Seegrasnetz als umweltfreundliche Verpackung
Beitrag zum Wettbewerb Ausgepackt von Eugenia Papadamaki, 12 Jahre
Idee
Als ich die Information bekommen habe, dass es einen neuen Wettbewerb zum Thema Ausgepackt gibt, war ich sofort auf der Suche nach einer Idee.
Es musste irgendwo eine gute Idee geben. Eines Mittags, als ich unsere Seegrasmöbelkörbe gesehen habe, die wir Zuhause haben, ist mir sofort die Idee mit dem Seegrasnetz für Obst und Gemüse eingefallen.
Ich frage mich immer, warum wir uns nicht von Plastik befreien können? Mein Seegrasnetz wird wie ein Fischnetz aussehen. Seegras ist sehr stark und kann viel Gewicht tragen, es hat auch eine antiseptische Wirkung und es ist resistent gegenüber Schimmel.
Ich finde, dass die Seegrasnetz-Idee nicht nur die Plastikproblematik, sondern mehrere Aspekte unseres Lebens beeinflusst. Von daher glaube ich, dass das Seegrasnetz nicht nur realisierbar, sondern auch notwendig ist.
Es folgen Informationen zum Seegras, die ich mit einer Recherche herausgefunden habe.
Seegras Steckbrief
- Herkunft: Ninh Binh, Vietnam
- Aussehen: leicht glänzende Faser, kräftiges Grün bis warmes Beige
- Materialeigenschaften: fest, robust, langlebig, unempfindlich
- Verwendung: Körbe, Teppiche, Lampen und mehr
*Was ist eigentlich Seegras?*
Seegras ist eine Pflanze, die im Uferbereich wächst und gerne ihre „Füße“ ins Wasser hält. Die Blätter trocknen in der Sonne und können anschließend zu kleinen Schnüren gewebt werden. Die Seegraspflanze wird mit natürlichem Kuh- und Ziegendünger angebaut. Beim Anbau werden keine Chemikalien verwendet und nach der Ernte werden die Pflanzen in der Sonne getrocknet. Außer für den Transport werden bei der Herstellung und Verarbeitung keine fossilen Brennstoffe verwendet. Seegras wächst in Indonesien, Thailand, Myanmar, Bangladesch sowie Indien.
Diese weltweit vorkommenden Unterwassergräser können bis zu einer Tiefe von 15 m wachsen und umfassen einige der wenigen submersen Blütenpflanzen. 2003 bedeckten Seegraswiesen beispielsweise im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer ca. 51 km2 der Gezeitenfläche, was ungefähr 90 % des Seegrasbestandes des gesamten deutschen Wattenmeeres entsprach. Das Wort „Zostera“ stammt ursprünglich vom griechischen Wort „zoster“ (Gürtel) ab, welches das Seegras nach dessen flachen, bandförmig erscheinenden Blättern (gürtelähnlich) benannte. Die bis zu 2 mm langen, fädigen Pollenkörner verfangen sich in der Narbe der Empfängerpflanze und führen auf diese Weise eine echte Unterwasserbefruchtung durch.
Verarbeitung und Verwendung von Seegras
Am Anfang der Seegras-Verarbeitung steht der Setzling – dieser treibt schon nach kurzer Zeit aus und wächst in wenigen Wochen zu einem hohen, saftig grünen Gras heran. Bereits nach 2 Monaten kann das Seegras geerntet werden, dann muss alles ganz schnell gehen: für die Qualität der Faser ist es essentiell, dass sie direkt verarbeitet wird. Das frisch geerntete Seegras wird dazu zunächst „gesplittet“, also in feine Stränge zerteilt, welche daraufhin in der Sonne getrocknet werden, bis sie biegsam, weich und flacher werden. Das ist der beste Zeitpunkt, um das Seegras mit verschiedenen Flechttechniken in die unterschiedlichsten Formen zu bringen. Häufig werden die Fasern dafür erst ineinander verdreht oder zu Seilen geflochten.
Materialeigenschaften und Pflege
Seegras ist vor allem für seine Beständigkeit bekannt, denn es ist äußerst robust und kann je nach Webtechnik sehr viel Gewicht aushalten. Produkte aus Seegras fühlen sich deutlich fester an als solche aus Stofffasern – vergleichbar etwa mit frischem Heu. Außerdem ist Seegras ein wirklich lebendiges Material.
Darum ist Seegras so nachhaltig
Bei Seegras handelt es sich um eine mehrjährige Pflanze: der Setzling treibt im Brackwasser aus und muss erst nach fünf bis sieben Jahren erneuert werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Fasern benötigt das Seegras außerdem keine Pestizide oder Düngemittel, um zu gedeihen. Da Seegras nämlich in Vietnam oft sogar als Unkraut behandelt wird, ist seine Verarbeitung als vielseitige Naturfaser ganz besonders nachhaltig.
Helmut Groskreutz, Leiter der Arbeitsgruppe Treibsel im Landesumweltministerium, deutet, dass alleine an der Nordseeküste von Schleswig-Holstein 22.000 Tonnen Treibgut pro Jahr anfallen. Treibgut stört den Badebetrieb an Nord- und Ostsee. Zum Teil gefährden die Algenreste sogar den Küstenschutz und die Entsorgung ist teuer – was lange als Abfall galt, könnte durch neue Verwertungsformen zum kostbaren Rohstoff werden. Warum müssen wir diese teurere Entsorgung machen und benutzen kein Seegras? Warum können wir nicht nachhaltige Seegrasnetze anstatt Plastiknetze für unser Obst und Gemüse tragen?
Grün und schleimig liegen sie da – angeschwemmte Pflanzenreste aus dem Meer, an Stränden und Deichen von Nord- und Ostsee, verursachen jährlich hohe Entsorgungskosten. Wir könnten diesen wertvollen Rohstoff benutzen, um die Seegrasnetze zu realisieren.
Tausende Tonnen Seegras und Algen werden jährlich an deutsche Strände gespült: die Entsorgung ist für die Küstengemeinden teuer, dabei gibt es viele Möglichkeiten diesen sogenannten Treibsel als natürlichen Rohstoff zu verwenden und warum nicht auch mein Seegrasnetz?
*Dem Seegras gehört die Zukunft*
Der Seegrasanbau ist die Zukunft, für den Anbau braucht man weder Dünger noch Pestizide. So entstehen keine negativen Auswirkungen für die Umwelt und momentan wird sogar geforscht, wie sich Seegras als alternativer Treibstoff verwenden lässt.
Das Seegras wächst an Tauen, die an Pollern im Meer befestigt sind. Durch die seichte Strömung von Ebbe und Flut sowie die warmen Temperaturen wachsen die Algen ideal und können einen Monat, nachdem sie zur Vermehrung an die Taue gebunden wurden, geerntet werden.
Die Frauen in Indien werden pro Kilogramm bezahlt, wofür sie je 1000 Rupiah bekommen – das sind gerade einmal 6 Cent. Täglich verdienen sie etwa 70.000 – 100.000 Rupiah.
*Green Fuel - Treibstoff aus dem Meer*
An der Südküste Irlands haben Meeresforscher vor ein paar Monaten in der riesigen Plantage Seegras gesetzt – heute ist Erntetag. Algen wachsen sehr rasch und sind in sechs Monaten erntereif.
*Seegras gegen die Erderwärmung. Eine klügere Umweltpolitik*
Ein anderer Grund ist, dass Seegras auch einer klügeren Umweltpolitik gehören könnte. Wieso benutzen wir es dann nicht?
Eine Studie zeigt, dass ein Hektar Seegras so viel CO2 speichert wie zehn Hektar Wald. Parallel mit der Seegrasnetz-Produktion schützen wir natürlich auch unsere Umwelt. Eine mögliche Lösung, um unsere Umweltziele bis 2030 zu erreichen.
Seegraswiesen und Algenwälder können große Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre ziehen und so die Erderwärmung bremsen, davon sind nicht nur Meeresbiologen und Klimaforscher begeistert. Die dänische Biologin Marianne Holmer überraschte im Januar 2019 die Öffentlichkeit mit der Botschaft, dass ein Hektar Seegras so viel Kohlenstoff binden kann wie zehn Hektar Wald.
Insgesamt hat Marianne Holmer mit ihrem Team 20 Seegraswiesen in Dänemark und Finnland untersucht, verglichen und dabei entdeckt, dass die dänischen Habitate bis zu sechsmal so viel CO2 aufnehmen können wie die untersuchten Wiesen in Finnland – und dass eine vor Wellen und Strömungen geschützt liegende Seegrasbucht pro Quadratmeter bis zu 27 Kilogramm Kohlenstoff einlagert. Das ist das Zehnfache der Menge, die Ostsee-Seegraswiesen im Schnitt aufnehmen.
Die Wasserpflanzen filtern Schadstoffe aus dem Wasser und geben Sauerstoff in das Wasser ab. Ein Quadratmeter Seegras kann bis zu 15 Liter Sauerstoff am Tag produzieren und seine Wurzeln belüften den Meeresboden. Zudem speichert Seegras große Mengen Kohlenstoff und Nährstoffe im Pflanzengewebe. Außerdem stabilisieren Seegraswiesen den Meeresboden und die Küste, sind Laichgebiet und Rückzugsraum für Jungfische und somit bedeutsam für den Erhalt der Biodiversität.
*Wenn viel Seegras kommt, muss schnell entsorgt werden*
Das Ostseebad Schönberg in der Kieler Bucht: das Problem mit der Entsorgung wird vor allem deutlich, wenn man sich die beeindruckenden Mengen vor Augen führt, mit denen manche Gemeinden zu kämpfen haben. Im Jahr fallen an der Schleswig Holsteinischen Ostseeküste circa 200.000 Tonnen Treibsel an. Das heißt, an circa 380 Strandkilometern werden jährlich 252.000 Kubikmeter Treibsel angespült und bleiben an den Stränden liegen. In Schönberg, beispielsweise, gab es an einem Tag 800 Tonnen und die Gemeinde Siercksdorf hat schon mal 8000 Tonnen im Jahr gehabt.
Zu viel Seegras, um es zu verschwenden. Lasst es uns bitte nutzbar machen!
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