Äcker ohne Vögel
Alarmierende Zahlen: Auf Europas Agrarlandschaften sterben insektenfressende Vögel aus
Bachstelze (Moticalla alba) Foto: Charles J Sharp, CC BY-SA 4.0
Ist euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass es über den Äckern weniger zwitschert als früher? Der Grund ist, dass die Anzahl an Vögeln, die hauptsächlich Insekten fressen, in der Europäischen Union während der letzten 25 Jahre um 13 Prozent gesunken ist. In Agrarlandschaften ist das Verschwinden besonders gravierend, berichten Forschende des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung aktuell im Fachjournal „Conservation Biology“.
Rund die Hälfte aller in Europa vorkommenden Vogelarten ernährt sich hauptsächlich von Insekten, dazu gehören Vögel wie Bachstelzen, Steinschmätzer und Wiesenpieper. Allerdings geht es den Insektenfressern nicht überall gleich schlecht: In den meisten Lebensräumen gehen nur vereinzelte Arten zurück. Sorgen bereitet den Wissenschaftler_innen eher, was sich auf den Äckern, Wiesen und Weiden abspielt. Hier leben insektenfressende und auch die körnerfressende Vogelarten wie zum Beispiel die Feldlerche, deren Bestände am meisten eingebrochen sind. „Das legt die Vermutung nahe, dass Insekten- und Körnerfresser in den Agrarlandschaften nicht mehr genug Futter finden. Der bislang lediglich lokal nachgewiesene dramatische Schwund der Insekten zeigt demnach europaweite Effekte“, so Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt.
*Pestizide und Monokulturen vertreiben Vögel*
Die Wissenschaftler_innen sehen in der modernen Landwirtschaft die Hauptursache für den europaweiten Rückgang der Insektenfresser. Neben dem starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gingen mit dem Trend zu großflächigen Monokulturen immer mehr Hecken, Ackerränder und Brachen verloren, und viele Wiesen und Weiden würden in Ackerland umgewandelt. Dadurch werde es für die Insektenfresser nicht nur schwerer Nahrung, sondern auch Brutplätze zu finden. Kälte-liebende Arten geräten zusätzlich durch den Klimawandel unter Druck.
Während die Insektenfresser auf dem absteigenden Ast sind, haben Vögel, die bei der Nahrungsaufnahme weniger wählerisch sind, mehr Glück gehabt. „Mit Ausnahme einzelner Arten sind die Bestände solcher Allesfresser europaweit seit 1990 in etwa gleich geblieben. Sie machen damit innerhalb der Vogelgemeinschaft einen größeren Anteil als früher aus“, erklärt Bowler.
Für Böhning-Gaese ergeben sich aus der Studie klare Handlungsempfehlungen: „Nicht alle insektenfressenden Vögel, sondern hauptsächlich die Insektenfresser auf Äckern, Wiesen und Weiden werden immer weniger. Problematisch ist das unter anderem, weil sie auch die natürlichen Feinde der Insekten sind, die auf dem Acker Schaden anrichten können. Wenn wir den Schwund der Insektenfresser stoppen wollen, müssen wir deshalb unsere Art Landwirtschaft zu betreiben, entscheidend ändern.“
Quelle:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 28. März 2019