Atmosphärische Kunst

Studie: Was Gemälde über das Klima vergangener Zeiten verraten

Bild: LizzyNet

WissenschaftlerInnen müssen manchmal ungemein kreativ sein, wenn es darum geht, Licht ins Dunkel der Vergangenheit zu bringen. Warum dann nicht gleich mal bei den Kreativen anderer Disziplinen vorbeischauen und gucken, was die zu dem Thema beitragen können.

So hat ein deutsch-griechisches Forscher-Team zahlreiche Sonnenuntergangsgemälde aus der Zeit von 1500 bis 2000 ausgewertet, um zu überprüfen, ob sie brauchbare Erkenntnisse zur damaligen Klimasituation liefern können. Als etwa 1815 ein Vulkan in Indonesien ausbrach, konnten Maler auf der ganzen Welt sehen, wie sich die Farbe des Himmels änderte. Denn die durch den Vulkanausbruch verursachte hohe Konzentration von Aerosolen (Mischung aus Schwebteilchen und Gas) in der Atmosphäre sorgt offenbar für eine besonders intensive Rot-Orange-Färbung des Himmels bei einem Sonnenuntergang. Das haben sich viele Maler natürlich nicht entgehen lassen und haben die Farbenpracht erfolgreich in ihren Kunstwerken verewigt.

Das Forscher-Team wollte nun also überprüfen, inwieweit die Farben auf den alten Gemälden verlässlich Auskunft darüber geben können, wie es um die damalige Atmosphäre bestellt war. Studienhauptautor Christos Zerefos und sein KollegInnen analysierten darum mehrere Hundert Sonnenuntergangsbilder großer Maler aus fünf Jahrhunderten, in denen es auch mehrere Vulkanausbrüche gegeben hatte. Dabei fanden sie heraus, dass vor allem das Verhältnis von Rot und Grün das Zeug hat, Veränderungen in der Atmosphäre abzubilden. Die ForscherInenn ermittelten also das Verhältnis der beiden Farben und verglichen die Ergebnisse mit Messdaten, die aus Eisbohrkernen in Grönland gewonnen worden waren. Je verschleierter die Luft war - wegen Vulkanausbrüchen doer auch wegen der beginnenden Industrialisierung - desto rötlicher wurden auch die abgebildeten Sonnenuntergänge - unabhängig vom Maler und der Stilrichtung des Künstlers.

Auch mit der Hilfe eines zeitgenössischen Malers haben die WissenschaftlerInnen die Zuverlässigkeit des künstlerischen Blicks überprüft. Er sollte an zwei verschiedenen Tagen den Sonnenuntergang abmalen. An einem Tag war die Luft klar, am zweiten sorgte ein Saharasturm für jede Menge Staub in der Luft - wovon der Maler allerdings nichts ahnte. Die WissenschaftlerInnen maßen dann den Schwebstoff-Gehalt in der Luft und verglichen ihn mit dem Rot-Anteil auf den beiden Bildern. Wie sie erwartet hatten, hatte der Künstler die Farbverschiebung enstprechend dargestellt. Mehr Schwebteile - mehr Rot. 

Die ForscherInnen folgern, dass alte Gemälde insofern durchaus wertvolle Erkentnisse über Zeiten liefern können, aus denen keine Messwerte vorliegen. KlimaforscherInnen werden darum in Zukunft vielleicht öfter mal durchs Museum spazieren statt in Grönland tiefe Löcher zu bohren.

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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 26. März 2014