Blitz-Entscheidung
Forschung: Actionspiele schärfen Sinne
Mal stehen sie im Verruf, nur dick, dumm und aggressiv zu machen, mal wird ihnen zugestanden, dass sie die Motorik, den Orientierungssinn oder gar das Reaktionsvermögen verbessern. Schaden und Nutzen von Computerspielen, vor allem von berüchtigten Ego-Shootern, werden sehr kontrovers diskutiert. Nun brechen ForscherInnen der University of Rochester mal wieder eine Lanze für die Baller- und Actionspiele.
Die US-Forscherin Daphne Bavelier und ihr Team sind nämlich nach ihren Experimenten mit Freiwilligen davon überzeugt, dass Actionspiele die Sinne schärfen und die Reaktionszeit verbessern, wenn unerwartete Entscheidungen anstehen - und das nicht auf Kosten der Genauigkeit.
Actionspieler schneller als StrategiespielerInnen
Für ihre Untersuchungen ließen die ForscherInnen mehrere Dutzend Testpersonen im Alter von 18 bis 25 Jahren 50 Stunden lang in Gruppen aufgeteilt entweder Strategie- oder Actionspiele spielen. Alle SpielerInnen spielten gewöhnlich keine Computerspiele.
Nach der Trainingsphase mussten die Testpersonen Aufgaben lösen, in denen schnelle Reaktionen gefragt waren - so sollten sie etwa möglichst schnell entscheiden, ob auf dem Bildschirm umherwandernde Punkte eher nach rechts oder eher nach links tendierten oder ob Tonsignale eher im rechten oder im linken Ohr zu hören waren.
Die Actionspieler lösten diese Aufgaben genau so akkurat wie die StrategiespielerInnen, allerdings waren sie dabei rund 25 % schneller - ganz gleich ob die SpielerInnen Spaß an Actionspielen gefunden hatten oder nicht.
Sinneseindrücke effektiver sammeln
Die ForscherInnen erklärten die verbesserten Fähigkeiten der ActionspielerInnen damit, dass das Gehirn Entscheidungen auf Basis von Wahrscheinlichkeitsrechnungen anstellt. Bemerkt man beim Fahren beispielsweise eine Bewegung im rechten Blickfeld, muss das Gehirn blitzschnell abschätzen, ob man auf Kollisionskurs ist und Bremsen darum angeraten ist oder nicht. Actionspiel-Training sorgt offenbar dafür, dass unerwartete Sinneseindrücke effektiver gesammelt werden, meinen die ForscherInnen. So liegen dem Gehirn schneller die entscheidenden Informationen vor, auf deren Basis es die Situation einschätzen und eine Entscheidung treffen kann. Dies könne sich auch im Alltag positiv bemerkbar machen.
Strategie- und Rollenspiele haben auf die Reaktionszeit offenbar keinen positiven Einfluss, weil die Ereignisse dort in der Regel vorhersehbar sind.
Die Ergebnisse wurden im Fachblatt Current Biology veröffentlicht.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemeldung - Stand: 14. September 2010