Raffgieriges Händchen
Unsere Hände sind unterschiedlich motiviert
Motivation muss nicht unbedingt bewusst erfolgen; unser Gehirn kann darüber entscheiden, wie sehr es etwas möchte, ohne durch einen bewussten Gedanken daran beeinflusst zu werden. Eine neue Studie der französischen ForscherInnen um Mathias Pessiglione hat nun gezeigt, dass unsere beiden Gehirnhälften und damit auch unsere beiden Körperseiten sich nicht einmal einig über ihr Verlangen nach etwas sein müssen, sondern unterschiedlich motiviert sein können.
Die Studie zeigt, dass die TeilnehmerInnen stärker mit der rechten Hand auf eine potentielle Belohnung reagieren, wenn sie diese auch auf der rechten Seite ihres Sichtfeldes sehen und umgekehrt traf dies auch auf die linke Hand zu. Auch dann, wenn die Belohnungsreize nur unterbewusst wahrgenommen werden, zeigte sich dieser Effekt.
Motivation erfolgt auch unterbewusst
Schon in einem früheren Experiment hat das ForscherInnenteam festgestellt, dass auch unterbewusste Reize eine gewisse Motivation erzeugen können.
In diesem Experiment zeigten die WissenschaftlerInnen den VersuchsteilnehmerInnen für den Bruchteil einer Sekunde Bilder einer Ein-Euro- und einer Ein-Cent-Münze. Die ProbandInnen konnten die Geldstücke zwar nicht bewusst wahrnehmen, drückten einen Hebel aber fester, um einen Teil des Geldbetrages zu gewinnen, wenn sie die Ein-Euro-Münzen sahen. Dies ging für die ForscherInnen mit einer höheren Motivation einher.
In der neuen Studie versuchten die ForscherInnen herauszufinden, ob mit einer ähnlichen Methode jede Seite des menschlichen Gehirns einzeln motiviert werden kann.
In einem Experiment wurden 33 ProbandInnen dazu aufgefordert, sich auf ein Kreuz in der Mitte eines Computerbildschirms zu konzentrieren.
Anschließend wurde ihnen für Sekundenbruchteile eine der beiden Münzen auf der linken oder rechten Seite ihres Sichtfeldes gezeigt - auch hier war die Dauer so kurz, dass sie die Bilder nur unterbewusst wahrnehmen konnten.
Um einen Anteil der zuvor gezeigten Münzen zu gewinnen, mussten die TeilnehmerInnen auch hier wieder mit der liken oder der rechten Hand einen Hebel drücken.
Die ProbandInnen konnten zwar nicht bewusst sagen, welche der beiden Münzen sie zuvor gesehen hatten, reagierten aber auf die Ein-Euro-Münze stärker, wenn diese in der rechten Hälfte ihres Sichtfeldes zu sehen war, auf der sie auch den Hebel drückten.
Wurden die Münzen beispielsweise auf der rechten Seite gezeigt, während die TeilnehmerInnen mit der rechten Hand zudrücken sollten, zeigten sie bei der Ein-Euro-Münze eine größere Motivation, etwas davon zu gewinnen, als bei der Ein-Cent-Münze. Erschienen die Bilder auf der rechten Seite und die ProbandInnen sollten aber mit der linken Hand zudrücken, haben sie bei der Ein-Euro-Münze nicht stärker zugedrückt als bei der Ein-Cent-Münze.
Die WissenschaftlerInnen kamen zu dem Ergebnis, dass die Motivation der Körperhälften bzw. Gehirnhälften eines Menschen auf der einen Seite größer sein kann, als auf der anderen. Das Ergebnis hilft den WissenschaftlerInnen, besser zu verstehen, wie beide Gehirnhälften zusammen menschliches Verhalten steuern.
Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung - Stand: 1. Juli 2010