All Our Hidden Gifts - Die Macht der Karten (All Our Hidden Gifts 1)

Autorin: Caroline O'Donoghue
Übersetzerin: Christel Kröning

Maeve Chambers ist 16 Jahre alt und hat so ziemlich alle Probleme, die ein Teenager auch nur haben könnte. Obwohl... wahrscheinlich noch viel mehr. Dabei erreicht sie definitiv eine Grenze, als sie einen Lehrer mit ihrem Schuh bewirft und als Strafe den alten Schulkeller aufräumen muss. Sie ist alles andere als begeistert, quält sich aber trotzdem durch die alten verstaubten Sachen und findet ein Tarotkartenspiel. Dass sie damit das Interesse von allen aus ihrer Klasse bekommt, hätte sie nie erwartet und so wird die langweilige Maeve zur Tarotexpertin. Umso mehr Tage vergehen, desto mehr Mitschülern legt sie die Karten. Bis sie ausgerechnet ihrer ehemaligen besten Freundin Lily, der Maeve die kalte Schulter gezeigt hat, die Karten legt und Maeves Mund schneller als ihr Kopf einschaltet. Lily verschwindet und Ungewöhnliches wird von Tag zu Tag immer mehr ein Teil von Maeves Leben. Doch zum Glück sind da ja auch noch Fiona und Roe, die sich gemeinsam mit ihr auf ein gefährliches Spiel einlassen, bei dem es um weit mehr geht als nur um das Zurückholen von Lily. Wird Lily zurückkommen und werden die drei Freunde überleben?

Meine Meinung:
Ich habe noch nie zuvor ein Buch über Tarokarten gelesen oder mich insgesamt auch nicht sehr viel mit dem Thema beschäftigt. Umso gespannter war ich dann aber auf dieses Buch, denn die Idee klang toll und ich wollte auch mal eine ganz andere Seiten von Fantasy lesen und das konnte ich mit dem Buch auch. Doch so ganz konnte mich die Umsetzung leider nicht überzeugen und warum, erfahrt ihr jetzt:

Der Schreibstil der Autorin war für die Altersgruppe (ab 14) angemessen, wenn auch sehr an der Umgangssprache angelehnt, aber das passte auch ganz gut, denn das Buch wird aus der Sicht der Hauptprotagonistin Maeve erzählt und genauso habe ich mir ihre Art und Stimme auch vorgestellt. Es lässt sich sehr leicht lesen und durch die gut eingeteilten Kapitel ist auch der Lesefluss toll! Caroline O´Donoghue hat das Buch interessant geschrieben und ihren ganz eigenen Stil miteinfließen lassen, sodass sich das Buch definitiv von den anderen abhebt. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin eben nicht nur umgangssprachlich schreibt, sondern auch etwas geheimnisvoll, spannend und mysteriös, so wie auch die Geschichte rüberkommen sollte. So kamen bei mir diese Atmosphäre und dieses magische, übersinnliche und eben auch sehr unheimliche Gefühl, welche die Autorin mit dem Schreibstil hätte verstärken können, nicht wirklich an.

Die Stärke dieses Buches liegt meiner Meinung nach auf jeden Fall bei den Protagonisten! Alle waren sehr authentisch und was mir vor allem gut gefiel, war, dass sie überhaupt nicht an Klischees anlehnen oder stereotypische Charakterzüge haben, sondern alle sehr bunt leben und sehr eigen sind. Maeve ist eigensinnig und aufgeweckt, während Fiona und Roe die Freundesgruppe mit ihren eigenen ganz unterschiedlichen und wunderbaren Charakter bereichern. Maeve, Fiona und Roe gehören wohl zu den Protagonisten, an die ich mich noch sehr lange erinnern werde! Das Buch war wohl besonders wegen ihnen so toll zu lesen, denn es war wirklich spannend, ihre Geschichte zu verfolgen. Man erlebt mit ihnen so viele von ihren Lebensphasen und die Autorin hat noch einen draufgesetzt und zu den bereits großartigen Protagonisten wichtige und hochaktuelle Themen eingebracht, sodass sehr viele Charaktere sie hautnah miterleben. LGBTQ+, Mobbing ,das Erwachsenwerden und Finden der eigenen Identität hat die Autorin sehr gelungen aufgegriffen und mich somit auch zum Nachdenken gebracht! Umso wichtiger finde ich, dass diese Themen gelungen in ein Fantasy Jugendbuch eingebracht werden und man parallel zur Geschichte aufgefordert wird, sich mehr damit auseinanderzusetzen.

Was ich von der Geschichte halten soll, weiß ich noch immer nicht ganz... Die Idee ist gut, ja, aber die Umsetzung  hätte besser sein können. Man erwartet, dass die Tarotkarten die Hauptrolle spielen, was sie anfangs auch tun, aber das lässt nach und sie sind letzten Endes nur der Auslöser des Ganzen. Auch wenn die Geschichte in irgendeiner Weise packend ist, da man wissen will, wie es nun letzten Endes weitergeht, was passiert oder wie es passiert, werden die Fantasyelemente meiner Meinung nach nicht richtig zu Ende gedacht. Es gibt kein richtiges Konzept, ich weiß bis jetzt noch nicht, ob es um Magier, Hexen oder ähnliches ging. Einzelne Handlungen passieren, werden aber nicht richtig mit anderen verknüpft, was das Ganze natürlich schwer zu verfolgen macht. Bis zur Hälfte konnte ich noch einem roten Faden folgen, der geht aber danach leider verloren und es werden viele Theorien eingeworfen, sodass man verwirrt ist und auch die Verknüpfung zur Realität nicht ganz versteht. Ich dachte bis zum Ende, dass der Lösungsweg, den die Protagonisten einschlagen, nur ein „In-die-Irre- Führen“ ist und eigentlich etwas ganz anderes hinter all dem steckt. Einerseits ist das natürlich gut, denn so war das Buch keineswegs voraussehbar, aber andererseits zeigt das auch, dass alles etwas weit hergeholt ist oder einfach nicht richtig zur Geschichte passt.

Fazit:
Das Buch konnte mich von der Thematik und den Protagonisten her auf jeden Fall für sich gewinnen, aber bei der Umsetzung der Geschichte hat mir leider noch einiges gefehlt. Für diejenigen, die in das Genre Fantasy einsteigen möchten, könnte das Buch dafür aber ein sehr guter Anfang sein.


*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: Julia M. - Stand: 11. Juni 2021