungsaufnahme oder blockiert die Atemwege und kann die verschiedenen Lebewesen bis in den Tod treiben.“ „Der größte Teil an Plastik gelangt zum Beispiel in Südostasien in die Gewässer. Dennoch muss nicht nur dieser Teil der Welt etwas dagegen tun, sondern die gesamte Welt. Man könnte unter anderem darauf achten nicht mehr Plastik als nötig im Alltag zu verwenden. Es gibt auch schon einige Projekte, um die Meere vom Müll zu befreien“, redete ich weiter. Luan übernahm wieder an dieser Stelle: „Eins dieser Projekte ist, dass verschiedene Leute mit einfacher Taucherausrüstung die Riffe von Plastikmüll befreien. Der Müll kann die bunten Riffe zerstören, um das zu verhindern, wurde so ein Projekt gegründet. Dennoch ist das nicht genug. Es gelangt mehr Müll in die Gewässer als wieder „abgefischt“ werden kann. Jährlich werden zahlreiche Tiere an die Ufer gespült oder aus den Meeren gezogen, die Plastik im Magen haben oder sich in Tüten und Nylonnetzen verfangen haben. Es ist ein globales Problem, dass so schnell wie nur irgendwie möglich behoben werden muss.“ Luan spricht in einer angenehmen Geschwindigkeit und jeder Zuhörer hat sofort den Drang, noch mehr von ihm hören zu wollen. Er ist der geborene Nachrichtensprecher. Seine Stimme ist wie sein Charakter, weich, freundlich und zuvorkommend. „Wir stehen hier vor einem herrlichen Blau. Das Meer ist wunderbar. Die verschiedenen Lebewesen in ihren Lebensräumen haben es verdient, weiterhin gut dort leben zu können. Meere sollen weiterhin blau sein, bunt durch die verschiedenen Tiere und Pflanzen. Es ist ein weiteres Thema, dass die Welt mehr interessieren sollte und etwas dagegen unternommen werden muss. Jeder Einzelne kann etwas dagegen tun. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist, kann er sozusagen Leben retten. Wir hoffen, dass Sie dieser Report zum Nachdenken bringen kann.“ Mit diesen Worten beendete ich unseren Kurzreport. Luan lächelte leicht und teilte mir etwas mit: „Ich denke, so in der Art können wir das lassen. Allerdings sollten wir noch mehr Möglichkeiten anbringen, was jeder Einzelne dagegen tun kann. Wir sollten das auf dem Weg zum Drehort mit Myra besprechen. Ich finde die Verschmutzung der Meere ist ein wichtiges Thema. Wir sollten öfter von verschiedenen Orten aus darüber berichten und auch die Folgen aufzeigen.“ Zustimmend nickte ich und schloss das Manuskript, welches vor mir lag. Wir wollten uns beide noch etwas vor der nächsten Aufnahme ausruhen, deshalb verabschieden wir uns voneinander.
Als Luan durch die Tür verschwunden war, schmiss ich mich auf das große Bett. Es war etwas unbequem, aber das störte mich keineswegs. Ich dachte an den heutigen Tag zurück. In Gedanken ging ich alles nochmals durch. Der Tag begann mit dem Bericht über das Leben in den Städten und dem wenigen Grün zwischen dem ganzen Grau der Städte. Ich lächelte. Jeden Tag berichten wir von anderen Flecken auf der Welt über neue Probleme oder auch über das Gleiche. Es freut mich, dass wir einer der größten Nachrichtensendern sind. Wir erreichen viele Menschen und können hoffentlich etwas bewirken. Ohne es richtig zu merken, driftete ich von meinen Gedanken ab und sank in einen ruhigen Schlaf.
Autorin / Autor: Iokina