Architektin

Vom Gestalten von Räumen und gesellschaftlichen Strukturen... Hilke Wagner ist selbstständige Diplom-Ingenieurin Architektur und lebt in Hamburg.

Wie bist du auf die Idee gekommen Architektin zu werden?

Nach meinem Abitur hatte ich eine Ausbildung als Tischlerin gemacht, habe dabei aber feststellen müssen, dass ich körperlich nicht wirklich für die Arbeit in der Werkstatt und auf dem Bau geeignet war.

Dann habe ich mich nach einem Beruf umgesehen, bei dem ich neben den Erfahrungen aus der Ausbildung auch mein gestalterisches Interesse nutzen könnte. So habe ich angefangen Architektur zu studieren.

Welche Interessen und Fähigkeiten braucht man als Architektin?

Ich verstehe Architektur als Arbeit mit Räumen, wobei jeder Raum neben seiner funktionalen und ästhetischen Bedeutung auch immer eine Aussage zum Zeitgeist und damit zu unserer Gesellschaft macht. Das wird besonders deutlich, wenn man städtebaulich arbeitet, aber zum Beispiel auch im Wohnungsbau, wo man genau überlegt, wer dort wohnen soll und dadurch mitentscheidet, wie sich ein Stadtteil entwickelt. Man braucht also neben den naheliegenden Interessen an Gestaltung und Bautechnik auch Lust, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten.

Was fasziniert dich an diesem Beruf?

Mich fasziniert das Planen von komplexen Aufgaben, die Vielseitigkeit der Tätigkeiten, und es macht natürlich auch Spaß, als Ergebnis ein reales Produkt, zum Beispiel einen Messestand, eine Ladeneinrichtung oder ein ganzes Haus vor sich zu haben.

Haben Frauen es schwerer?

Allgemein, meine ich sagen zu können, haben es Frauen im Baugewerbe schwerer als Männer. Architektinnen kommt aber oft zu gute, dass sie besser als Männer mit komplexen Aufgaben umgehen können, gestalterisch sicherer auftreten und bessere Teamarbeit leisten.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag von dir aus?

Ich arbeite seit etwa einem Jahr selbstständig. Als Ein-Frau-Büro bearbeite ich in Zusammenarbeit mit verschiedenen Architekturbüros mehrere Projekte. Wenn viel los ist, arbeite ich zu den ganz normalen Büroarbeitszeiten. Dann gehen mehrfach am Tag Pläne per E-Mail zwischen den Büros hin und her, ich muss telefonisch gut erreichbar sein, und teilweise treffen wir uns mehrfach in einer Woche zu Projektbesprechungen. In ruhigeren Zeiten kann ich meine Zeit frei einteilen, dann arbeite ich oft vormittags und abends. Einen Tag in der Woche betreue ich ein Seminar an einer Fachhochschule, dort habe ich dann wieder einen ganz anderen Tagesablauf.

Was magst du an deinem Beruf - was stört dich?

Ich mag, wie sich verschiedene Aufgaben in meinem Berufsalltag miteinander verweben und arbeite gern selbstständig. Anstrengend finde ich dabei das Finanzielle. Ich muss sehr drauf achten, dass ich meinen Arbeiten entsprechend bezahlt werde.

Wie kann man Familie und den Beruf unter einen Hut bringen?

Wie auch bei anderen selbstständig arbeitenden Frauen, ist es arbeitsorganisatorisch problematisch und finanziell kaum zu schaffen.

Wie sieht deine Zukunft aus? Möchtest du deinen Beruf weitermachen oder etwas anderes ausüben?

Ich würde gern weiterhin freiberuflich in größeren Teams arbeiten und könnte mir auch vorstellen, meine Lehrtätigkeit an der Fachhochschule auszubauen.

Was wolltest du mit 16 Jahren werden?

Möbeltischlerin.

Was machst du am liebsten in deiner Freizeit?

Fahrrad fahren, Wandern, Leute treffen, lesen.

Welchen Tipp kannst du Mädchen geben, die gerne Architektin werden wollen?

Sich gut zu informieren welche Hochschulen welche Schwerpunkte im Architekturstudium setzen, ein gutes Praktikum suchen und dann den Weg den eigenen Interessen und Fähigkeiten entsprechend gehen.

*Vielen Dank für das Interview!*

Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 30. Juli 2004