Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste
Was macht man in der Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Bibliothek (kurz FAMI)? Likemoon erzählt es euch.
Eigentlich wollte ich Polizistin werden...
Polizistin, das war mein Traumberuf. In der 10. Klasse des Gymnasiums hatte ich keine Lust mehr auf Schule und bewarb mich. Auch eine Augenuntersuchung wurde verlangt und ich mit meiner Brille hatte sehr viel Angst davor. Zu Recht, denn dabei kam heraus, dass ich „untauglich“ bin und meinen Berufswunsch an den Nagel hängen musste.
Nächstes Ziel: Öffentlicher Dienst
Die ganze 10. Klasse habe ich überlegt, wie es weitergeht und dann Anfang der 11. Klasse einen anderen Berufswunsch gewählt, geleitet von der Berufsberaterin der Arbeitsagentur. Auf Grund meiner langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit in der Schulbücherei und als Rettungsschwimmer war mir klar, dass es für mich in den öffentlichen Dienst gehen würde.
"Ich ordne gerne"
Und so begann ich 2004 in der Stadtbibliothek Bremen eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Bibliothek (kurz FAMI). Am ersten Tag lernten wir die anderen Azubis kennen und in der Berufsschule Bremen dann auch alle Auszubildenden anderer Bibliotheken aus Norddeutschland. Natürlich stand die Frage: „Warum macht man die Ausbildung?“ ganz oben auf der Vorstellungsliste. Neben Antworten wie: ich lese gerne, ich habe nichts anderes bekommen, mein Berufsberater hat gemeint, das wäre was für mich etc. musste ich wahrheitsgemäß sagen: ich ordne gerne. Ein Argument, was zu Beginn der Ausbildung viele Lacher hervor brachte wurde am Ende der Ausbildung als das Grundprinzip der Tätigkeit als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste hervorgehoben.
Eine bunt gemischte Berufsschulklasse
In meiner Berufsschulklasse waren nicht nur Azubis aus Bibliotheken, sondern auch aus Archiven, dem Radio und einem Medizinischen Institut. Denn dieser Beruf wird in fünf Fachrichtungen angeboten: Archiv, Bibliothek, Information und Dokumentation, Medizinische Dokumentation, Bildagentur.
Was passiert in der Ausbildung zur FAMI?
In der Ausbildung durchläuft man alle bibliothekarischen Abteilungen, von der Buchbestellung bis zur Katalogisierung und Buchbinderei, dann Service-Abteilung, wie Verbuchung, Anmeldung und Mediensortierung bis hin zur Information auf den einzelnen Etagen. Natürlich auch Veranstaltungsplanung und Durchführung, Werbeabteilung, Mahnwesen und Rechnungswesen. Besonders schön an einer Großstadtbibliothek fand ich die Möglichkeit, verschiedene Zweigstellen kennenzuleren, in der Busbibliothek mitzufahren und die Justizvollzugsanstaltsbibliothek zu besuchen. Aber auch mein 4-wöchiges Praktikum an der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen.
Viel Lesen kann man hier nicht
Als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste in der Bibliothek steht neben der Ausleihverbuchung und Kundeninformation, vor allem die Medienrücksortierung und Katalogisierung, also die Datenerfassung der neuen Bücher in den Computer an. Viel Lesen kann man hier nicht, eher ordnen und hoher Kundenkontakt, aber auch viel Büroarbeit. Dieser Beruf bietet Vielseitigkeit und Abwechslung, aber er erfordert Ordnungsverständnis und logisches Verständnis, da 90.000 Medien ja nicht willkürlich in den vielen Regalen stehen sollen.
Von der Ausbildung zur Bücherei-Leiterin
Normalerweise dauert die Ausbildung drei Jahre, doch auf Grund meiner guten schulischen und betrieblichen Leistungen durfte ich, wie auch zwei weitere Azubis, die Abschlussprüfung schon im Januar ablegen und bestand. Wie es im öffentlichen Dienst leider gang und gäbe ist, wird über Bedarf ausgebildet, und so bestanden keine Übernahmechancen. Nach der Ausbildung sah ich mich gezwungen weg zu gehen und fand auch eine Stelle als Mutterschaftsvertretung in Hof. Hier leite ich seit März 2007 die Kinder- und Jugendbücherei, eine Aufgabe, die ich mir gar nicht vorstellen konnte und nur aus der Not heraus angenommen habe und eine Arbeit, die ich jetzt auf gar keinen Fall mehr missen möchte. Denn hier, in der Kinder- und Jugendbücherei kann ich all mein gelerntes anwenden, viel ausprobieren und experimentieren und vorallem mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten. Und weil es mir so gut gefällt und ich bei Kinder- und Jugendliteratur bleiben möchte mache ich seit Oktober diesen Jahres einen "Fernkurs Kinder- und Jugendliteratur" in Österreich.
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Autorin / Autor: likemoon - Stand: 3. Dezember 2008