88 Namen

Autor: Matt Ruff
Übersetzt von: Alexandra Jordan

John Chu ist Sherpa. Aber statt seine Kund_innen auf Berge zu begleiten oder ihnen Wege durch stark bewaldete Gebiete zu weisen, zeigt er ihnen Tipps und Tricks, mit denen sie sich in Online-Rollenspielen, genauer in „Call to Wizardy“ besser zurechtfinden, ihre Charaktere entwickeln und so spannende Quests gewinnen können.

Besonders seit einem Artikel in der „People“ läuft das Geschäft so richtig rund. John und sein Team betreuen Geschäftsführer, die mit ihren Teams in die Onlinewelt abtauchen wollen, begleiten Spieler_innen, die schwierige Quests erledigen wollen (und zu viel Geld in der Tasche haben) und haben plötzlich einen scheinbar sehr wohlhabenden neuen Kunden, Mr. Jones. Wenn nur seine Ex-Freundin Darla nicht dazwischenfunkt.
Zwischen den beiden geht alles nach einer kleinen Auseinandersetzung so umfassend in die Brüche, dass Darla John geschworen hat, ihm sein Leben zur Hölle zu machen.

Neben diesen alltäglichen Sorgen drängt sich immer mehr der Verdacht auf, dass es sich bei Mr. Jones um niemand anderen als Kim Jong-un handelt. Nur, wie soll John das überprüfen? In der digitalen Welt kann schließlich jeder Mensch ganz schnell in eine neue Rolle schlüpfen.

Matt Ruffs Roman ist vollgepackt mit Anspielungen, Querverweisen und Details aus der Online-Gaming Welt. Ich habe vermutlich nicht einmal einen Bruchteil davon verstanden. Geschrieben ist der Roman aus der Ich-Perspektive, aus Sicht von John Chu.
Ruff kombiniert das aktuelle Geschehen (Mr. Jones, seine Wünsche und die Zeit, die die Sherpa-Gruppe aufwendet, um ihn in die Welt von „Call to Wizardy“ einzuführen) mit Rückblenden, in denen die Leserin mehr über John, das Sherpa-Team und Johns in die Brüche gegangene Beziehung erfährt.

Das alles ist unterfüttert mit einer solchen Fülle an Details, das einem schnell mal schwindelig wird. Wer sich auch fragt, was genau jetzt nochmal der PVP Modus war, und was es mit den unterschiedlichen Klassen in dem Online-Spiel auf sich hat, kann zum Glück schnell zurückblättern und sich im Anhang schlau machen.

Auch wenn die eine oder andere Anspielung bestimmt an mir vorbei gegangen ist, hatte ich sehr viel Spaß beim Lesen des Buches. Es ist skurril und abgedreht aber gleichzeitig nahbar und hochaktuell, das ist eine ganz wunderbare Mischung – nicht nur für Tech-Fans.


*Erschienen bei Fischer Tor*

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Autorin / Autor: karla94 - Stand: 1. Februar 2021