Knallharte Entscheidung
Forschung: Tastsinn beinflusst Urteilsvermögen
Mit unseren Händen können wir die Beschaffenheit unserer Umgebung erkunden: ob zum Beispiel etwas weich, hart, rau, kalt oder flüssig ist. Aber unser Tastsinn kann noch viel mehr, wie die Forscher_innen um den Psychologen Joshua Ackerman vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge jetzt herausfanden. Er beeinflusst uns unterbewusst darin, wie wir über andere Menschen oder ungewöhnliche Situationen urteilen.
In sechs Experimenten wurden verschiedene Proband_innen auf die Probe gestellt. Sie sollten beispielsweise in einem simulierten Bewerbungsgespräch beurteilen, welche Jobanwärter geeignet sind. Die Versuchteilnehmer_innen erhielten deren Bewerbungsunterlagen entweder auf einem ganz leichten oder auf einem sehr schweren Klemmbrett. In den meisten Fällen entschieden sie sich für die Bewerber mit den schweren Unterlagen, da sie diese als qualifizierter und zielorientierter bewerteten.
*Hart oder weich?*
In einem weiteren Experiment sollten die Proband_innen den sozialen Umgang zweier fremder Personen beurteilen. Die Versuchsteilnehmer_innen wurden vorab in zwei Gruppen aufgeteilt: die eine musste zuvor ein Puzzle mit weichen Teilen zusammensetzen, die andere mit Teilen, die mit Schmirgelpapier umwickelt waren. Im Anschluss beurteilten die Proband_innen, mit den weichen Puzzleteilen, den Umgang der Personen als harmonisch, während die Proband_innen, mit den Sandpapierteilen das Zwischenmenschliche als rau und unsicher bewerteten.
In einem anderen Experiment sollten die Teilnehmer_innen in die Rolle eines Autoverkäufers schlüpfen. Auch hier gab es wieder zwei Gruppen: die eine Gruppe saß während eines simulierten Verkaufsgesprächs auf harten Stühlen, die andere in bequemen Polstersesseln. Dabei stellten die Wissenschaftler_innen fest, dass die Verkäufer mit den harten Stühlen auch härter verhandelten und an dem von ihnen festgelegten Preis festhielten.
*Relikt aus dem Babyalter*
Der Tastsinn wird beim Menschen als erster der fünf Sinne entwickelt. Schon als Babys erkunden wir unsere Umgebung vor allem mit seiner Hilfe. Die Wissenschaftler_innen sind der Meinung, dass uns dies in unserem Umgang mit anderen Personen und unbekannten Sachverhalten bis ins Erwachsenenalter beeinflusst.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 25. Juni 2010