„Am Ende der Treppe, hinter der Tür“ ist ein Jugendroman von Sabine Ludwig. Hinter dem - im ersten Moment wenig aussagenden Titel - verbirgt sich die Geschichte der 16jährigen Martha.
Nachdem ihr Vater, ein durch die Welt reisender Journalist, verstorben war, zog Martha mit ihrer Mutter kurze Zeit später zu Johannes. Der Freund ihrer Mutter, wie Martha ihn nennt, verlor seine Frau bei einem Unfall, seine Tochter Penelope auch Poppy genannt, welche im Kindergartenalter ist, überlebte diesen wie durch ein Wunder. Allerdings stört Martha so gut wie alles. Poppy platzt ständig in ihr Zimmer und sie muss auch noch den Aufpasser spielen. Johannes verbringt zu viel Zeit mit ihrer Mutter, welche sich zudem mehr um Poppy zu kümmern scheint, als um Martha. Zum Glück gibt es ja noch Jill, ihre beste Freundin, und Miller, den süßen Englischlehrer. In letzteren ist sie seit dem ersten Moment verliebt.
Jill und sie verbringen viel Zeit zusammen und arbeiten auch in der Theater AG, welche von Miller geleitet wird, gemeinsam.
Für ein Theaterstück bestellt sich Martha ein Kleid im Internet, welches aber bei ihrer Nachbarin abgegeben wird. Als letztere aber einfach nie zu Hause ist, schleicht sich Martha mit dem Ersatzschlüssel in die Wohnung. Als plötzlich Schritte und Geräusche zu hören sind, versteckt sie sich im Wandschrank – und hört wie ihre Nachbarin ermordet wird! Das muss sie sofort Jill erzählen und zusammen haben sie die Idee! Sie erpressen den Mörder, mit dem Geld könnten Martha und ihre Mutter eine eigene Wohnung beziehen. Alles scheint perfekt geplant – doch dann kommt alles anders.
Martha hat den Tod ihres Vaters im Gegensatz zu ihrer Mutter nie verarbeiten können. Und dann soll sie sich ihre Mutter auch noch mit einem fremden Mann und einer Stiefschwester teilen, die sie komplett in Beschlag nimmt.
Die Autorin ist sowohl auf das Thema Trauerverarbeitung, als auch auf die Thematik der Patchworkfamilie eingegangen. Außerdem können sich wahrscheinlich viele Jugendliche mit kleinen Geschwistern erkennen, denn jeder weiß, wie anstrengend es sein kann, wenn man oft gestört wird und dann auch noch aufpassen soll. Auch werden die Themen Liebe, speziell das Verliebtsein in einen Lehrer, und Kindesmisshandlung angesprochen.
Ich persönlich muss sagen, dass ich nach dem Klappentext etwas ganz anderes erwartet habe, als es dann wirklich war. Wenn man den Klappentext gelesen hat, erwartet man einen Psychothriller - ein packendes Buch, in welchem die Hauptperson in Lebensgefahr gerät und bedroht wird. Eine Idee, die nach hinten los gegangen ist.
Doch die eigentliche Geschichte, die erzählt wird, ist vollkommen anders.
Bis zur Hälfte des Buches könnte man meinen, es wird die Geschichte von einem normalen 16-jährigen Mädchen erzählt, die einen Schicksalsschlag in Form des Todes des Vaters ereilt hat und die nun mit dem Freund der Mutter und dessen Tochter zusammen leben muss. Allerdings ist dieser Teil keinesfalls langweilig, wie nun vermutet werden könnte. Man lernt die Protagonisten und die Hintergründe kennen. Die Zusammenhänge werden deutlich und man taucht in das Leben der Hauptperson ein. Eigentlich lernt man insbesondere Martha sehr genau kennen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich nicht alle Emotionen, Reaktionen und Verhaltensweisen nachvollziehen konnte.
Eventuell kann ein Leser, der Ähnliches wie Martha erlebt hat, das aber alles besser verstehen. Die eigentliche Mordsituation realisiert man genau wie Martha erst später. In dieser Textstelle konnte die Autorin das Gefühl nichts zu sehen, nur etwas zu hören, sehr gut umsetzen. Man muss allein auf Grund von beschriebenen Geräuschen erraten, was geschieht. Die nachfolgende Story beschreibt nun Marthas Verhalten nachdem sie weiß, dass sie einen Mord belauscht hat. Die Idee den Mörder zu erpressen, scheint anfangs weit hergeholt, da selbst Martha nicht daran glaubt, aber nachdem sie Formen angenommen hat, ist sie gar nicht so dumm. Es macht Spaß, den Entwicklungen zu folgen und ich konnte den inneren Zwiespalt der Hauptperson voll und ganz verstehen. Sie war hin und her gerissen, ob sie nachsehen sollte, ob der Mörder geantwortet hat oder nicht. Sollte sie der Neugier oder der Angst folgen? Die Autorin hat dies sehr schön ausformuliert. So setzt sich die Story fort und man merkt kaum, wie schnell sie dahinfliegt. Ab und an hat die Autorin Tagträume der Hauptperson eingefügt. Diese waren anfangs noch sehr schön, langweilten am Ende aber, da sie inhaltlich immer das gleiche aussagten.
Das Ende war dann sehr überraschend und dürfte von keinem voraussehbar gewesen sein. Dieses hätte für meinen Geschmack aber noch ein wenig ausgearbeitet werden können. Zwar wurden die Gefühle und Eindrücke passend beschrieben, aber man hat mehr erwartet.
Alles in allem ein sehr interessantes und besonderes Buch, das überrascht und die Handlung nicht vorher schon offenlegt. Allerdings ist der Schreibstil eher einfach gehalten, damit auch Lesemuffels das Buch nicht aus der Hand legen.
*Erschienen bei Rowohlt*
Autorin / Autor: unforgettable - Stand: 11. November 2013