Die Bootsbauerin

Vom Kajak bis zum Fischkutter

Wer als Kind immer schon Spaß am Floßbauen und Segelschiffchenbasteln hatte, ist in diesem Beruf genau richtig. Bootsbauerinnen stellen alle möglichen Arten von Wasserfahrzeugen wie Paddel- und Ruderboote, Kajaks, Segelboote, Motor- und Segeljachten, Fischkutter und noch einige andere Nutzfahrzeuge der See- und Flussschifffahrt her. Die Arbeit ist recht abwechslungsreich, da die Bootsbauerin neben der Fertigung des Schiffsrumpfes auch für den Auf- und Ausbau der Kajüte, den Einbau der Antriebsmaschine und die Herstellung von Rudern, Paddeln und Masten zuständig ist. Außerdem übernimmt sie auch Instandsetzungs- und Überholarbeiten und sorgt für fachgerechten Transport und Lagerung der Boote während des Winters. Bootsbauerinnen arbeiten in Betrieben des Boots- und Jachtbaus, Bootswerften oder auch im Bootsverleih und in Bootshäusern.

Bauen? Mehr als das....

Als Bootsbauerin solltet ihr auf jeden Fall ein handwerkliches Geschick mitbringen und Spass an körperlicher Arbeit haben. Bevor mit dem Bauen angefangen werden kann, sind allerhand Vorarbeiten notwendig, die ihr auch in der Ausbildung lernt. Arbeitsabläufe müssen geplant werden, technische Unterlagen erstellt, Arbeitsmaterialien und Maschinen ausgewählt werden. Außerdem muss sich die Bootsbauerin auch mit der Bemalung der Boote beschäftigen: Was für eine Oberflächenbeschichtung wähle ich, welche Farbverbindungen passen zusammen, welche Kunststoffe werden gebraucht usw. Richtig kreativ könnt ihr bei der Erstellung von Modellen und Schablonen sein. Später in der Ausbildung geht´s dann mehr um das Bauen: Herstellen von Bootsrumpf und Deck, Luken, Innenausbau, Einbau technischer Anlagen usw. In der Berufsschule bekommt ihr das notwendige Hintergrundwissen und lernt außerdem noch etwas über Arbeits- und Tarifrecht, Betriebsorganisation, Sicherheit am Arbeitsplatz und Umweltschutz. Die duale Ausbildung ist nach den Richtlinien des Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) geregelt, dauert dreieinhalb Jahre und endet mit einer Abschlussprüfung.

Keine Angst vor schwerer Arbeit

Körperlich ist die Arbeit zwar nicht übermässig anstrengend, man muss sich aber schon viel bewegen, hin und her laufen, Sachen heben und tragen. Man arbeitet häufig im Freien und nimmt dabei mitunter komische Körperhaltungen ein, was heißt: man arbeitet gebückt, im Knien, gehockt oder sogar über Kopf. Wer viel mit Allergien zu tun hat, sollte hier lieber nicht sein Glück versuchen, da ihr es im Bootsbau viel mit Kleber, Lösungsmitteln, Staub und Dämpfen zu tun habt. Außerdem muss man sich schon mal auf unregelmäßige Arbeitszeiten und Überstunden einstellen, die leicht entstehen, wenn z.B. Fertigstellungstermine eingehalten werden müssen. Wenn ihr gerne schnell sichtbare Arbeitsergebnisse habt, ist das der richtige Beruf für euch. Außerdem solltet ihr gut Lärm, Staub und Gerüche abkönnen und gerne mit Maschinen arbeiten. Ganz wichtig ist die Fähigkeit zum selbständigen Arbeiten und zur Zuarbeit bzw. Teamarbeit und eine sorgfältige, umsichtige und planvolle Arbeitsweise.

Voraussetzungen?

Grundsätzlich wird rechtlich keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben.
Die Betriebe stellen sowohl im Handwerk als auch in der Industrie hauptsächlich angehende BootsbauerInnen mit einem mittleren Bildungsabschluss (Realschulabschluss) ein.

Berufsaussichten?

Genaue Daten über die Arbeitslosenquote speziell für Bootsbauerinnen gibt es zwar nicht, aber für die Berufssparte "Sonstige Holz-, Sportgerätebauer/innen" gilt eine Arbeitslosenquote von insgesamt 19,7%, (für Frauen 17,5%), davon sind 24,5% ein Jahr und länger arbeitslos. Dabei muss man bedenken, dass für den Bootsbau allein sicherlich bessere Möglichkeiten bestehen, einen Arbeitsplatz zu finden. Um den jeweiligen Anforderungen des Arbeitsalltags gerecht zu werden, ist es notwendig, immer über aktuelles Fachwissen zu verfügen sowie Neuerungen zu kennen und anzuwenden. Bedingt durch Neuentwicklungen von Geräten und Maschinen, durch die ständige Verbesserung bestehender Bearbeitungsverfahren oder durch den Einsatz neuartiger Werkstoffe ist Weiterbildung für Bootsbauerinnen Pflicht. Neues lernen und dazulernen wird mit dem Berufsabschluss also nicht beendet sein, sondern sich durch das ganze Berufsleben ziehen (lebenslanges Lernen, wie es so schön heißt).

Nach entsprechender Berufspraxis bieten sich für Bootsbauerinnen eine Reihe betrieblicher Aufstiegsmöglichkeiten. Sie können zum Beispiel als Vorarbeiterinnen, Werkstattleiterinnen oder Betriebsleiterinnen tätig werden. Viele Kenntnisse und Fertigkeiten, die zu spezialisierten Tätigkeiten oder in führenden Positionen benötigt werden, lassen sich jedoch nur im Rahmen von Weiterbildungen erwerben. Mit Bestehen der Ausbildereignungsprüfung dürfen Bootsbauerinnen auch ausbilden.
Nach abgelegter Meisterprüfung - Voraussetzung ist der Nachweis entsprechend vorgeschriebener Berufspraxis - haben BootsbauerInnen im Bereich des Handwerks auch die Möglichkeit, einen eigenen Betrieb aufzubauen.

Verdienst?

Wieviel Geld man als Auszubildende bekommt, hängt davon ab, wer der Ausbildungsträger ist und in welchem Bundesland man wohnt. Wie hoch die Beträge im Einzelnen sind und was ihr später als Angestellte verdienen könnt, erfahrt ihr bei dem zuständigen Arbeitgeberverband oder der entsprechenden Gewerkschaft. Welche(r) da zuständig ist, erfahrt ihr bei der Industrie- und Handelskammer, der Innung, dem Berufsverband oder vom Arbeitsamt vor Ort.

Statistisches und weitere Infos

Autorin / Autor: Nadja Goede - Stand: 2. Januar 2004