Alexander Knappe - Die Zweite

Musik-CD

CD-Cover Alexander Knappe - Die Zweite

*Über den Sänger*
Alexander Knappe ist ein deutscher Sänger – und wem das (wie mir) nichts sagt, der hat wohl nicht seit Beginn X-Faktor gesehen, denn in dessen erster Staffel wurde Alexander Knappe bekannt. Und wer dann noch die gewagte Vermutung aufstellt, dass der Albumname „Die Zweite“ eventuell Aufschluss über die bis dahin veröffentlichte Anzahl der Alben gibt, der wird überrascht feststellen, dass er richtig liegt. Das Album „Die Zweite“ ist tatsächlich das zweite von vier Alben, welches 2014 veröffentlicht wurde. Damit wirkt schon allein der Name nüchterner als der doch recht gefühlvolle Titel des ersten Albums „Zweimal bis unendlich“ – welche Bedeutung hinter der nun schon wieder auftauchenden Zahl „Zwei“ steckt, bleibt (mir) allerdings unklar… vielleicht ein geheimer Gruß an eingeweihte Fans? 😉 

*Einige Lieder unter der Lupe*
Die CD beginnt mit dem Titel „Neuland“, was an sich schon rein metaphorisch ein schöner Einstieg in eine neue CD ist. Dieser Titel beinhaltet eine besonders schöne bildhafte Sprache – gleich am Anfang singt Knappe so zum Beispiel: „Ich sitz am Meer und zähle meine Fragen – Sekunden wie Stunden an diesen endlosen Tagen“ und entführt den Hörer so in eine leicht traurige Umgebung, ohne ihn durch Klänge (Melodie und Stimme) allerdings allzu sehr mitzureißen. Zeitgleich merkt man an dieser Stelle auch, dass Knappe eher durch seine literarische Sprache Zugang sucht („Schiffe fahr‘n rein und ich denk ans Fliegen und ich träum mich raus. Wir fahr‘n voll Richtung Süden – Ich bin für Neuland“) als durch „einfache“ Herzschmerzthemen wie Liebeskummer, Verlust oder Begierde.
Obwohl seine Lieder aus dem klassischen Aufbau von Strophen und Refrains bestehen, sind diese melodiös meiner Meinung nach nicht so einprägsam, als dass sie wirklich herausstechen. So habe ich beim ersten Hören der CD keinen richtigen Rhythmus ausmachen können, und die Platte war vorbei, während ich noch auf einen richtigen Anfang wartete.
Auch im weiteren Verlauf fällt Knappe vor allem durch seine literarische, durchaus teilweise sehr schön verwendete Sprache auf („Viel zu spät um früh zu sterben“), die dann teilweise aber wieder durch extrem einfache Wortspielereien zunichte gemacht wird. So singt er in seinem Lied „Ohne dich“ als Refrain „Ohne dich geh ich nicht – und wenn dann geh‘ ich nur mit dir – Ohne dich geht es nicht und wenn dann geht es nur mit dir“, was im Vergleich zu seinen vorherigen literarisch anmutenden Worten doch plötzlich und unerwartet plump auf mich wirkt.
Besonders eindrücklich finde ich persönlich seinen Satz „Wir sehen wieder mal zurück – doch der Wind kommt von vorn!“ – wobei ich dieses Lied zuerst aufgrund der einführenden, auf mich sehr disharmonisch wirkenden Klänge, weggeschaltet hatte (und nach wie vor jedes Mal, wenn es anfängt, versucht bin, das wieder zu tun, ehe ich mich dran erinnere, welches Lied folgt). Übersteht man diese Anfangssekunden allerdings, macht das Lied dies mit einer solchen Ruhe wett, die man benötigt, um abends einfach mal mit Tee aus dem Fenster sehen und nichts machen zu können.

Auch bei den weiteren Liedern fällt der enorme Kontrast zwischen Text und Melodie auf. So ist auch der Text von „Irgendwo im Süden“ recht traurig („Wir schlafen zweisam ein, ich wache einsam auf. Vor mir liegt ein Tag im Leerlauf. Ohne dich ist hier zu viel Nichts, ich höre die Songs, die du sonst hörst, trinke den Tee, auf den du so schwörst“) – dem lässt Knappe allerdings durch eine recht schnelle Melodie und Rhythmik (womöglich bewusst?) keinen Platz.

Eine etwas sanfte Melodie dringt tatsächlich im Lied „Kind geblieben“ durch, hier verzichtet Knappe allerdings dann auf Metaphern und literarische Sprache („Wir scheißen auf New York“).

Gut gefällt mir das Lied „Bis meine Welt die Augen schließt“ – das Lied hat einen schönen Text und eine zarte Hintergrundmelodie, teilweise fehlt mir aber dann doch das Gefühl in der über die Lieder beinahe gleichbleibenden Stimmlage (die Lieder sind zum größten Teil Sprechgesang ohne viel Variation).

Meiner Meinung nach befinden sich auf der CD teilweise sehr schöne Texte, die sich sehr gut für literarische Schriftsprache eignen, eventuell auch mit richtiger Rhythmik und (Haupt-)Melodie gut aufbereitet und umgesetzt werden könnten, in Zusammenhang mit den bisher verwendeten Mitteln aber größtenteils ohne Eindruck bleiben.
Wer eine CD erwartet, die einen zu Tränen rührt oder mitfiebern lässt, der wird enttäuscht werden, wer sich allerdings auf etwas Ruhe einlassen will, der wird hier einen guten Zugang finden.

*… und noch mal ganz klar: …meine Meinung dazu*
Ich muss zugeben, für mich persönlich ist kein Lied dabei, das wirklich zu einem Erfolgshit taugen würde. Auch gab es kein Lied, das mich von Anfang an überzeugt hätte oder bei dem man eine „Ach, wie schön!“-Stimmung bekommt. Dennoch ist die CD sehr angenehm anzuhören, vielleicht gerade weil sie nicht eine von Gefühl überwältigte Stimme oder Melodie beinhaltet und auch nicht durch „harte“ oder schnelle Klänge schnell erschöpft.
Es ist eine schöne CD, um sie nach einem langen Tag zum Ausspannen anzuhören. Die Texte muten literarisch an, sind zum Teil sogar Reime, die Melodie ist wenig anspruchsvoll, und die Stimme hat eine angenehme Lage, die einen langsam wegdämmern lassen kann, ohne wirklich stark die Gefühle, die den Worten beiliegen könnten, übertreten zu lassen.
Ich werde die CD sicher noch öfter mal einlegen – nicht, um sie bewusst Wort für Wort zu hören, sondern um nach einem langen Tag angenehme, nicht zu überfordernde und gefühlsreiche Klänge zu haben, um ausspannen zu können.

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Autorin / Autor: Antonia - Stand: 16. August 2018