Mädchen werden Floristin, Jungs reparieren Autos - das war einmal! Denkste! Ob diese Klischees über die geschlechtsspezifische Berufswahl junger Leute und Auswahl durch die Betriebe immer noch zutreffen, hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) untersucht. Und es zeigt sich, dass wenig "Unkonventionelles" geschieht. Dort, wo Männer bisher dominierten, dominieren sie immer noch und umgekehrt.
Unter den dualen Ausbildungsberufen mit mindestens 500 Ausbildungsanfängern sind fast 60, bei denen die jungen Männer einseitig dominieren, ihr Anteil also bei über 80 % liegt. Bei 14 weiteren Berufen ist es umgekehrt, diese sind weiblich dominiert. Bei der nur sehr schleppenden Eroberung dieser Domänen durch das jeweils andere Geschlecht liegen jedoch die jungen Frauen vorn: Sie haben es immerhin in sieben männerdominierten Berufen geschafft, ihren Anteil im Vergleich der Jahre 2005 und 2012 - allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehend - um mindestens vier Prozentpunkte zu steigern, die Männer hingegen nur in einem. "Man kann die jungen Leute nur ermutigen, sich für Berufe zu interessieren, die bislang eher dem anderen Geschlecht vorbehalten waren, um so ihr Spektrum an Ausbildungschancen zu erweitern", erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. "Die Betriebe sind ebenfalls gut beraten, hier stärker über den Tellerrand zu schauen. Nur so erschließen sie sich alle Potenziale, um die dringend benötigten Auszubildenden zu finden."
Ein Blick auf die langfristige Entwicklung von 1980 bis 2011 zeigt, dass in männlich dominierten Ausbildungsberufen (0 - 20 % Frauenanteil) inzwischen 10,5 % aller weiblichen Auszubildenden zum Berufsabschluss geführt werden. 1980 waren es lediglich 5,4 %.
Bei einem Vergleich der Jahre 2005 und 2012 ergibt die BIBB-Auswertung im Einzelnen folgendes Bild:
*Bei den vornehmlich männlich besetzten Berufen zeigt sich ein Zuwachs des Frauenanteils von mindestens vier Prozentpunkten in sieben Berufen. Dies bedeutet teilweise eine Verdoppelung des allerdings immer noch relativ niedrigen Anteils.*
Fertigungsmechaniker/-in (+6,3 % auf 14,2 %)
Bauten- und Objektbeschichter/-in (+5,6 % auf 13,8 %)
Bäcker/-in (+5,3 % auf 23,3 %)
Maler/-in und Lackierer/-in (+5,1 % auf 14,9 %)
Fluggerätemechaniker/-in (+5,1 % auf 12 %)
Fahrzeuglackierer/-in (+4,9 % auf 12 %)
Holzmechaniker/-in (+4,0 % auf 8,4 %)
*Dagegen ist bei folgenden Berufen der ohnehin schon niedrige Frauenanteil nochmals gesunken:*
Fachinformatiker/-in (-0,1 % auf 6,9 %)
Ausbaufacharbeiter/-in (-0,2 % auf 1,4 %)
Dachdecker/-in (-0,4 % auf 1,1 %)
Glaser/-in (-0,5 % auf 3,1 %)
Stuckateur/-in (-0,5 % auf 3,4 %)
Mechatroniker/-in für Kältetechnik (-0,6 % auf 1,1 %)
Maschinen- und Anlagenführer/-in (-1,6 % auf 6,1 %)
Schornsteinfeger/-in (-3,4 % auf 9,1 %)
*Bei den vornehmlich weiblich besetzten Ausbildungsberufen erfahren drei nochmals einen prozentualen Zuwachs des Frauenanteils:*
Gestalter/-in für visuelles Marketing (+6,1 % auf 86,6 %)
Tourismuskaufmann/-frau (Kaufmann/-frau für Privat- und Geschäftsreisen) (+2,4 % auf 83,8 %)
Florist/-in (+0,6 % auf 96,2 %)
*Bei zehn Berufen zeigt sich eine leichte Tendenz zur Angleichung durch einen sinkenden Frauen- und entsprechend leicht steigenden Männeranteil. Dies gilt beispielsweise für folgende Ausbildungsberufe:*
Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk (-4,0 % auf 89,6 %)
Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/-r (-1,3 % auf 94,9 %)
Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r (-1,2 % auf 96 %)
Tiermedizinische/-r Fachangestellte/-r (-1,0 % auf 95,5 %)
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 24. April 2013