"Ich weiß jetzt, was ich will"
Anika aus Ludwigsfelde(15 km südlich von Berlin) hat ihre persönlichen Eindrücke von der Sommeruni in Postdam für euch zusammengefasst
Wieso denn das?
Ich habe in den Sommerferien 2003 an einem Schnupperstudium speziell für technisch-naturwissenschaftlich interessierte Mädels der Klassenstufen 10 –13 teilgenommen. Schon lange vorher hatte ich mir Gedanken über die Zeit nach dem Abi gemacht. Eines stand fest: „Studieren – ja! Aber was?“ Nach einigem Überlegen, Informationen sammeln, Pläne schmieden, verwerfen, wieder aufnehmen, verändern u.s.w. kamen für mich letztlich zwei verschiedene Studiengänge in Frage: Zum einen Biotechnologie und zum anderen Umwelt- und Verfahrenstechnik. Auch nach einem freiwilligen Praktikum im Bereich Biotechnologie konnte ich mich nicht für einen der beiden Bereiche entscheiden.
Und was ist das genau?
Deshalb beschloss ich, an der Sommeruni in Potsdam, die vom Projekt JUWEL getragen wird, teilzunehmen. JUWEL bedeutet übrigens Jung, Weiblich, Lust auf Technik. Und da war ich nicht die einzige. 90 Schülerinnen hatten sich genauso entschieden. Jede Teilnehmerin erstellte im Voraus ihren eigenen Stundenplan entsprechend ihrer Interessen und Neigungen. Und nach einer kurzen offiziellen Begrüßung und Einweisung ging es auch schon los:
Auf dem Programm standen verschiedene Vorlesungen, Workshops, die Möglichkeit einer individuellen Studienberatung sowie Exkursionen zu Forschungseinrichtungen, Unternehmen, der Fachhochschule Potsdam und der Fachhochschule Brandenburg.
Was waren die Themen?
Das Themenspektrum der Vorlesungen und Workshops reichte von Mediengestaltung über Ernährungswissenschaften, den klassischen Naturwissenschaften und Geoökologie bis zu Mathematik und Informatik. Für mich war das Programm der Fachhochschule Brandenburg besonders interessant. So wurde beispielsweise in dem Workshop „Wie aus Sonnenlicht Energie wird“ der Studiengang Energie- und Umwelttechnik vorgestellt. Sehr anschaulich und leicht verständlich erklärte der Professor komplizierte Vorgänge wie die Funktionsweise einer Solarzelle, Wasserreinigung mir einem Ionenaustauscher oder die Energiegewinnung aus Windkraft.
Was machen Ingenieure?
Ein weiteres Highlight der Woche war für mich eine Exkursion zu ZF Getriebe in Brandenburg. Nach einer kurzen Einweisung in die Konzernstruktur wurden uns die Tätigkeitsfelder eines Ingenieurs in den verschiedenen Abteilungen des Unternehmens vorgestellt. Wir begannen unseren Rundgang mit dem Bereich Entwicklung und Konstruktion. Etwas überrascht stellten wir fest, dass Modelle und technische Zeichnungen heute ausschließlich am PC erstellt werden. Geschicklichkeit und Fingerspitzengefühl als Grundvoraussetzung – das war einmal. Stattdessen zählen PC-Kenntnisse, Vorstellungsvermögen, Teamfähigkeit und natürlich nach wie vor technisches Verständnis und fachspezifisches Know-how. Nachdem die Triebwerke entwickelt und konstruiert worden sind, müssen sie natürlich noch geprüft werden, um eventuelle Schwachstellen oder Konstruktionsfehler zu beheben, bevor sie in die Serienproduktion gehen. Auch hier finden Ingenieure ein mögliches Einsatzgebiet. In der Versuchsabteilung werten sie im Test aufgetretene Schäden aus und geben Änderungsvorschläge an die Konstruktionsabteilung. Wenn alle Mängel behoben sind und das Triebwerk entsprechend den Kundenwünschen (hier hauptsächlich BMW) funktioniert, kommt es in die Fertigung. Dort werden die einzelnen Teile des Triebwerkes hergestellt. Auch dieser Prozess wird von Maschinenbauingenieuren geleitet und überwacht. Letztlich werden die einzelnen Teile in der Montagehalle zusammengesetzt. Wir konnten also an einen Vormittag die Entstehung eines Triebwerkes von der ersten Idee bis hin zum fertigen Produkt beobachten. Dabei hatten wir in jeder Abteilung die Möglichkeit mit einem Mitarbeiter zu sprechen, der uns seine Tätigkeit und seinen beruflichen Werdegang schilderte.
Welche Unterschiede gibt es zwischen einem Uni- und einem Fachhochschulabschluss?
Eine ähnliche Veranstaltung fand auch bei Siemens Transportation Systems in Berlin statt. Auch hier hatten wir Gelegenheit zum Gespräch mit Mitarbeitern. Ich erfuhr unter anderem, dass es bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz keine Bewertungsunterschiede zwischen einem Universitäts- und einem Fachhochschulabschluss gibt. Lediglich bei der Höhe des Anfangsgehaltes ist der Abschluss entscheidend.
Was gab´s noch?
Von dem bisherigen Programm begeistert fuhr ich am Donnerstag zur Fachhochschule Potsdam. Hier wurde der Studiengang Bauingenieurwesen vorgestellt. Ich bemerkte jedoch sehr schnell, dass dieser Studiengang für mich nicht in Frage kommt. Und so ging für mich am Freitag mit einem letzten Workshop und einer Podiumsdiskussion zum Thema „Frauen auf der Überholspur?“ eine spannende, interessante und vor allem sehr informative Woche zu Ende.
Und was hat´s gebracht?
Nach dem Tag an der Fachhochschule Brandenburg und einigen Gesprächen mit Studenten bin ich jetzt relativ sicher, dass ich Energie- und Umwelttechnik studieren möchte. Alles in allem kann ich euch so eine Schnupperwoche nur empfehlen. Sie bietet euch nicht nur umfassende Informationen sondern gibt auch einen Einblick ins Studentenleben und macht noch dazu wirklich Spaß.
Autorin / Autor: Anika - Stand: 18. Juli 2003