Einsamkeit ensteht im Kopf
Veränderung des Denkens effektiver als Ausweitung von Sozialkontakten
Wer sich einsam fühlt, wird häufig ermutigt, doch mal mehr unter Leute zu gehen, Parties zu besuchen, sich mit anderen zu treffen. Allerdings gibt es auch das merkwürdige Phänomen, dass Menschen sich sich auch oder gerade in Gegenwart von anderen Menschen, sogar von Freunden, furchtbar einsam und allein fühlen. Möglicherweise ist Einsamkeit also weniger ein Zustand, der nur durch mangelnde Kontakte oder fehlende soziale Fähigkeiten ensteht, sondern einer, der im Kopf ensteht.
ForscherInnen um John Cacioppo von der University of Chicago haben verschiedene Studien zu Strategien gegen Einsamkeit genauer unter die Lupe genommen und die seriösesten von ihnen in einer Meta-Studie ausgewertet. Die Ergebnisse sollen Ärzten und PsychologInnen helfen, Einsamkeit wirkungsvoller zu behandeln, da sie - ähnlich wie Rauchen und Dickleibigkeit - als bekannter Risikofaktor für erhöhten Blutdruck, Herzprobleme und andere Gesundheitsbeschwerden gilt.
Negative Gedanken müssen durchbrochen werden
Bei der Auswertung zeigte sich, dass gegen Einsamkeit solche Maßnahmen am effektivsten sind, die das Denken über die eigene Person und wie man auf andere zu wirken glaubt - mehr als Strategien, die auf die Ausweitung der sozialen Kontakte, soziale Unterstützung oder die Verbesserung der sozialen Fähigkeiten abzielten. Vor allem wenn der Teufelskreis der negativen Gedanken über die eigene Person und darüber, wie andere Personen einen wahrnehmen, durch ein enstprechendes Training durchbrochen werde, könne Einsamkeit wirkungsvoll bekämpft werden, meinen die ForscherInnen.
Dabei zeigte die Auswertung auch, dass hierfür - entgegen bisheriger Annahmen - nicht unbedingt Gruppenarbeit nötig sei, sondern auch individuelle Maßnahmen erfolgreich sind. Dies sei auch nicht weiter erstaunlich, schließlich basiere Einsamkeit auf falschen Vorstellungen von sich selbst und der Wahrnehmung anderer. Bringe man verschiedene Einsame zusammen, bringe man Menschen mit vielen falschen Einschätzungen zusammen, und dass es dabei nicht unbedingt "Klick" macht, ist klar.
Den ForscherInnen zufolge ist Einsamkeit auch in der Medizin ein immer wichtiger werdendes Problem, dass sie mit Hilfe ihrer Erkenntnisse in der Zukunft erfolgreicher bekämpfen wollen.
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Autorin / Autor: Redaktion / eurekalert.org - Stand: 9. September 2010