Annahme verweigert!

Studie: Optimisten-Gehirn ignoriert schlechte Nachrichten

Manche Dinge will der Mensch einfach nicht hören. Etwa, dass er aufgrund seines Lebenswandels eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, sich eine schlimme Krankheit zuzuziehen. Lieber blickt er weiter optimistisch in die Zukunft. Menschen, die besonders optimistisch durchs Leben gehen, neigen offenbar dazu, ihre Lehren nur aus Informationen zu beziehen, die den Blick durch ihre rosarote Brille nicht verdunkeln. Das meinen ForscherInnen vom University College London, die gemeinsam mit KollgeInnen von anderen Universitäten in einer Studie mit Freiwilligen untersucht haben, wie Menschen auf gute und schlechte Nachrichten reagieren.

Zunächst wurde der Optimismus-Level von Testpersonen per Fragebogen erfasst. Dann wurden die ProbandInnen mit 80 verschiedenen negativen Ereignissen konfrontiert und befragt, wie wahrscheinlich sie einschätzten, künftig selbst von solchen Ereignissen betroffen zu sein, etwa einem Autodiebstahl oder einer schweren Erkrankung. Dabei wurden ihre Gehinraktivitäten mittels bildgebender Kernspintomographie festgehalten.
Dann wurden sie mit der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit konfrontriert. Sie hatten dann die Möglichkeit ihre eigene Schätzung zu korrigieren.

Es zeigt sich, dass die Testpersonen ihre Schätzung durchaus anpassten, aber nur, wenn die tatsächliche Wahrscheinlichkeit niedriger lag, als sie selbst befürchtet hatten. War aber die tatsächliche Wahrscheinlichkeit höher, dann ignorierten die Testpersonen diese Zahl lieber und blieben bei ihrer ursprünglichen Einschätzung.

Bei dem Gehirnscan zeigte sich, dass bei allen Testpersonen bei einer positiven Nachricht eine höhere Aktivität in der Gehirnregion sichtbar wurde, die für die Fehlerverarbeitung zuständig ist. Bekamen sie jedoch eine negative Nachricht (also eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein schlechtes Ereignis), dann zeigten besonders optimistische Testpersonen in diesem Bereich eine deutlich schwächere Reaktion als ihre pessimistischen Mitstreiter.

Die ForscherInnen betonen, dass das Gehirn sich offenbar die Informationen, die es haben will, gezielt auswählt und andere geflissentlich ignoriert - möglicherweise ein Grund, warum Warnhinweise auf Zigarettenschachteln bei Optimisten einfach keine Wirkung haben.

Die Ergebnisse zeigen aber ein zweischneidiges Schwert: zum einen ist Optimismus natürlich grundätzlich etwas Positives, das Stress und stressbedingte Krankheiten reduzieren kann. Auf der anderen Seite führt bedingungsloser Optimismus dazu, dass man Risiken unterschätzt und den Tatsachen nicht ins Auge blickt.

Autorin / Autor: Redaktion / eurekalert.org - Stand: 10. Oktober 2011