Wir schrieben das Jahr 2020.
Das Jahr, das uns die Augen öffnete, die Augen schloss. Das Jahr, in dem Trump Windeln trug, das, in dem Feuerwände einen Teil der Welt verbrannten, ein unsichtbarer Virus Familien zerstörte, während in Fernsehshows Hunde Go-Kart fuhren. Das Jahr, das alle Hoffnung schluckte. Das, in dem die ganze Welt verloren ging.
Die Menschheit gab auf, als sie mit dem Auto zu Fridays for future fuhr und den Regenwald abholzte um Palmöl zu gewinnen. Die Menschen wurden blind, taub und stur und dieses Jahr war der Anfang von etwas Großem. Der Anfang vom Ende. Die Welt fing an kaputt zu gehen und langsam zu verfallen und dafür brauchten wir nicht nur brennende Wälder oder schmutzige Meere. Nein. Wir brauchen eine schlichte, unüberlegte Tat von jedem einzelnen. Und das Schicksal tat uns den Gefallen. Und so zerstörten wir unser eigenes Heim. Nahmen anderen die Zukunft, ohne uns schuldig zu fühlen. Niemand bestattete mehr angefahrene Tiere, niemand unterstützte noch ärmere Menschen. Wir liefen mit eiskalten Blicken an dem Elend vorbei, das wir vielleicht noch hätten retten können. Die, die vielleicht noch hätten helfen können, bemühten sich erst gar nicht und die, die schon verloren hatten, gingen in Protesten unter. Doch wir merkten es nicht. Wir liebten das Leben obwohl wir es nicht kannten. Hielten sterbendes Leben und glühende Hitze für normal und hatten ausgelassen auf Partys getanzt, während am Nordpol Schollen schmolzen. Doch dann, ganz plötzlich nahm all dies ein Ende. Denn es war so weit. Wir spürten es alle, doch niemand konnte es mehr ändern. Es war zu spät…
Diese Zeit ist lange her. Wie lang, weiß ich nicht. Die Erde hat sich verändert und die Menschen haben aufgehört zu leben. Aber sie sind nicht tot. Der Planet besteht aus Staub, Erde und Hitze das einzige, an das die Bevölkerung denken kann, ist das, was es nicht gibt. Wasser. Wir leben nun nicht mehr, weil wir wollen, sondern, weil wir müssen. Weil der Tod zu anstrengend ist. Die, die noch einen Zipfel Hoffnung haben, haben längst aufgehört zu versuchen, unsereins zu überzeugen, sondern klammern sich nur noch an den nur kleinsten Funken. Still denken sie vor sich hin. Still haben sie sich verschlossen, voller Angst, man würde ihnen auch noch das Letzte nehmen, was ihnen gehört. Niemand betet. An Gott glaubt keiner mehr. Und so vergehen die Tage. Trostlos und grau. Bis eines Morgens...
An jenem Tag tauchte wie immer in dem winzigen Streifen Schatten mir schräg gegenüber ein kleines Mädchen in einem abgenutzten roten Kleidchen auf. Normalerweise, wenn ich sie oder einen anderen Menschen sah, würde ich verschwinden, doch heute blieb ich sitzen, zu müde etwas anderes zu tun. Die Kleine fing an von Stein zu Stein zu springen, ohne die Linien zu berühren, dumpf hörte ich ihre kaputten Sohlen ihrer Sandalen auf die Staubschicht aufkommen, die sich in den vielen Jahren Ruhe auf dem Asphalt angesammelt hatte. Beim Springen sang sie leise ein Lied. Ich kannte diese Melodie und als sie von Haus zu Haus hallte und die trostlose Stadt mit Musik erfüllte schloss ich die Augen. Es war ein Lied voll Schönheit und Hoffnung, doch auch Trauer, Zerstörung und Hass. Immer mehr Menschen kamen auf die Straßen und lauschten der wundervollen Melodie. Und dann, ganz plötzlich fing sie an zu husten. Erst ganz schwach und dann immer heftiger. Sofort war ich auf den Beinen. So schnell wie lange nicht mehr rannte ich über die verlassene Straße. Als ich bei ihr war, stützte ich die Kleine, die auf die Knie sank. Auch die anderen kamen vorsichtig näher. Das Mädchen hörte auf zu husten, aber ihr Blick war schwach. Sie legte ihren Kopf in meinen Schoß und lächelte mich ein letztes Mal an. Ich versuchte ihr Lächeln zu erwidern, doch ich konnte es nicht. So lang war der letzte fröhliche Tag her. „Nehmt dies als Zeichen dafür, dass noch nicht alles verloren ist“, flüstert sie kaum hörbar. Eine Träne, die erste seid langer, langer Zeit rollte über meine Wange und tropfte sanft auf meinen Schoß. Und plötzlich loderte Hoffnung auf. Hoffnung in den Herzen der Menschen. Und sie brannte hell in den staubigen Himmel, während das Mädchen ruhig ins Jenseits sank.
Seit diesem Tag verändert sich viel. Wir können wieder Schönheit sehen, ohne sie zu verspotten. Können Verantwortung tragen, ohne sie zu verlieren, Können Gutes tun, ohne groß nachzudenken und vor allem unser Leben leben, ohne es zu verlieren. Doch das Wichtigste ist nicht mehr zu retten, das, was all dies herbeigeführt hat, ist nicht mehr aufzuhalten. Dafür ist es zu spät.