Aprikosensommer
Autorin: Deniz Selek
ab 12 Jahren
Evelyn, die Protagonistin des Romans „Aprikosensommer“, ist fünfzehn Jahre jung, lebt mit ihrer Mutter in Berlin und besucht dort eine Waldorfschule. Klingt nach einem ganz normalem Mädchen, oder? Fast, denn etwas unterscheidet Evelyn von ihren Freundinnen: Sie kennt ihren Vater nicht.
Weder weiß sie wie er heißt oder wie er ist, noch wie er aussieht. Seit Jahren versucht sie dieses Geheimnis zu lüften, vergeblich, denn ihre Mutter weigert sich ihrer Tochter die Wahrheit zu sagen. Am Ende eines katastrophalen Schultages, Evelyn wird erst von ihrer großen Schulliebe verlassen und dann verletzt sie sich auch noch fürchterlich im Werkunterricht, erfährt sie dann doch die wahre Geschichte über ihren türkischen Vater und beschließt sich auf die Suche nach ihm zu machen, um ihn kennenlernen zu können.
Wer das Schicksal der jungen Evelyn teilt, der wird sich in diesem Roman und der Protagonistin nicht selten wiederfinden und die Gefühle und Gedanken der Walldorfschülerin gut nachvollziehen können. Wer ihr Schicksal, den Leiblichen Vater nicht zu kennen, nicht teilt, dem lege ich diesen Roman dennoch ans Herz, denn nicht nur, dass er wunderschön geschrieben ist, er erzählt auch von den alltäglichen Problem eines jungen Menschen: Konflikte in der Familie, die Beziehung zur besten Freundin, die erste Liebe und der erste Liebeskummer. Dinge, die wohl jedes Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren kennt.
Deniz Selek, die Autorin dieses wunderbaren Jugendromans wurde in Hannover geboren und wuchs in Istanbul auf. Sie kennt also den Sprung zwischen den beiden im Roman vorkommenden Kulturen und kann ihn glaubhaft und lebhaft wiedergeben. Wieder in Deutschland lebend studierte sie Germanistik und Innenarchitektur. Genau wie die Protagonistin ihrer Erzählung lebt Deniz Selek in Berlin und nutzt ihr Wissen über die Hauptstadt, um dieses in ihrem Roman wiederzugeben. Bildlich berichtet und beschreibt sie die Straßen und Plätze Berlins, sodass der Leser das Gefühl bekommt, sich selbst in dieser Stadt aufzuhalten. Ein weiterer Punkt, der mir sehr gefallen hat, ist, dass der Titel „Aprikosensommer“ im Verlauf der Geschichte aufgegriffen und erklärt wird. „Aprikosensommer“ könnte einiges heißen, doch dieses Wort ist eine Symbolik, ein kleines Rätsel, dem der Leser auf die Spur geht und so viel kann ich verraten: die Auflösung dieses Rätsels ist äußerst interessant und überraschend. Abschließend möchte ich erwähnen, dass ich diesen Roman wirklich in einem Stück durchgelesen habe und ihn einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte, da er mich so sehr gefesselt hat. Auch gehört „Aprikosensommer“ zu den Büchern, deren letzte Seite man liest und darüber traurig ist, dass das Buch nun zu Ende ist, weil man noch stundenlang weiterlesen und die Erlebnisse der Protagonistin weiter verfolgen möchte.
*Erschienen bei Fischer*
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Autorin / Autor: nela - Stand: 28. Mai 2015