Gemobbt? Selbst schuld!
Schwedische SchülerInnen kritisieren Opfer
Wer gemobbt wird, ist selbst schuld. Diese Meinung scheint zumindest unter schwedischen SchülerInnen zu gelten. Wenn andere gehänselt, beschimpft oder ausgegrenzt werden, sieht der Großteil der SchülerInnen nicht nur die Täter, sondern auch die Opfer in der Verantwortung. Das berichten Forscher der schwedischen Linköping-Universität im Springer Journal „Child and Youth Care Forum“.
Wer anders ist wird bestraft
Für die Studie befragten die Wissenschaftler 176 Gymnasiasten im Alter von 15 bis 16 Jahren nach ihrer eigenen Mobbing-Erfahrung sowie den Gründen für die Mobbing-Situationen. Den Täter sehen 69 Prozent der Jugendlichen als Schuldigen – und zwar aufgrund seiner charakterlichen Schwächen wie Unsicherheit, mangelndes Selbstbewusstsein oder aber sein Streben nach Macht und Beliebtheit. 42 Prozent der Befragten machten aber auch die Opfer und deren Andersartigkeit verantwortlich. So weichen die Gemobbten oft von der Norm ab oder seien „irgendwie komisch“. Und damit würden sie sich wiederum als Mobbing-Opfer geradezu anbieten. Mädchen suchten die Schuld allerdings eher beim Täter als beim Opfer.
Die Clique sehen 21 Prozent der Jugendlichen als Auslöser für Mobbing, nur 7 Prozent die Schulsituation und noch weniger die Gesellschaft im Allgemeinen. Dadurch werde deutlich, wie die Studienautoren im Medieninterview verraten, dass Jugendliche die Ursachen für Mobbing eher im persönlichen Bereich sehen. Schuldig sind stets die Mobber oder die Gemobbten, nicht das Umfeld.
Die ForscherInnen wollen die Einschätzungen der Jugendlichen nutzen, um in Zukunft gezielter gegen Mobbing vorzugehen. Denn das Umfeld spiele sehr wohl eine zentrale Rolle. Schließlich gehören zum Mobbing nicht nur Täter und Opfer, sondern immer auch Zuschauer, Lehrer und Schulleiter. Schülern soll daher der Blick auf die Zusammenhänge deutlich gemacht werden. Denn Mobbing müsse so schnell wie möglich öffentlich gemacht werden. Schließlich kann es nur verhindert werden, wenn sich jemand – wie etwa Lehrer oder Eltern – einmischt.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. November 2010