Adieu Schreibschrift?
Schreib-Streit um neue Regelungen an Hamburgs Grundschulen
Ist der Untergang des Abendlandes gekommen? Man könnte es fast meinen, zumindest herrscht große Aufregung um eine kleine Reform an Hamburgs Grundschulen. Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat dafür gesorgt, dass nach den Sommerferien an Grundschulen das Erlernen der Schreibschrift nicht länger verpflichtend ist. Künftig wird es den Grundschulen also freigestellt, ob sie Schreib- und Druckschrift vermitteln oder aber nur die Druckschrift. Auf diese Weise müssen die SchülerInnen nicht länger zwei Schriften lernen, die doch recht unterschiedlich sind. Auch dürfte dann die Benotung von besonders schwungvoller Schönschrift passé sein.
Sterben eines Kulturguts?
Auch wenn bereits viele Schulen von den bisherigen Vorgaben abgewichen sind und keineswegs mehr so streng die Schreibschrift eingefordert hatten, schlägt der Vorstoß nun Wellen. Sprach-Vereine, PolitikerInnen und Initiativen sprechen von "kultureller Verarmung", vom Sterben eines Kulturguts oder gar von einer modernen Form des Analphabetismus. Andere wittern, dass durch die Abschaffung der Schreibschrift die Verbindung der beiden Hirnhälften nicht mehr ausreichend gefördert werde und das Individuelle und Einzigartige der persönlichen Schrift verloren gehe.
Befürworter der Reform halten dagegen, dass damit weder die Schreibschrift abgeschafft werden noch eine schreib-Revolution stattfinde. Schüler würden aber beim Schreiben lernen entlastet, außerdem koste das Erlernen der Schreibschriftschnörkel übertrieben viel Zeit, die anderweitig besser genutzt werden könne. Zudem sei es ja durchaus möglich, Druckbuchstaben miteinander zu verbinden, so dass sich daraus ein individuelles Schriftbild ergibt.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 1. Juli 2011